Oberbürgermeister-Wahl an der Jade: Schweigen ist für Wilhelmshavener Zeitung Gold

"Warum stehen Sie eigentlich nicht in der Wilhelmshavener Zeitung?" fragt mich heute Vormittag eine Angestellte in einem Internet-Café. "Sie machen wohl noch keine Pressearbeit", vermutet ein Nachbar meiner Mutter. "Von den anderen Kandidaten liest man ja schon einiges, von Ihnen aber noch nicht", verfolgt ein Radfahrer, der mich kurz vor Rüstersiel anspricht, aufmerksam die Lokalnachrichten.

Bleibt erst einmal festzuhalten: Auch ohne Berichte in der "Wilhelmshavener Zeitung" spricht sich herum, dass ich am 11. September 2011 als Oberbürgermeister kandidiere. Noch fehlen mir zwar ein paar Unterstützerunterschriften. Aber das wird schon.

Außerdem gehe ich sparsam mit Pressemitteilungen um. Ich verschwende meine Zeit nicht mit Beschwerden über andere Kandidaten. Bei Podiumsdiskussionen, die nächstes Jahr stattfinden werden, gibt es noch genügend Gelegenheiten zum Meinungsaustausch ohne persönliche Angriffe.

Aber: Ein paar Pressemitteilungen habe ich der Lokalredaktion der "Wilhelmshavener Zeitung" schon geschickt: über eine Radtour für Kinderrechte von Rüsselsheim nach Stuttgart, über ein Lob der Botschafterin von Costa Rica und über ein Sanierungsprogramm für leerstehende Wohnungen.

Sind alle nicht gedruckt worden. Denn nach meinen Informationen würde jeder Redakteur, der meinen Namen in der Wilhelmshavener Zeitung so oft erwähnt wie die Namen der anderen Kandidaten, seinen Arbeitsplatz gefährden. Schließlich hat der Verleger dieses Lokalblattes 2004 seine Ellenbogen eingesetzt, um eine Wochenzeitung, bei der ich Redakteur war, wieder vom Markt zu schubsen. Der Anwalt der Wilhelmshavener Zeitung hat im Februar 2005 sogar über mich behauptet, "der soll vorbestraft sein, deswegen musste er auch aus Hannover weg".

Da gibt es wohl keinen Weg zu einer demokratischen Oberbürgermeister-Wahl in Wilhelmshaven. Zu der würde nämlich eine ausgewogene Berichterstattung gehören.

Als Autor von Sachbüchern und von ironischen Erzählungen hätte man mich auch schon in der Wilhelmshavener Zeitung würdigen können, wie das bei jedem anderen Autor geschieht. Aber dafür seinen Arbeitsplatz als Redakteur gefährden - das erwarte ich von niemandem...

So, wie von mir als Oberbürgermeister von Wilhelmshaven auch niemand erwarten dürfte, dass ich einen Dienstwagen brauche, Aufwandsentschädigungen einstreiche und andere Vorzüge des Amtes nutze. Das Gehalt, das ein Oberbürgermeister bekommt, würde mir reichen. Es reicht garantiert auch für ein eigenes Auto...

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Über Heinz-Peter Tjaden