Lebensreisen

In diesen drei Büchern verbindet sich Fernweh und Reiseerfahrung mit biografischem Erleben.
Lothar Baumgartens Roman „Der Fotograf – Trügerische Reflexe“ (ISBN: 9783957161802, Verlag Kern) formt aus Reisebeschreibungen, Erzählungen und Tagebucheinträgen das Kaleidoskop eines Lebens. Der Autor blickt auf die Umbrüche im und nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, dokumentiert Beobachtungen, Begegnungen, Beziehungen mit Menschen aus verschiedenen Ländern, dem Spanien der Franco-Ära, dem Marokko unter französischer Kolonialverwaltung, Der Fotograf ist unterwegs zwischen Island und Ladakh, zwischen Breslau und München, zwischen Menschen und Landschaften. Als Betroffener erlebt er mit buchstäblich wachem Auge die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen der Macht im 20. Jahrhundert. Zu den Ereignissen aus Vergangenheit und Gegenwart entstehen vor dem geistigen Auge Bilder aus Worten – so wie es für das Schaffen eines Fotografen angemessen ist. Der Roman schafft quasi ein Paradox: es ist eine bilderreiche Geschichte, die ohne eine einzige Abbildung auskommt. Es ist eine Biografie, die auf eine chronologische Reihung von Ereignissen verzichtet, aber aus vielen Facetten von Sehnsucht, Scheitern und Gelingen: ein lebendiges Bild eines Lebens ergibt.
Der mittlerweile verstorbene Autor Lothar Baumgarten, geboren 1934 in Frankfurt am Main, hatte seine Kindheit in Breslau verlebt. Er studierte nach dem Weltkrieg ein Vielfächerstudium in Frankfurt und München. Schon früh begann er, sich mit Fotografie und Schriftstellerei zu befassen und bereiste viele Länder der Erde. Zuletzt lebte er zurückgezogen im Hintertaunus. Aus dieser Fülle von Erfahrung hat er mit „Der Fotograf“ einen lesenswerten Roman komponiert.
In „Passerelle“ (ISBN: 978-3-95716-271-7) dokumentiert Paul Martin Kesselring die Stationen und Impulse einer suchenden, aufmerksamen Wanderschaft. Das Schweizer Wort „Passerelle“ beschreibt einen Übergang oder eine schmale Fußgängerbrücke - sinnbildlich steht der Titel für den schwankenden, schmalen Pfad zu neuen Ufern. Auf Reisen in Deutschland, Frankreich und den Kapverdischen Inseln lernt Vera, die Erzählerin, interessante ökologische und soziale Projekte kennen. Sie ist eine Frau, die sich in der Lebensmitte zu finden glaubt und nicht nur Bilanz ziehen will, sondern den Aufbruch, die Suche neuer Wege erwägt. Die Leser folgen in dieser Geschichte den Spuren von Vera, die ihnen in aller Offenheit Teile ihres Lebens anvertraut. Sie teilt ihre Gedankenwelt und ihrer Philosophie, ihre Wahrnehmungen auf Reisen und ihre Begegnungen mit Menschen aus verschiedenen Schichten und Kulturen, die manchmal - wie sie selbst - vor den komplexen Seiten des Lebens und des Verstehens zu kapitulieren drohen.
Suchend, vor allem durch spannende Begegnungen, lernt sie, sich dem Leben neu zu öffnen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, was Leben im natürlichen Seins-Zustand bedeutet. Sie beschreibt Situationen, die sie an sich selber zweifeln lassen, aber bewahrt immer die Hoffnung, irgendwann einmal den ersehnten Schritt nach vorne zu machen.
Rainer Grebe veröffentlicht mit „Lebens-Abschnitte - Nichts ist zu Ende“ (ISBN 978-3-957162533) eine Berliner Lebensgeschichte, die so realitätsnah ist, dass die persönliche Identifikation ganz leicht fällt.
Manchmal scheint das Leben ein kunstvolles Bauwerk aus Zufällen zu sein. Es fügt sich zusammen aus den Kontakten zu Menschen, die einem tagtäglich begegnen, einprägsamen und prägenden Erfahrungen bis hin zu Schicksalsschlägen. Der gebürtige Berliner, Jahrgang 1941, erzählt wunderbar unkompliziert und fesselnd zugleich von Max, der in seiner geteilten Heimatstadt Berlin die politischen Spannungen des Kalten Krieges bis hin zum Fall der Mauer 1989 erlebt. Wir begleiten ihn auf seinem privaten wie beruflichen Weg, der ihn durch Europa und Afrika, nach Werder in Brandenburg und zu sich selbst führt.
Max' Leben besteht aus Höhen und Tiefen, ist voll mit Liebe und Freundschaft - ohne dass sich Max dessen immer bewusst ist - ist aber auch nicht frei von Rückschlägen und Dramen. Aber – es ist niemals zu Ende – es gibt stets einen neuen Anfang. Max verliert sich und den Glauben an die Liebe, doch findet beides wieder, zu einem Zeitpunkt, zu dem er damit nicht gerechnet hätte. Wie die „zufälligen“ Begegnungen im Leben einen Menschen prägen, wie Reisen ihn formen und wie Schicksalsschläge nicht das Ende bedeuten müssen, erzählt Grebe in einem unaufgeregten und dennoch fesselnden Stil und spricht damit ein breites Publikum an.
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