Inflation, Spekulation und die US-Notenbank

Ein Versuch über die Geldpolitik der US-Notenbank

Inflation, Spekulation und die US-Notenbank

Inflation, Spekulation, Börsen-Blase, US-Notenbank. Diese Schlagworte allein klingen bereits nach einer Geschichte. Und obwohl die Volkswirtschaftslehre ein durchaus kompliziertes Geschäft ist, scheint es immer so, als wüssten alle Bescheid, wenn ihre großen Begriffe fallen. Nun hat die US-Notenbank unter Noch-Chef Ben Bernanke am Donnerstag beschlossen, ihre "ultralockere Geldpolitik" - noch so ein Schlagwort - fortzusetzen und schon sind die Kommentare und Artikel wieder gespickt mit Finanzlatein. Kommt auf die USA eine neue Inflation zu? Weisen die "Kursfeuerwerke" (ein schönes Bild, oder? So viel Lärm und so wenig Substanz…) an den Börsen auf die Bildung einer neuen Blase hin? Ist Spekulation wieder "in"?

Zocken, dealen und brokern

Nun, jedenfalls letzteres ist leicht zu beantworten: Spekulation, also zocken, dealen, brokern und was man mit (scheinbar) virtuellem Geld so alles anstellen kann, war nie und wird nie "out" sein. Weltfinanzkrise - gibt es die eigentlich noch, heißt die inzwischen anders? - hin oder her. Aber zurück zur US-Notenbank. Die kauft im Moment, und so wird es nach der gestrigen Sitzung auch zunächst bleiben, pro Monat US-Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Wert von 85 Milliarden Dollar. Gleichzeitig hält sie diejenigen Zinsen, zu denen sich Banken bei ihr, der US-Notenbank, Geld leihen können, bei nahe 0 %. Inflationsgefahr! Spekulations-Hilfe! rufen die einen, dringend notweniger Impuls für Konjunktur und Arbeitsmarkt der USA beruhigen die anderen.

Die Geldpolitik der US-Notenbank

Klar ist, dass durch diese Maßnahmen der US-Notenbank folgende Dinge passieren: Die Zinsen für US-Staatsanleihen (wie auch, allerdings aus anderen Gründen, hierzulande der Fall) bleiben niedrig, was viele Investoren dazu bewegt, auf Papiere mit höherer Rendite (und höherem Kurrisiko) zu setzen. Dem Staat erlaubt es umgekehrt, sich seine Schulden geringer zu rechnen. Ebenfalls gering bleiben Kreditzinsen, auch wenn die Banken selbstverständlich weder institutionellen noch privaten Anlegern zu ähnlich guten Konditionen Geld leihen, wie die US-Notenbank ihnen. Kreditfinanzierte Investitionen in Finanzprodukte, die spekulativer sind, als US-Staatsanleihen (also ungefähr alle, vom Firmenanteil bis zu irgendwelchen windigen Derivaten) lohnen sich also im Moment besonders. Die Börsen reagieren entsprechend und vom Dow Jones bis zum DAX erreichen die Indizes Rekordwerte am laufenden Band.

Wieder unter die Matratze?

Schaute man nur auf die Aktienbarometer ist der Crash von 2008 bereits mehr als wett gemacht. Von dieser Warte aus müsste man der US-Notenbank vollen Erfolg bescheinigen. Geld zu sparen, es also auf irgendwelchen "normalen" Konten zu deponieren, ist in solchen Zeiten auf den ersten Blick ein Verlustgeschäft, obwohl die US-Inflation mit gerade einmal 1,5% noch immer sehr niedrig liegt. Kaufen, kaufen, kaufen, so könnte man das, was die US-Notenbank - nicht zuletzt auf politischen Druck hin - den USA und damit in gewisser Weise immer auch dem Rest der Welt verschreibt, beschreiben. Warum werde ich trotzdem das Gefühl nicht los, dass es wieder an der Zeit ist, über die heimische Matratze als Gelddepot nachzudenken? Zugegeben, das ist fast schon undemokratisch.

Andreas Kellner

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