Big-Data-Scientist, Marktforschung im Zeitalter von Social Media

Big-Data-Scientist – neue Berufe im Zeitalter von Social Media … denn sie wissen (noch) nicht, was sie tun.

Noch nie hatten Unternehmen so viele Daten zur Verfügung wie heute. Die zunehmende Vernetzung von Organisationen, Kundeninformationen und Geschäftsprozessen schafft nicht zuletzt über Social Media eine Datenmenge, aus denen Wissen erzeugt werden kann. Täglich fallen mehr als 5 Exabyte - das sind 1018 Byte - an Daten an und diese Zahl verdoppelt sich etwa alle 18 Monate.
In Zeiten dynamischer Märkte und immer härter werdenden Wettbewerbs benötigt man strategisches Wissen. Aber ist dieses Wissen aus der vorhandenen Datenflut zu generieren?

Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Marktforschung sprechen von großen Herausforderungen und suchen nach Lösungen im Umgang mit großen Echtzeitdatenströmen. Hinzu kommen rechtliche Rahmenbedingungen, die einen marktforschungskonformen Umgang deshalb ausschließen, da die Privatsphäre des Einzelnen aus Marktforschungssicht gewahrt bleiben muss.

Daneben scheitert eine intelligente Datenanalyse möglicherweise an einem stichprobentheoretischem Problem, an einem methodisch nicht vertretbarem Experimentaufbau oder ganz schlicht an zielgruppenanalytischen Gegebenheiten, die nicht zur Problemstellung passen.
Dennoch zeigt sich ein unternehmerischer Hype, ein „Run auf Daten“, auf Informationen im Glauben nunmehr zu Wissen. Und jeder möchte ein Stück von diesem Kuchen.

Social Media findet als Überbegriff für Medien Verwendung, in denen Internetnutzer Meinungen, Erfahrungen oder Informationen austauschen. Die Branche spricht auch von „Wissen austauschen“.

Aber was ist Wissen? Wissen ist komplex, im Begriff verwaschen, nicht normativ wie z.B. QM und erfordert oft einen Umweg bis zur Erkenntnis. Ich google „Wissen“ und sehe 77 Mio. Ergebnisse.Was also ist Wissen? Wissen ist Methode, Wissen ist Management, Wissen ist Systematik, u.v.m. Eines ist klar: Wissen bietet unternehmerischen Erfolg. Dabei ist Basis einer Entscheidung das Wissen und nicht allein die Information. Social Media eröffnet die Möglichkeit Informationen systematisch zu analysieren. Aber erst die Analyse schafft Wissen.

„Wissen ist die Gesamtheit der Kenntnisse und Fähigkeiten, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen. Wissen basiert auf Daten und Informationen, ist im Gegensatz zu diesen aber immer an eine Person gebunden.“ (Quelle: Gablers Wirtschaftlexikon)
„Wissen ist also das Resultat einer verarbeiteten Information. Zum Wissen gehören demzufolge Kenntnisse und Meinungen, Auffassungen, Bewertungen und Ziele.“ (Quelle: Kraak, B.: Der riskante Weg von der Information zum Wissen. Verlag für Psychologie, Göttingen 1991, S. 12)

Effizientes Wissen ist nach Meinung von Experten durch systematisches Wissensmanagement ein unternehmerischer Erfolgstreiber. Begrifflich lässt sich „Management“ ebenso strittig zerlegen wie „Wissen“. So gibt es keine Möglichkeit, im vernünftigen Wortsinne Wissen als solches zu managen. Wir dürfen allenfalls davon sprechen, Menschen, die mit Wissen arbeiten, zu managen. Dabei ist allen klar, dass Management sowohl gut wie schlecht als auch richtig oder falsch sein kann.
„Effizienz bedeutet, Dinge richtig zu tun; Effektivität heißt, die richtigen Dinge zu tun“ (Quelle: Drucker P: Management für Nonprofit-Organisationen. 1992)

Marktkenntnis ist daher immer noch der wichtigste Erfolgsfaktor effizienter und effektiver Unternehmensführung.
Natürlich werden alle bestrebt sein, „Big Data“ zugänglich und interpretierbar zu machen, die Marktforscher, die Wissenschaftler, die Wirtschaft. Sie argumentieren, die Daten sind da, wir müssen sie nur heben – wie die Titanic. Zu erwarten ist ein Cyberkrieg im 21. Jahrhundert. Darauf soll Unternehmenserfolg in Zukunft also aufbauen?
Big Data wächst täglich. Es verändert sich technisch, soziologisch, psychologisch und wirtschaftlich in seiner ohnehin schon bestehenden Komplexität in so schnellem Maße, dass Marktbeobachtungen (fortlaufende Untersuchungen in bestimmten Zeitabständen) als Grundlage für eine Marktprognose deshalb ausgeschlossen werden müssen; zumindest solange die mathematisch-mtatistische Trendfunktion nicht wissenschaftlich neu erschaffen wird.

Right-Time-Marktforschung, also das frühzeitige Erkennen von Trends und Stimmungen durch Echtzeitanalyse ist in der modernen Marktforschung kaum noch wegzudenken, und dennoch sind sie kein Ersatz für die breiten qualitativen und quantitativen Marktforschungsmethoden.

Wenn in einem Unternehmen ein Markenportfolio aus dem Ruder läuft, ist es oft gut, sich auf das Wesentliche eines Portfolios zu begrenzen – das haben viele namhafte Unternehmen bewiesen.

Big Data ist in der Markt- und Sozialforschung zum Trendthema 2012 geworden. Es muss noch geklärt werden, mit welchen Möglichkeiten dieser Datenflut Informationen oder gar Wissen in Form von Handlungsempfehlungen abzugewinnen ist. Klären muss man auch, welchen Nutzen Big Data den Unternehmen tatsächlich einbringt.

Eines ist klar: ein neues Berufsfeld unter Marktforschern tut sich auf, der Big-Data-Scientist - ein Business Intelligence Builder.
Erfolgreiche Unternehmensführung wird ohne Big-Data-Scientist möglicherweise nicht auskommen. Ob es hilft, Konsumentenbedürfnisse und -wünsche absatzsteigernd anzuwenden oder ob es sinnvoll ist - back to the roots - sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, bleibt abzuwarten.

Diskutieren Sie mit, auf der BVM-Fachtagung 15. Mai 2012, Literaturhaus in München
Quelle: www.acuma-net.de/aktuelles/