Ein Kindertraum wird wahr – Simone Petzold stellt ihr Buch „Renata Komanetschy- Mein buntes Leben“ vor

Während sich Gretels Lesestube am Freitag, den 19. Februar 2010 im Restaurant Dobbendeel in Bad Bederkesa langsam füllte, stieg die Spannung bei der Neu-Autorin Simone Petzold merklich an. Ein paar beruhigende Worte ihres Entdeckers und Herausgebers Hans Georg van Herste verfehlten ihre Wirkung nicht und so nahm Frau Petzold etwas entspannter hinter dem Lesetisch Platz.
Schon nach wenigen Sätzen hatte sich ihre Aufregung gänzlich gelegt. Und als ihr die ersten Lacher entgegen flogen, war sie in ihrem Element.
Mit trockenem Humor berichtete Simone Petzold von ihrem Urlaub in der Schweiz. Dort war sie von einer Hotelangestellten auf eine alte Dame aufmerksam gemacht worden, die eine nicht alltägliche Geschichte zu erzählen hätte. Neugierig geworden, suchte Frau Petzold die alte Dame auf und ließ sich deren Lebensgeschichte erzählen.
Renata Komanetschy wächst als Tochter eines Schneiders in einem kleinen Dorf auf. Da sie im elterlichen Haushalt voll eingespannt wird, darf sie anfangs nicht zur Schule gehen. Erst auf Betreiben des Schulmeisters wird ihr erlaubt, ein wenig Lesen, Rechnen und Schreiben zu lernen.
Als der Schneidergeselle aus dem ersten Weltkrieg nicht zurückkehrt, muss sie dessen Aufgaben übernehmen und erhält dadurch einen Einblick in das Schneiderhandwerk.
Werden anfangs nur Bewohner aus den umliegenden Dörfern eingekleidet, so suchen im Laufe der Zeit immer mehr Menschen aus dem nahen Berlin der niedrigeren Preise wegen die kleine Werkstatt auf. Eine feine Dame ist von Renatas Fähigkeiten dermaßen angetan, dass sie das Mädchen mit nach Berlin nimmt. Dort muss sie für einen Hungerlohn edle Roben für ihre neue Chefin schneidern. Später arbeitet sie nicht nur nach Vorlagen, sondern nach eigenen Entwürfen auch für die Freunde ihrer Chefin. Ein hochrangiger Theatermitarbeiter wird auf sie aufmerksam und bittet sie, für sein Theater die Kostüme zu entwerfen.
Als sie eines Tages dahinter kommt, wie viel ihre Chefin durch ihre Arbeit verdient, macht sie sich selbstständig. Plötzlich schwimmt sie im Geld. Hatte sie früher nur davon geträumt, in einem Automobil mitzufahren, so kann sie sich jetzt selbst eines leisten. Obendrein investiert sie in Aktien und vermehrt dadurch ihr Geld in kurzer Zeit. Auch ein eigenes Haus kann angeschafft und eingerichtet werden.
Um ihre Familie wieder zu sehen, reist sie in ihr Heimatdorf. Dort wird sie allerdings sehr unfreundlich empfangen. Sowohl ihre Eltern, als auch ihre Geschwister platzen vor Neid und unterstellen ihr, sie hätte ihr Geld als Prostituierte verdient, da ein Mädchen vom Lande niemals mit ehrlicher Arbeit ein solches Vermögen einhäufen könne. Enttäuscht kehrt sie nach Berlin zurück.
Da die Aktienblase zu platzen drohte, verkauft sie all ihre Aktien und investiert in Immobilien. Dieser weise Schritt rettet einen Großteil ihres Vermögens.
Beim nächtlichen Bummel durch Berlin, kehrt sie in einem Cabaret ein, um sich eine Revue anzuschauen. Nach einigen Gläsern Likör erklärt sie sich dazu bereit, auf der Bühne die nächste Nummer anzusagen. Die Inhaberin des Cabarets ist dermaßen fasziniert von Renatas Stimme, dass sie sie dazu überredet, ständig dort aufzutreten. Nach anfänglichem Sträuben avanciert Renata zum Revuestar im Berlin der ausgehenden 1920er Jahre. Erst die Nazis beenden fürs Erste ihre Karriere, weil sie mehrmals dabei erwischt wird, wie sie so genannte Negermusik zum Besten gibt.
Als Simone Petzold ihren Vortrag nach über einer Stunde beendet, wird sie mit tosendem Applaus entlassen. Sie hat in dieser Zeit allen Zuschauern gekonnt einen humorvollen Einblick in eine gar nicht so ferne Vergangenheit gewährt.
Simone Petzold beantwortete anschließend viele Fragen und signierte ihre Bücher für die interessierten Besucher. Erst danach ging ein höchst unterhaltsamer Abend zu Ende.

Buchtipp
Simone Petzold
Renata Komanetschy – Mein buntes Leben
ISBN: 9783839118276
80 Seiten
5,80 Euro

Veranstaltungshinweis
Bereits am 5. März 2010 gastiert Gretels Lesestube erneut im Restaurant Dobbendeel in Bad Bederkesa.
Frau Michaela Main liest um 19.30 Uhr aus „Die Burg der Nymphen” von Katja Groening
Linas Familie wird von Nazis ermordet. Sie überlebt als einzige und muss im Mädchenheim viel erleiden. Als Teenager kann sie fliehen und später die Heimleiterin hinter Gitter bringen. Heute hilft sie Kindern in aller Welt.
Ein spannender Krimi nach einer wahren Begebenheit.

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