Sicherheitsstandards bei Kernkraftwerken - Bauingenieure empfehlen: Multiple Gefahren stärker berücksichtigen

München. In den Sicherheitsstandards der Kernkraftwerke sollten nach Ansicht der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau multiple Gefährdungen, die kurz aufeinander folgen können, stärker berücksichtigt werden. In Japan hatte zunächst ein Erdbeben und ein anschließender Tsunami zu einer Nuklearkatastrophe geführt. Mehrere Explosionen beschädigten die bauliche Struktur der Kernkraftanlage Fukushima. Zwar schließt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken ein vergleichbares Szenario für Deutschland aus, dennoch müssen Restrisiken möglicherweise neu bewertet werden, so der 2. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau: „Denkbar wäre hierzulande zum Beispiel ein Flugzeugabsturz auf ein Kernkraftwerk oder ein terroristischer Anschlag kurz nach einem Erdbeben.“ Selbst in solchen unwahrscheinlichen Fällen müsse eine ausreichende Resttragfähigkeit gegeben sein.

Mit Blick auf Fukushima gab Gebbeken Entwarnung: „Wir haben in Deutschland keine Naturgefahren, die denen in Japan ähnlich sind.“ Die deutschen Kernkraftwerke bezeichnete er aus Sicht eines Bauingenieurs als sicher: Bei den Berechnungen für den Bau werden Einwirkungen durch Erdbeben, Stürme, Hochwasser und Flugzeugabstürze berücksichtigt. Die Dichtigkeit sei durch ein Mehrfachschalensystem mit zum Teil meterdicken Wänden gegeben. Allerdings ergänzte Gebbeken: „Bauingenieure beschäftigen sich ausschließlich mit Fragen zum Bau.“ Nachdem es in Japan Probleme mit der Kühlung der Brennstäbe gegeben hatte, empfahl Gebbeken die baulichen Sicherheitskriterien für Gebäude mit kühlrelevanten Anlagen zu prüfen.

Insgesamt seien die Anforderungen an die Anlagen extrem hoch. „Während gewöhnliche Gebäude für eine Lebensdauer von rund 50 Jahren ausgelegt sind, sind Kernkraftanlagen so gebaut, dass sie eine mehrfache Lebensdauer haben.“ Das für den Bau und die Prüfung von Sonderanlagen und Sondereinwirkungen notwendige Fachwissen erhalten Bauingenieure nur zum Teil an den Universitäten. Gewöhnlich müsse es sich in speziellen Kursen und Fortbildungen angeeignet werden.

So bietet die Bayerische Ingenieurakademie zum Beispiel etwa alle zwei Jahre ein Seminar zum Erdbebeningenieurwesen an. Gebbeken richtet alle zwei Jahre die Weiterbildung Bau-Protect aus, die sich mit Explosionen und Einschlägen auf Bauwerke beschäftigt. Es gibt bundesweit nur wenige Ingenieurbüros, die mit dem Bau und der Prüfung von Kernkraftanlagen vertraut sind, davon haben etwa drei in Bayern ihren Sitz.

Internet: www.bayika.de

Zu dieser Pressemitteilung haben wir auch ein Interview-Video veröffentlicht. Sie finden es unter der Internetadresse:

http://www.youtube.com/watch?v=gZ8DcfA7Nhs

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