Vom Muttersöhnchen zum meistgehassten Inkasso-Anwalt

Als Geldeintreiber von Internet-Abzockern hat der Osnabrücker Anwalt Olaf Tank ein Vermögen verdient.

Jetzt hat seine Frau ein Buch über ihn geschrieben.

Der NOZ-Redakteur Wilfried Hinrichs hat es gelesen- seine Rezension ist allerdings eher ungewöhnlich. Er schreibt Olaf Tank einen offenen Brief.

Sehr geehrter Herr Tank,

Ihre Frau hat ein Buch über Sie geschrieben. Sie erzählt Ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive.

Ein hochinteressantes Buch. Wir erfahren viel, wenn auch nicht alles über den Mann, der zufällig Rechtsanwalt wurde und als Geldeintreiber der Internet-Abzocker ein Vermögen verdiente. Da auch ich – ohne mein Wissen – in diesem „biografischen Roman“ auftauche und aus meinen Berichten über die Abo-Fallensteller zitiert wird, erlaube ich mir, Ihnen in einem offenen Brief zu antworten.[...]

Ihre Frau Manuela Thoma-Adofo sagte mir am Telefon, das Buch sei „sehr nah an der Realität“. Es sei das Ergebnis stundenlanger Interviews mit Ihnen. Mir scheint, es waren Beichtgespräche. Ehrlich gesagt, ich hätte Sie nicht für ein solches Muttersöhnchen gehalten.[...]

Jura studierten Sie, weil Ihnen nichts Besseres einfiel. Die erste Kanzlei eröffneten Sie im Obergeschoss Ihres Elternhauses. Ihre Mutter wählte den Teppichboden aus – einen weißen. Mit der Folge, dass die Mandanten, deren Zahl am Anfang noch überschaubar war, nicht die Kanzlei betreten durften. So fanden die Gespräche im elterlichen Wohnzimmer statt. Mal ehrlich: War Ihnen das nicht furchtbar peinlich?[...]

Ich gebe zu, Herr Tank, dass ich bislang nicht wusste, dass Sie zeitweise 80 Menschen in der Kanzlei beschäftigten. Ich glaube Ihnen, wenn Sie behaupten, das Betriebsklima sei hervorragend gewesen. Wäre es anders, hätte sich mancher gewiss bei den Medien gemeldet und über Ihre Machenschaften ausgepackt.[...]

Sie und Ihre Autos: Weil Sie sich nicht zwischen dem Mercedes CLS und dem Porsche Carrera entscheiden konnten, kauften Sie halt beide. Ja, das ist Größenwahn. Da kann ich Ihrer Frau nur zustimmen.[...]

Einer Ihrer aufgemotzten Luxusschlitten trug unter dem Kennzeichen den Zusatz „Verbrechen lohnt sich doch!“. Ich nehme mit einer gewissen Genugtuung zur Kenntnis, dass Sie mein Bericht darüber in der Neuen OZ nicht unberührt gelassen hat.[...]

Das Buch ist eine unterhaltsame und humorvoll geschriebene Geschichte über einen egozentrischen Anwalt, der nicht nach links oder rechts schaut, sondern nur auf sein Konto und Wohlbefinden. Das Buch erklärt nicht, es rechtfertigt nicht, es lässt Fragen offen. Zum Beispiel, wo das Geld geblieben ist, das Sie den Menschen aus der Tasche gezogen haben. Ihre Frau sagte mir, sie habe in dem Buch nur zeigen wollen, dass der Mann, „der in den Medien das Arschloch der Nation ist, ein guter Vater sein kann“[...]

Herr Tank, Sie haben das Inkasso-Geschäft aufgegeben und sind inzwischen in München als Anwalt neu gestartet. Sehr erfolgreich, wie man hört. Ich will Ihnen dieses Geschäft nicht vermiesen, denn endlich verdienen Sie Geld mit redlicher Arbeit.

Aber die vielen Tausend, die sich durch die Abo-Fallen betrogen fühlen, blicken jetzt nach Darmstadt. Die dortige Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Sie wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug erhoben. Das Landgericht prüft, ob das Hauptverfahren eröffnet wird.

Herr Tank, wir kennen uns nicht persönlich. Vielleicht treffen wir uns mal auf einen Kaffee, wenn Sie mal wieder in Osnabrück sind. Aber spätestens in Darmstadt werden wir uns sehen. Denn sollte es zum Verfahren kommen, werde ich im Gerichtssaal auf der Pressebank sitzen.

Mit freundlichen Grüßen

Wilfried Hinrichs

Leitender Redakteur Lokales

Quelle : Wilfried Hinrichs / noz.de

Vielen Dank Herr Hinrichs, für die freundl. Genehmigung zur Weiterverbreitung.
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