27.03.2011 : Demonstration gegen die Messe " Reiten Jagen Fischen" in Erfurt

In Erfurt findet derzeit wieder die Messe „Reiten, Jagen und Fischen“ statt. Etwa 25.000 selbsternannter „Naturfreunde“ kaufen hier ihr Jagd-, Angel- und Reitzubehör, präsentieren ihre lebendigen (Pferde) und bereits erlegten Trophäen, bestärken unter Gleichgesinnten ihren Glauben an die moralische Legitimität und gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Hobbys. Doch um diesen nachzugehen oder aus ihnen Profit zu schlagen, werden Tiere zu bloßen Instrumenten degradiert, systematisch ausgebeutet und getötet.

JAGD: Der Mehrheit der Deutschen sind die Jagd und ihre jährlich fast 7 Millionen elend verendeten Opfer zuwider. Die gesellschaftliche Toleranz im Land mit der größten Hochsitzdichte der Welt entspringt einzig der vermeintlichen Stärke des „Populationsarguments“: Die Populationen der wenigen, noch verbliebenen Tierarten seien zu „regulieren“, um das ökologische Gleichgewicht zu stabilisieren, schließlich gäbe es keine Beutegreifer. (Diese rotteten Jäger bereits aus.) Die Treibjagd sei also „moralisch“ verpflichtend, weil sie dem „Artenschutz“ diene. Dabei wird gerne verschwiegen, dass auch 400.000 von Jägern erschossene Hauskatzen jährlich in Deutschland diesem „Populationsargument“ erliegen.

Jedoch zeigen wissenschaftliche Studien und der problemlose Betrieb von Nationalparks mit Jagdverbot, dass sich Tierpopulationen selbst regulieren: Geburtenraten gehen zurück, wenn die Reviere zu klein würden. Zudem verliert die angeblich „selektive“ Jagdfunktion ihren Sinn, da zugleich Zufütterungen jagdinteressanter Tiere, teils mit industriellem Kraftfutter, regulär sind. Sinn ergibt das nur, wenn hohe Populationen wegen hoher Abschussraten erwünscht sind. Fasane u.a. werden sogar für die Jagd gezüchtet. Natürliche Regulation und Selektion wird somit durch unnatürliche, jagdliche ersetzt. Mit Natur hat dies alles nichts zu tun.
Auch moralische Kategorien sind hier fehl am Platz, denn der moralische Gebots- und Rechtsbegriff bezieht sich auf Individuen – so lehrte unsere Geschichte. Populationen oder Arten haben keine Interessen, sondern nur ihre Individuen. Bloße optische Merkmale, Gene oder Zahlen sind nichts schützenswertes, außer die Individuen an denen sie haften. Individuen können nichts für ihren Genpool oder ihre Anzahl. Jäger sehen jedoch nur beliebige Exemplare und Trophäen, statt moralische Konflikte, die nach alternativen Mitteln und Wegen verlangen, wie auch bei der größten Überpopulation: dem Menschen. Jagd ist ihnen gar nicht moralisch: Mord ist ihre Leidenschaft!

ANGELN: Angeln wird oft mit Idylle und Meditation verbunden. Kein Schrei durchdringt die Stille: Denn Fischen fehlen die entsprechenden Organe. Ihr Empfinden und ihr Lebensraum sind uns fremd. Die „Fremden“ scheinen dumm und unbewusst. Dabei entbehrt auch das Hobby Angeln jeder Notwendigkeit. Künstliche Fischpopulationen zerstören zudem das Ökosystem Gewässer, die Artenvielfalt und führen zu Eutrophierung.
Wissenschaftliche Studien räumten mittlerweile mit den Vorurteilen auf: Viele Fische verhalten sich so sozial wie höhere Säugetiere. Man weiß nun, dass sie ihre Zukunft planen können (Nestbau, Täuschungsmanöver, Intentionalität) und hochgradig schmerzempfindlich sind: Da sie keine Pfoten oder Hände besitzen, sind Mund und Lippen ihre entscheidenden Sinnesorgane. Die Sinneszellen- und Schmerzrezeptorendichte ist dort höher als beim Menschen. Das Winden am Haken offenbart die Schmerzintensität, die Bewegung des Mauls ihr qualvolles, aber nutzloses Ersticken. – Warum reicht Anglern nicht das bloße idyllische Sitzen am Ufer, im Boot, oder das Sammeln von Früchten? – Weil Mord ihre Leidenschaft ist!

