MindHeroes: Verbitterung

Der Zeitgeist der Postmoderne in der Leistungsgesellschaft, wo Geborgenheit in der Religiosität, im Beruf, in der Familie unsicher geworden ist, ist von narzisstische Züge von Erfolg und Selbstoptimierung geprägt. Wenn aber diese Ansprüche frustriert werden, wenn das idealisierte Selbstbild scheitert, erscheinen Depression und Verbitterung, weil die lebensüblichen Belastungen, die durchaus nicht angenehm sind, aber vorkommen wie Kündigung, Verlassen werden, Mangel an Gerechtigkeit, Sicherheit, Vertrauen, Wohlstand etc…nicht heroisch ertragen, sondern als vernichtend erlebt werden. Die Welt muss doch gerecht sein, kann man sich denn auf niemanden verlassen, ich muss doch endlich reich werden, mein Beruf ist mein Ein und Alles, wo bleibt mein Komfort und meine Sicherheit? Eine bekannte Schauspielerin, die mit 70 depressiv wurde sagte in der Therapie: „Wo ist meine Internationalität geblieben?“

Solche Vorannahmen machen für Enttäuschungen anfällig; das führt zu Kränkung und dann zu Wut, die möglicherweise extreme und unkontrollierte Ausmaße annimmt, eben narzisstische Wut; langfristig kann es zu Verbitterung führen. Diese Verbitterung und Groll werden noch vertieft, wenn man sich auf das Negative konzentriert, auf den Ärger, auf die Frustration und sich mit Rache-Gedanken herumschlägt übers Heimzahlen: „ich werde es ihm heimzahlen… ich wünsche ihm die Pest an den Hals..“ .usw . Aber auch Verachtung und Kontaktmeidung, um die Frustration nicht zu spüren, lösen das Problem nicht. Ich tue so, „als würden X nicht existieren, für mich ist X gestorben“. Es fällt schwer, gnädig zu sein, aber alles andere sorgt für Verbitterung.

Was kann man gegen die Verbitterung tun? Der Berliner Psychiater Michael Linden, der dieses Konzept der klinischen Verbitterung erfunden hat und ins ICD bringen wollte, was ihm bisher nicht gelungen ist, sagt: die Hilfe gegen Verbitterung sind Achtsamkeit, Empathie, Verzeihen, Dankbarkeit, Toleranz, Heiterkeit, Perspektivwechsel und Disidentifikation, d.h., sich nicht mit dem, was betroffen macht, mit dem Ärger, mit der Schuld, die einem zugewiesen wird, zu identifizieren.

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