Neonazi-Feier am "Herrentag" im Berliner Südosten

Neonazis aus Berlin und Brandenburg betranken sich in Treptower Lokal und riefen nazistische Parolen – Polizei beobachtete die Zusammenkunft

In der Brückenstraße im Berliner Ortsteil Niederschöneweide trafen sich am vergangenen Donnerstag rund 40 Aktivisten der Berliner Naziszene in der Kneipe "Zum Henker", zogen von dort aus wiederholt grüppchenweise durch Schöneweide und riefen lautstark Parolen wie "Frei Sozial National" und "Hier marschiert der Nationale Widerstand".

Tina Böhm, Pressesprecherin des ABSO kommentiert die Veranstaltung: "Vom "Henker" geht ein neues Bedrohungspotenzial in Schöneweide aus. Die menschenverachtende Ideologie der Gäste, in Kombination mit Alkohol, an einem gemeinsamen Treffpunkt, ist eine explosive Mischung, gerade in Schöneweide, wo die rechte Szene seit Jahren versucht Dominanz auf der Straße auszuüben. Wir fordern daher die Schließung des "Henkers"."
Unter den Gästen befanden sich nicht nur Mitglieder der Berliner Kameradschaftsszene wie Sebastian Schmidtke aus Treptow-Köpenick, Andreas Thomä aus Marzahn-Hellersdorf und Neuköllner Neonazis wie Patrick Weiß und Thomas Schirmer, sondern auch Aktivisten des "Frontbann 24" - einer Art Kameradschaft, deren Mitglieder im Neonazi-Stil der 1990er Jahre schwarze Uniformen mit Nazisymbolen und Glatzenfrisuren tragen.

Auch Neonazis aus Brandenburg betranken sich im "Henker": Aktivisten der "Freien Kräfte Teltow-Fläming", deren Mitglieder erst kürzlich Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen wegen "Verunglimpfung des Staates" erdulden mussten und am kommenden Samstag in Luckenwalde einen Aufmarsch gegen Demokratie durchführen wollen, waren vor Ort.

Gegen 18:30 Uhr erschienen Bereitschaftspolizisten und Polizeibeamte in zivil, die mit dem Betreiber des Lokals sprachen - der sich an seinen Gästen jedoch nicht störte - und den restlichen Abend die Szenerie beobachteten.

Die Kneipe "Zum Henker" war gestern nicht zum ersten Mal in diesen Zusammenhang auffällig, sondern ist immer wieder Treffpunkt für organisierte Neonazis. Zuletzt kehrten am 1.Mai dieses Jahres einige Neonazis – die zuvor an einer NPD-Veranstaltung in der NPD-Bundeszentrale im Ortsteil Köpenick teilnahmen - direkt danach im "Henker" ein. Auch dabei handelte es sich um organisierte Neonazis. Seit der Eröffnung der Kneipe Anfang dieses Jahres kam es vermehrt zu neonazistischen Straftaten.


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