Friss oder stirb! – Behinderte Heimopfer als Menschen zweiter Klasse

Friss oder stirb! – Behinderte Heimopfer als Menschen zweiter Klasse

„Es war alles fertig“, so der Berliner Dokumentarfilmer Peter Henselder. Er vertrat den Verein ehemaliger Heimkinder e.V. und die Freie Arbeitsgruppe JHH 2006, beides Opfervertreter bei einer Ausschusssitzung im Bundesministerium für Arbeit und Soziales am 15. Juli dieses Jahres.
Henselder: “Selbst die PDF-Datei mit der Zusammenfassung des Regierungsbeschlusses zur Einrichtung einer Stiftung für behinderte Opfer lag bereits vor.“
Änderungswünsche wurden laut Henselder gar nicht berücksichtigt. Lediglich in einem neu einzurichtenden „Lenkungsausschuss“ sollen Opfervertreter mitreden dürfen. Die ungerechten Leistungskürzungen wurden mit einer Vereinfachung des Antragsverfahrens begründet. Summa summarum erhalten behinderte Heimopfer aus den Nachkriegsjahrzehnten 9.000 € Stiftungsgelder und weitere 3.000 € für eventuelle Zwangsarbeit. Die Volmarsteiner Arbeitsgruppe hat Bundeskanzlerin Merkel in einem Brief auf diese Ungerechtigkeit hingewiesen. Sie hat bisher nicht geantwortet.
Helmut Jacob, derzeitiger Sprecher der Freien Arbeitsgruppe JHH 2006: “Dass bereits behinderte Kinder schwerste Zwangsarbeiten ausführen mussten, die auch im Detail dokumentiert sind, scheint unter den Tisch gefallen zu sein.“
In welchem Rahmen damals gequälte und heute teils schwerstbehinderte Männer und Frauen ihre Ansprüche mit Hilfe Vertrauter einfordern können, muss die Praxis zeigen. Jacob dazu: „Wir werden Sammelanträge stellen mit Verweis auf die Homepage der Arbeitsgruppe und auf das Buch der Historiker Professor Hans-Walter Schmuhl und Dr. Ulrike Winkler, Gewalt in der Körperbehindertenhilfe – Das Johanna-Helenen-Heim in Volmarstein von 1947 bis 1967.“

Kommentar:
Vom „Runden Tisch Heimerziehung“ unter Vorsitz von Antje Vollmer 2008 – 2010 wurde die Gruppe Behinderter und zwangsweise in die Psychiatrie Eingewiesener rüde ausgeschlossen. Die drei Vertreter der Opfer aus dem Bereich der Erziehungshilfe und ihre Stellvertreter spielten eher eine Statistenrolle. Sie wurden ausgesucht und auf Kurs getrimmt. Als es darum ging, die Vereinbarung zu unterschreiben, wurden sie noch auf dem Hausflur erpresst: Entweder Ihr unterschreibt oder es gibt gar nichts!
Wer damals den Lenkungsausschuss einberufen und über dessen Zusammensetzung entschieden hat, entzieht sich der Öffentlichkeit. Die dort Agierenden wurden von den meisten Opfern abgelehnt. Besonderen Unmut zog der Ausschussvorsitzende Prof. Peter Schruth auf sich, weil er bereits am „Runden Tisch Heimerziehung“ kaum Engagement für die Heimopfer zeigte. Erst nach Beendigung des Runden Tisches kam ihm die Erleuchtung, dass er sich nicht mit Ruhm bekleckert haben kann.
http://www.gewalt-im-jhh.de/hp2/Runder_Tisch_Heimkinder__Vollm/Die_Metam...
Es ist zu erwarten, dass auch der Vorsitzende des Lenkungsausschusses für die Vergabe von Mitteln an Behinderte und Opfer der Psychiatrie sorgfältig ausgesucht wird oder bereits feststeht, damit mögliche Forderungen direkt abgebürstet werden.