Zwei-Klassen-Pflege und wie der Patient zum Kunden wird

Jeder Mensch hat ein Recht auf qualitativ hochwertige Pflege und liebevollen Umgang, wenn er bedürftig ist. Durch die Einführung der Pflegestufen vor mehr als 10 Jahren wurde in Deutschland genau dieses System installiert, das jedem Pflegebedürftigen eine pflegerische Grundversorgung verspricht.

Doch sind wir einmal ehrlich: Qualitativ hochwertige Pflege - zudem noch liebevoll und legal - wie soll das in 20-30 Minuten funktionieren? Wer also eine wirklich umsorgende und gute Pflege benötigt, muss in der Lage sein, sich weitere Zeit oder Pflegeleistung hinzuzukaufen. Selbstverständlich aus eigener Tasche. Und wer kann das schon? Stehen bei den Renten 300 oder 500 weitere Euro zur Verfügung um diesen Zusatz pro Monat auch einkaufen zu können?

Interessant ist aber: In anderen Branchen ist ein Zwei- oder mehrere-Klassen-System der Services selbstverständlich und vollkommen akzeptiert. Wer in ein Flugzeug steigt, kann Economy, Business oder First Class fliegen. In einem Hotel können wir unter 5 Qualitäts-Services (Sternen) wählen und Kreditkartenanbieter unterscheiden ihre Services mit verschiedenen Kreditkartenfarben. Jeder kennt das System und jeder weiß, dass es für weniger Geld auch weniger Leistung gibt.

Es stellt sich nun also die Frage, ob es dieses Spektrum in der Pflege auch geben darf. Oder ist es nicht vielmehr so, dass es dies in der Pflegeversorgung bereits gibt? Es existieren Altenheime der Wohlfahrtsverbände oder der städtischen Träger. Und es gibt die Premium-Service-Wohn-Landschaft meist privater Träger mit breitgefächerten Angeboten und individuellen Services. „Marktwirtschaftliche“ Konzepte und Angebote gibt es bereits seit geraumer Zeit auch in der Pflege. Wir wehren uns weiter gegen ein Zwei-Klassen-System der pflegerischen Versorgung, stecken jedoch schon mittendrin, zumindest im stationären Altenpflegebereich.

Eine Differenzierung zwischen einer Grundpflege und einer Premiumpflege ist nicht neu
Wer kann und es benötigt, kauft zusätzliche Dienstleistungen ein, damit er in seine eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann. Ein Beispiel dafür ist die starke Zunahme von Pflegehelferinnen aus dem Osten im letzten Jahrzehnt. Immer mehr Senioren, die in eine Pflegebedürftigkeit hineinwachsen, können und wollen nicht mehr nur 20 oder 30 Minuten am Morgen oder Abend ambulant versorgt sein, sondern wünschen sich drei, fünf, acht oder mehr Stunden Betreuung und Pflege. Und ähnlich wie in anderen Branchen auch erwartet ein Senior zunehmend, dass mehrere Services aus einer Hand kommen: ambulante Pflege, hauswirtschaftliche Unterstützung, Gartenarbeiten, ambulante Fußpflege oder Friseurdienstleistungen, Fahrdienste, Hausmeister-Services und vieles mehr. Und jeder, der diese Dienstleistungen einkauft, erhebt – mit Recht – den Anspruch individuell behandelt zu werden. Er will also nicht nur Patient, sondern Kunde zu sein.

Senioren haben sehr konkrete Vorstellungen über Art und Qualität der Dienstleistungen. Als Kunde gesehen und anerkannt zu werden, ist für Senioren selbstverständlich – insbesondere, wenn er private Geldmittel für den Service einsetzen.

Während der letzten 15 Jahre ist ein privater Pflegemarkt gewachsen. Viele Pflegedienste sind privat geführt, und Pflege wird mit hohem Engagement von den Inhabern und deren Mitarbeitern erbracht. Dennoch sind sie – betriebswirtschaftlich betrachtet - als Organisation oft klein, haben weniger als 20 Mitarbeiter und können Schwerstpflegebedürftige nur bedingt als Patienten aufnehmen, weil der personelle Aufwand viel zu hoch ist. Und damit auch das wirtschaftliche Risiko bei einem eventuellen Ableben eines Patienten. Private Pflege-Anbieter werden sich auf Dauer nur am wachsenden Pflege-Markt halten können, wenn sie ebenfalls in eine gewisse Größe hineinwachsen und sich in der Art und Weise der Dienstleistungserbringung wie auch der Vermarktung als „privat“ zu erkennen geben und differenzieren. Die marktwirtschaftlichen Regeln haben längst Einzug gehalten: Serviceorientierung, Qualität, Pünktlichkeit, Höflichkeit, fachliche und soziale Kompetenz sind Merkmale für anspruchsvolle Pflegekunden geworden, die sich in ihrer Zufriedenheit widerspiegelt.

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