Lüneburger Jugendamt gewinnt Kindesunwohl-Preis 2009/Mönchengladbach auf Platz 2

Über Jugendämter redet sich Deutschland die Köpfe heiß. Die „Zeit“ veröffentlicht seit 20. September auf ihren Internet-Seiten eine Umfrage. 1132 Stimmen sind bislang abgegeben worden. 72 Prozent fordern die Abschaffung der Jugendämter, 14 Prozent eine Kontrolle dieser Behörden. Daraus können mehrere Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Eine ist: Betroffene laden per Stimmabgabe ihren Frust ab. Eine weitere ist: Zeit, dass sich was ändert.

Wo aber am dringendsten? Schaut man sich die Ergebnisse einer Umfrage an, die der Wilhelmshavener Redakteur Heinz-Peter Tjaden Anfang des Jahres auf einer seiner Internet-Seiten gestartet hat, lautet die Antwort: in Lüneburg und in Mönchengladbach. Das ist die provokative Frage gewesen: „Welches Jugendamt tut das meiste für das Kindesunwohl?“ Dazu gab es immer mehr Vorschläge, über ein Dutzend Jugendämter wurde schließlich zur Abstimmung gestellt.

Doch: Mönchengladbach verteidigte über Monate den Spitzenplatz. Das hatte Gründe: In dieser Stadt ist die Zahl der Fälle von Kindesentzug überdurchschnittlich. Tjaden erkundigte sich nach den Ursachen, bekam aber keine Antwort. Der Oberbürgermeister lehnte ein Gespräch ab, verschanzte sich hinter dem Datenschutz. In Protokollen über so genannte Hilfeplangespräche fielen dem Redakteur Behauptungen auf, die im Widerspruch zu anderen Behauptungen standen. Entsprechende Hinweise führten zu aufgeregten Reaktionen hinter den Kulissen.

Dann holte Lüneburg auf. Richter bescheinigten diesem Jugendamt mangelnde Kooperationsbereitschaft. Nicht zum ersten Mal musste sich diese Behörde sagen lassen: „Was hier geschehen ist, ist Unrecht.“ Gelegentlich ging es dabei um eine Einrichtung, die angeblich familienorientierte Drogentherapie macht und in Anwaltsschreiben behauptet, sie habe einen „exzellenten Ruf“. Vor Monaten fragte der Wilhelmshavener Redakteur deshalb beim Lüneburger Jugendamt nach und bekam - keine Antwort.

Heinz-Peter Tjaden beschäftigt sich seit fast zwei Jahren mit dem Thema. Den Anstoß hat eine Petition gegeben, von einer Mönchengladbacher Familie gerichtet an den zuständigen Ausschuss des Europäischen Parlaments. Dort stapelten sich schon bald die Beschwerden deutscher Eltern. Das Ergebnis: Das deutsche Recht ist mit dem europäischen Recht nicht vereinbar. Wenn es um Menschenrechte geht, sind Deutschland schon häufig die Leviten gelesen worden.

Nun werden Lüneburg und Mönchengladbach die Leviten gelesen: Bei der Umfrage von Heinz-Peter Tjaden sind 526 Stimmen abgegeben worden. Lüneburg belegte Platz 1 mit 224 Stimmen, Mönchengladbach folgte mit 153 Stimmen.

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