Rhein-Wied-News investigativ: "Das Ring-Desaster" - Nürburgring 2009 - Landesregierung regiert sich selbst um Kopf und Kragen

Keine Rede mehr von den Privatinvestoren, die die "Erlebniswelt Nürburgring" (oder Alternativtitel "Nürburgring 2009") finanzieren sollten, ohne Belastung für den Steuerzahler. Rhein-Wied-News beschreibt in seiner Rubrik "RW-News investigativ" den Wandel eines Traums zum Albtraum.
Ministerpräsident Kurt Beck verkündete gestern das Aus für die privaten Finanzierungspläne für das Projekt: Stattdessen wird nun ein Bank-Kredit über 185 Millionen Euro zu Staatskonditionen aufgenommen, der mit einer Landesbürgschaft abgesichert wird. Damit wird dann die laufende Finanzierung aus dem Liquiditätspool des Landes abgelöst. Übersetzung in Otto-Normaldeutsch: Die Zeche zahlt (wie eigentlich immer) der Steuerzahler.

Dabei begann alles so vielversprechend: Beim Spatenstich am 28.11.2007 glaubte man von Regierungsseite noch, einen Freizeitpark in der strukturschwachen Eifel bauen zu können, ohne dem Steuerzahler zu belasten. Die ursprünglich veranschlagten Kosten für das Ring-Projekt in Höhe von 150 Millionen Euro wurden längst von der Wirklichkeit überholt. Vor kurzem sprach der Nürburgring GmbH Geschäftsführer Kafitz dann von einer Investitionssumme in der Höhe von 210 Millionen Euro. Und nun sind es plötzlich mindestens 250 Millionen Euro – wer bietet mehr?

Die Finanzierung: Ein Drama in vielen Akten

Allein für die Suche nach Investoren hat das Land rund 2,5 Millionen Euro für Gutachten und Anwälte bezahlt. Was dabei herauskam liefert Stoff für einen Roman - oder besser - für eine Groteske: Eine komplexe, internationale und schwer durchschaubare Privatfinanzierung von Geldgebern, denen das Land zum Teil erst Kredite gewähren musste, damit sie überhaupt kreditwürdig wurden!

Dann fand sich ein Finanzvermittler mit internationaler Erfahrung: Das diese Erfahrungen des Schweizer Geschäftsmannes Urs Barandun auch Prozesserfahrung (z.B. Strafverfahren in Dubai) beinhalteten, wusste keiner oder es wollte keiner wissen.

Doch am Anfang dieser Woche wurden möglicherweise illegale Geschäftsgebaren des Finanzvermittlers bekannt geworden.
Nach Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" war Barandun in weitere dubiose Geschäfte verwickelt. So habe er bis 2004 Investoren für eine Firma mit Sitz in Dubai gesucht. Dabei soll es um den Handel mit Telefonminuten gegangen sein. Das Geschäft endete nach Aussage Baranduns mit einem Totalverlust für die Investoren. Auch für ein Projekt der Uhrenfirma "Progress Watch" soll Barandun Investoren geworben haben. In diesem Fall verschwand das Geld der Anleger bei einer Briefkastenfirma in den USA.

Als klar wurde, das Barandun eine für heute zugesagte Zahlung in 2-stelliger Millionenhöhe kaum leisten können würde (da er sich, so wird gemunkelt, gerade mal wieder vor einem Gericht in Dubai verantworten muss), zog Finanzminister Ingolf Deubel die Konsequenz und trat zurück.

Deubel sagte zu den Geschäftspraktiken des Schweizers Barandun, er könne nicht völlig ausschließen, dass „strafrechtlich relevant gehandelt“ worden sei. „Das wiederholte Nichteinhalten der zugesagten Finanzierung und das Nichteinhalten von Terminen ist in hohem Maße klärungsbedürftig. Deshalb haben wir die Nürburgring GmbH gebeten, die Sachverhalte der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis zu geben“, sagte Regierungschef Kurt Beck.

Moment mal! Wie war das mit den 2,5 Millionen Euro für Gutachten und Anwälte auf der Suche nach Investoren? Rechtfertigt das Ergebnis diese Kosten? Vielleicht wäre eine Schufa-Auskunft nicht nur billiger, sondern auch aussagekräftiger gewesen.

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