Wirtschaftsforum Oberkirch: Es geht um mehr als Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Arbeit und Familie: während andere noch bei Kritik und Klagen sind, schauten Referenten und Besucher des von der Stiftung Schönstatt veranstalteten Wirtschaftsforum Oberkirch am vergangenen Wochenende auf Modelle und Möglichkeiten, die über bloße Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinausgehen.
Dem Veranstalterteam um Dr. Josef Wieland, Peter Bosch, Helmut Iffländer und Stefan Eiche ging es darum, Arbeit und Familie als Teil des Seins, als einander ergänzende und bereichernde Momente des Lebens von Männern und Frauen deutlich zu machen.
Die Helden von morgen werden die sein, die heute angefangen haben, sich um die Familie zu kümmern, formulierte Mechthild Löhr, Inhaberin der Personal- und Unternehmensberatung Löhr & Cie, pointiert. Familienfreundliche Arbeitsplätze wollen alle, theoretisch zumindest, so Rocco Thiedemann, seit 2004 Programm-Manager und Projektleiter des Vorstandsprojekts "Balance von Familie und Arbeitswelt" der Bertelsmann-Stiftung: „Familienfreundlichkeit ist ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Studien belegen die positiven volkswirtschaftlichen Effekte, die durch eine höhere Geburtenzahl, eine höhere Frauenerwerbstätigkeit und ein höheres Bildungsniveau von Kindern entstehen. Überall setzt sich die Erkenntnis durch: Familie bringt für alle Gewinn.“. Die "Renaissance der Familie", so seine Einschätzung, habe in Studien und in gewissem Maße auch in den Köpfen schon begonnen; doch Priorität habe die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit noch lange nicht überall. Ideologisierungen brächten allerdings wenig, notwendig seien konkrete Modelle, wie es gehe. Wie es gehen kann, zeigte Helmut Werdich, Seniorchef von Werdich-Schuhe. Mitarbeiter sollen ihren Beruf als einen mit Sinn erfüllten Teil ihres Lebens erfahren. Und dazu gehört entscheidend, verheirateten Frauen mit Kindern in den verschiedenen Phasen ihrer Familien- und Muttersituation Arbeitsbedingungen anzubieten, in denen sie sich wohlfühlen. In einem Klima des Vertrauens und der ehrlichen Achtung vor dem Mitarbeiter und seinen Wünschen und Anliegen funktioniert dann ein Arbeitszeitmodell, in dem voll- und teilzeitbeschäftigte Mitarbeiter in hoher Flexibilität mit Jahresarbeitszeit so umgehen, dass der flexible Personaleinsatz durch Selbstorganisation funktioniert. "Eine freiwillige Flexibilität in der Arbeitszeit, absolut notwendig in einem von wechselnd starker Kundenfrequenz bestimmten Betrieb, geht aber nur in gutem Klima", weiß Helmut Werdich.
Realistisch gesehen sei die Frage für viele nicht mehr ist, ob der Beruf die Familie, sondern ob die Familie die Karriere gefährdet, so Mechthild Löhr. Dennoch sehen viele Unternehmer, dass die Sozialisation in der Familie durch nichts zu ersetzen ist. Familie ist der Ort, an dem das gelernt wird, was vielen Berufsanfängern wie Führungskräften heute im Unternehmen schmerzlich antrainiert werden müsse: Ermahnungen und Korrektur erhalten, Konflikte austragen, sich streiten und wieder an den Tisch setzen, Teilen, Kümmern, Getragensein ... Familie, so Jürgen Liminski, sei der Nährboden für die Tugenden, aus denen das solidarische Verhalten wachse, das die Gesellschaft braucht. Die "Erzeugung solidarischen Verhaltens" sei ein Grund für den verfassungsmäßigen Schutz der Familie. In den Familien werde "Humanvermögen" gebildet. Die Kernkompetenz des Managers von heute und morgen seien die soft skills, die vor allem in der Familie gelernt würden: Ausdauer, Einfühlung... Bindungs- und Hirnforschung bestätigten längst, was der gesunde Menschenverstand wisse: emotionale Sicherheit, im Kleinstkindalter vermittelt, und feste Bindungen gehen jeder Bildung voraus und bilden die Grundlage des Humanvermögens, ohne das keine solidarische Gesellschaft werden kann. Fazit von Helmut Werdich: "Holen Sie sich nur Menschenmöger in die Unternehmensführung. Das sind auch Familienmöger.“

Das Wirtschaftsforum Oberkirch wird jährlich zu einem aktuellen Thema veranstaltet von der Stiftung Schönstatt. Es wird unterstützt von Plansecur (www.plansecur-stiftung.de), der TQU AG (www.tqu.com) und der Wirtschaftsregion Offenburg Ortenau www.wro.de


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