REITEN: Dieses Hobby entspringt meist ernst gemeinter Zuneigung und Fürsorge für die über 600.000 Tiere in Deutschland und scheint dadurch harmlos. Bekannt sind hierbei die vielen Fälle der Verwahrlosung, der Einöde und: die tödlichen Verletzungen beim Spring- und Dressurreiten, zwecks Prestige und Egoismus!
Dabei ist Reiten im Allgemeinen Tierquälerei: Pferde sind für sich und nicht für das Reiten gemacht: Erst muss ihr Wille durch Gewalt und Einschüchterung gebrochen werden. Ihre Rücken ertragen das Gewicht bald nur noch unter Schmerzen.
Die meisten verdrängen dazu erfolgreich, dass eine Zucht von Rassen nur durch selektives Töten ökonomisch sein kann. Pferde dienen hier nur dem Zweck des Menschen: Ihre „Daseinsberechtigung“ endet mit dem Nutzen der Anbieter von Reiteinrichtungen und der Springreiter. Sind sie alt, durch Reiten verkrüppelt und dadurch „verbraucht“, werden sie meistens zur Schlachtung freigegeben. Jedes Jahr werden so 131.000 per Massentiertransporten ohne Wasser, ohne Futter teils tagelang in andere Länder (v.a. Italien) exportiert, um dort geschlachtet zu werden, weil die Nachfrage nach Pferdefleisch dort höher ist als in Deutschland. – Jeder der reitet, unterstützt (finanziell) diesen Kreislauf von selektivem Töten und Schlachtung! Wer Pferde liebt, reitet sie also nicht.

DAS VERHÄLTNIS VOM MENSCHEN ZUM TIER UND ZUR MORAL
Dieses Verhältnis ist noch geprägt durch unbegründbare Vorurteile, Entwertung, Eigennutz, Ausbeutung, Ignoranz, Tierquälerei und nicht zuletzt durch 20 milliardenfachen Mord! Auch obige Hobbys sind daher weder sportlich, noch ästhetisch. Aber auch der allgemeine Umgang mit Tieren ihr Verzehr und „Verbrauch“ ist keinesfalls moralisch legitimierbar, noch notwendig, wie die Möglichkeit des Vegetarismus/Veganismus, d.h. bewusstes und kritisches Konsumieren, beweist. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. – Doch bemerken die wenigsten, wie sehr sie überkommenen, jedoch unhinterfragt verinnerlichten gesellschaftlichen „Selbstverständlichkeiten“ und keineswegs der Selbstständigkeit ihres Denkens unterliegen! Es heißt nicht: „Menschen und Tiere“, sondern „Menschen und andere Tiere“. Menschen sind Teil einer größeren Gemeinschaft, als diese zuzugeben bereit sind.
„Mord“ ist ein moralisch wertender Begriff: Er wird auf Tiere im Alltag nie angewandt. Man spricht verharmlosend nur von „töten“, „schlachten“ oder eben „erlegen“. Moral darf aber definitorisch nicht willkürlich sein (Kant). Doch ist die Einschränkung von Moral auf Menschen völlig willkürlich und unplausibel: Warum unterlässt man Handlungen, die gegen den Willen des Betroffenen sind? Weil er sagen kann, dass er das nicht will (Kommunikationsfähigkeit)? Weil er anderenfalls nachträglich reflektieren würde, dass er das nicht wollte (Selbstbewusstsein)? - Nein: Weil er sonst fühlen würde, dass er es nicht wollte! Schmerzfähigkeit ist also die moralische Grundkategorie und lässt Intelligenz und Menschsein weit hinter sich. Intelligenz ist nur Mittel zum Zweck. Dann müssen Tiere mit einbezogen werden. Moral erfüllt also erst dann ihre Definition, wenn Tiere mit einbezogen sind! Dann erst haben wir echte Moral...

Wann: 27.03.2011 - 12:30 Uhr (Treffpunkt ab 12:00 Uhr)

Wo: Erfurt Hauptbahnhof

Mehr Infos: http://rjf.antispe-arge.org


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