Ehemalige Heimkinder: Niedersächsische Sozialministerin hört erschütternde Berichte

Hannover - 18. Juni 2009 (tj). Im Herbst vorigen Jahres hat das niedersächsische Sozialministerium eine Hotline für ehemalige Heimkinder geschaltet, über 100 Betroffene riefen an oder schrieben Briefe, schilderten ihre Erfahrungen. Die waren erschütternd. Das sagte Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann vor dem Landtag in Hannover. Das Parlament beschäftigte sich in zweiter Beratung mit diesem Thema.

Die Ministerin wies darauf hin, dass die Anruferinnen und Anrufer über „Demütigungen und Gewalt“ berichtet hätten, und fügte hinzu: „Viele haben versucht, die traumatischen Erlebnisse zu verdrängen. Als gut und entlastend wurde empfunden, dass endlich über dieses Leid öffentlich gesprochen wird.“

Die Betroffenen hätten aber nicht nur von ihren Erlebnissen erzählt, sie hätten auch Forderungen gestellt. Akteneinsicht gehöre dazu, Entschädigungen, Nachzahlungen in die Rentenkasse und die historische Aufarbeitung. Zur Akteneinsicht sagte Mechthild Ross-Luttmann: „Alle betroffenen Institutionen in Niedersachsen werden dem nachkommen.“

In diesem Zusammenhang erwähnte die Ministerin ein Fachgespräch, das sie am 8. Juni mit den beiden großen christlichen Kirchen, Behörden, Gerichten und Kommunen geführt habe. Ein weiteres Ergebnis dieses Treffens: „Die großen diakonischen Einrichtungen zum Beispiel stellen sich mit dem Angebot psychologischer, sozialer und seelsorgerischer Beratung ihrer Verantwortung für das Schicksal ehemaliger Heimkinder.“

Für andere Probleme könne nur eine bundesweite Lösung angestrebt werden. Die Ministerin abschließend: „Vor Ort aber, hier in Niedersachsen, müssen wir das machen, was den Betroffenen konkret hilft. Und dazu treffen wir uns mit den Beteiligten seit längerem. Diesen von mir begonnenen Dialog werde ich fortsetzen."

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