Erfolgsebook- Im Visier- Ein Ex-Agent enthüllt die Machenschaften des BND

Mit seinem ersten Enthüllungsbuch über den Bundesnachrichtendienst (Bedingt dienstbereit), für den er selbst viele Jahre tätig gewesen war, hat sich Norbert Juretzko eine Menge Ärger eingehandelt. Doch davon hat sich der Mann, der immer wieder beteuert, zu Unrecht wegen der angeblichen Veruntreuung von Agentengeldern verurteilt worden zu sein, nicht beirren lassen. Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen dem Autor und seinem ehemaligen Arbeitgeber sind im Mai 2006 noch nicht ausgestanden, da legt der Ex-Schlapphut schon einen zweiten Band nach, der zweifellos wieder Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen sein wird.

Wie bereits im ersten Buch wird uns der deutsche Geheimdienst als eine Behörde vorgeführt, in der eine mit bemerkenswerter Skrupellosigkeit gepaarte Inkompetenz vorherrscht, die das eine Mal groteske, das andere Mal beängstigende Züge annimmt. Auch Eitelkeit und Größenwahn sind, wenn man Juretzkos Schilderungen folgt, unter BND-Mitarbeitern offenbar sehr viel verbreiteter als in anderen gesellschaftlichen Gruppen. Wobei die Wahrscheinlichkeit auf einen BND-Agenten mit einer entsprechenden Störung zu treffen offenbar zunimmt, je höher er in der Hierarchie des Dienstes steht.

Viele Episoden, zumal solche über peinliche Pannen, könnten eigentlich Anlass zur Heiterkeit sein. Darüber etwa, dass hoch bezahlte Spezialisten, die ständig Leute nur zu dem Zweck um die Welt fliegen lassen, um immer über den aktuellen Stand der verschiedenen Grenzformalitäten (benutzte Stempel und Papiere etc.) auf dem Laufenden zu sein, letztendlich dann doch so blöd sind, eine ganze Gruppe von Agenten wegen eines Anfängerfehlers mit ihren gefälschten Pässen auffliegen zu lassen, darf man tatsächlich ruhig mal lachen. Und vielleicht darf man sich ja auch noch über die Geschichte des Abteilungsleiters amüsieren, der regelmäßig gezielt Blondinen anwarb, und sie auch schon mal zu Trainingszwecken mit der Bahn kreuz und quer durch die Slowakei fahren ließ, um die Seifenspender in den Zugtoiletten ab- und wieder anzuschrauben. Wenn man allerdings lesen muss, dass man beim BND scheinbar permanent geltendes Recht ignoriert, wenn es darum geht, die eigene Bevölkerung auszuspionieren, dann ist das schon nicht mehr ganz so lustig.

Zu seinem 50. Geburtstag hätte sich der Bundesnachrichtendienst gewiss eine bessere Publicity gewünscht. Darüber aber, ob er sie verdient hätte, sind wir uns nach der Lektüre von Im Visier nicht mehr so sicher.

Neue Einblicke in die verborgene Welt der Geheimdienste

Der Bundesnachrichtendienst kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Nach Ansicht des Ex-Agenten Norbert Juretzko ist die große deutsche Spionagebehörde eine hochnäsige und in bürokratischen Strukturen verfangene Institution, die in ihrer heutigen Form keine wirkliche Existenzberechtigung mehr hat. Zusammen mit Wilhelm Dietl holt er in seiner schonungslosen Analyse den BND von seinem elitären Sockel auf den banalen Boden der Agentenwirklichkeit herunter. Spannender als jeder Krimi!

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