Verbrecher zeigt Größe – kirchliche Täternachfolger kennen keine Größe

Steuerhinterziehung ist ein Verbrechen. Ein Verbrechen an der Gesellschaft überhaupt. Diese Steuerhinterziehungen im zweistelligen Milliardenbereich pro Jahr (1) verhindern beispielsweise die Schulspeisung. Tausende Kinder gehen mit knurrendem Magen in die Klassen und verlassen sie ebenso hungrig. Folge der Steuerhinterziehungen ist auch die Anrechnung des Kindergeldes auf die Hartz IV-Bezüge. (2) Damit werden Mütter UND Kinder gleichermaßen bestraft. In gleicher Folge ist die Bezahlung der Pflegekräfte in den Krankenhäusern und Heimen asozial niedrig und es muß die Gesellschaft wundern, daß ihre Kranken und Alten überhaupt noch gepflegt werden. Anstatt die Steuersünder zu jagen, jagen die Behörden nach billigen Tagelöhnern aus dem Ausland, um diese Lücke zu schließen.

Daß ein Steuerhinterzieher, also ein Verbrecher, letztendlich doch zu seiner Tat steht, ist selten. Daß er seinen Advokaten nicht auf den Leim geht, ist in diesem Fall bayerische Bauernschläue. Anwälte verdienen immer, sowohl bei Sieg als auch bei Niederlage. Es hätte den Angeklagten vor dem BGH auch noch schlimmer erwischen können. Dieses, wenn auch viel zu späte, Eingeständnis, der Rücktritt von allen Ämtern und damit die Verabschiedung aus der obersten Schicht der Bevölkerungshierarchie in einigen Wochen, der unmittelbare Einzug in den Knast: Das zeigt schon eine gewisse Größe. Die aber selbstverständlich sein sollte.

Diese Größe ist den Rechtsnachfolgern kirchlicher Verbrecher völlig abhandengekommen. Sie setzen nach wie vor auf Aussitzen, um letztendlich doch mit einem blauen Auge davonzukommen. 2010 beendete der „Runde Tisch Heimerziehung“ mit dem Abschlußbericht seine Arbeit. Entschädigungen sind bisher nicht bezahlt worden. Weder seitens des Bundes, noch der Länder, noch der Kirchen. Was dort als Entschädigung gefeiert wird, ist eine erneute Mißhandlung der Opfer. Der „Runde Tisch sexueller Mißbrauch“ empfiehlt, dass die Mißbrauchsopfer ihre Forderungen an die jeweiligen Institutionen stellen. Bund und Länder streiten sich noch über Beteiligungen an einem Fonds.

Dieses Aussitzen trägt Früchte: Der renommierte Focus schreibt Blödsinn in seiner Onlineausgabe vom 13.03.2014. Zitat: „In den 1950er und 1960er Jahren litten Tausende der 700 000 bis 800 000 Kinder und Jugendlichen in westdeutschen Heimen unter radikalen Erziehungsmethoden, ...“ (3) Dies bedeutet: 700000 bis 800000 Kinder saßen in den Heimen. Davon litten Tausende. Und das ist Blödsinn: Die Zahl der geschätzten Opfer beträgt 800 000 Kinder und Jugendliche. Also müssen mehr in den Heimen untergebracht gewesen sein. Dies waren also die tatsächlich Tausenden Opfer! Aber was heißt tatsächlich? Die behinderten Heimkinder und -jugendlichen, die psychisch Erkrankten und die zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesenen Kinder und Jugendlichen sind in der Rechnung nicht enthalten. Und niemand soll sich einbilden, daß in den Pflegeheimen unter kirchlichen Dächern gar keine Gewalt herrschte.

Um zwischendurch als Wohltäter an der Menschheit Lorbeeren einsammeln zu können, verteilen die Kirchen nun Klimpergeld unter ihren sexuell Geschundenen. Die katholische Kirche zog voran, was ungewöhnlich ist. Sie zahlt durchschnittlich 2.500 € für ihre Opfer. Nun trotteln drei evangelische Landeskirchen hinterher: die vom Rheinland, von Westfalen und vom Lipperland. Katholische und evangelische Kirchen zahlen also maximal 5.000 € pro von ihnen selbst anerkanntem Opfer. Damit wird das Schaf zum Gärtner und der Henker zum Wunderheiler. Aber die Schau hat diesen Truppen eine ganz andere Landeskirche gestohlen: Der Landesverband Hannover zahlt bis zu 32.000 Euro an seine Opfer.(4)

Wie dem auch sei, bevor es Bares gibt, müssen sich die sexuell Gequälten erneut ausziehen. Sie sollen peinliche Fragen beantworten. Kostprobe: „Bitte schildern Sie die Umstände und den Hergang der Missbrauchstat. ... Sie können ein Zusatzblatt verwenden.“ (5) Und danach wird peinlich genau abgefragt, ob das Opfer nicht schon von anderen Stellen abkassiert hat.

Die „Freie Arbeitsgruppe JHH 2006“ gibt den Opfern der Volmarsteiner Anstalten bei Hagen die Möglichkeit, für sie diese Anträge zu stellen. Der erste Fall liegt der Anlaufstelle vor. Die persönlichen Daten wurden anonymisiert. Darauf kommt es jetzt noch gar nicht an; es geht um die Tat und die Folgen. Die Anlaufstelle lehnte diesen Antrag vorerst brüsk ab. Darüber wird an anderer Stelle berichtet.

Helmut Jacob
17.03.2014

(1) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/steuerhinterziehung-in-deutschland...
(2) http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/hartz-iv-kindergeld-wi...
(3) http://www.focus.de/regional/stuttgart/soziales-fraktionen-einig-ueber-m...
(4) http://helmutjacob.over-blog.de/article-unglaublich-aber-wahr-evangelisc...
(5) http://www.fuvss.de/fileadmin/mediapool/baukaesten/FS_fuvss/2013-11-04-A...