Bewerberansturm auf Ausbildungsstellen: Immer mehr Personalverantwortliche setzen auf Onlinetests und sparen sich dadurch Anreis

Von Alexander Hauk

Während einige Personalverantwortliche händeringend nach Auszubildenden suchen, haben andere mit einer Flut von Bewerbungen zu kämpfen. Bei ihnen stapeln sich die Bewerbungsmappen auf dem Schreibtisch. So kommen zum Beispiel beim Betreiber des Frankfurter Flughafens auf einen Ausbildungsplatz bis zu 1000 Bewerber. „Das wäre ein unglaublich großer Aufwand, wenn wir die alle einladen würden. Kaum zu schaffen.“, sagt Sabine Weinheimer, Ausbildungsverantwortliche der Fraport AG. Um den Ansturm zu bewältigen entschied früher das Los, wer zunächst einmal an den internen Einstellungstests teilnehmen durfte. Seit zwei Jahren müssen Bewerber nicht mehr auf einen Glückstreffer hoffen: Alle haben in der ersten Runde die gleichen Chancen, seit die Fraport AG mit einem Onlinetest des U-Form-Verlags prüft. Die potenziellen Azubis melden sich von zu Hause über ihren Computer mit einem persönlichen Passwort an und müssen in einer vorgegebenen Zeit Fragen beantworten. Die Antworten werden nach Testende innerhalb weniger Sekunden automatisch ausgewertet. „Durch die Onlinetests sparen wir uns viel Papier, Zeit und Reisekosten“, so Weinheimer. So wie die Fraport AG setzen immer mehr Unternehmen statt auf Papierbögen auf Onlinetests.

Im vergangenen Jahr testete Fraport insgesamt 1.600 Bewerber über das Internet. Am Flughafen in Frankfurt sind vor allem die Ausbildungsplätze zum Luftverkehrskaufmann, zum Kaufmann für Bürokommunikation und für den dualen Bachelorstudiengang zum Luftverkehrsmanagement heiß begehrt. Auch Olaf Schirmer von der Dräger Medical AG & Co. KG in Lübeck setzt vor dem Vorstellungsgespräch zunächst auf Onlinetests. „Wir haben festgestellt, dass diese Testform viele Vorteile hat, gerade wenn uns auf einen Ausbildungsplatz eine Flut von Bewerbungen erreicht“, so Schirmer, der bei dem Unternehmen für die Berufsausbildung zuständig ist. Bei der Auswertung eines Tests auf Papier könnten schon mal Fehler unterlaufen, während die automatisch erstellten Prüfungsergebnisse bei einem Onlinetest fehlerfrei seien.

Seit Oktober 2006 sind die Onlinetests bei Dräger Medical im Einsatz. Bisher wurden damit rund 130 Bewerber getestet. „Ein Vorteil für die weiter entfernt wohnenden Bewerber ist, dass sie keine langen Fahrtstecken für den Test in Kauf nehmen müssen“, so Schirmer. Grundsätzlich werde zwar von zu Hause aus getestet, wer aber keinen Computer mit Internetzugang hat, kann zum Test auch in das Unternehmen kommen. Für Weinheimer und Schirmer sind Onlinetests auch eine Imagefrage: „Als Unternehmen mit Onlinetest wird man von den Bewerbern als attraktiv empfunden.“

Für jedes Unternehmen individuelle Einstellungstests

Die Fraport AG, Medical Dräger und viele weitere Firmen verwenden Einstellungstests des U-Form-Verlags. Das Unternehmen mit Sitz in Solingen gilt bei Einstellungstests als einer der Marktführer. „Im Moment sind 70 Prozent unserer Tests noch auf Papier, 30 Prozent sind Onlinetests“, berichtet Geschäftsführerin Felicia Ullrich. Dennoch wächst die Onlinesparte rasant: „2005 haben wir 1.200 Onlinetests verkauft, vergangenes Jahr 5.800 und dieses Jahr haben wir diese Marke bereits jetzt übertroffen.“ Den Erfolg führt die Geschäftsfrau auch auf diese beiden Gründe zurück: Zum einen können die Tests individuell nach Anforderungen der Kunden zusammengestellt werden. Das bedeutet auch, dass die Onlinetests regelmäßig aktualisiert werden können. Und zweitens kann U-Form die Onlinetests ohne größeren Aufwand an unternehmensspezifische Designs anpassen.

Ein Onlinetest funktioniert ganz einfach. Benötigt wird lediglich ein Internetzugang. Der Bewerber meldet sich von zu Hause unter der Adresse www.testdurchfuehren.de an und erhält anschließend Bearbeitungshinweise. Sobald er seinen persönlichen und nur einmal gültigen Zugangscode eingegeben hat, werden persönliche Daten abgefragt. Zeitgleich lädt sich der komplette Test hoch, so dass Bewerber schnell zwischen den einzelnen Fragen wechseln können. „Die Reihenfolge bei der Bearbeitung der einzelnen Fragen ist frei“, sagt Ullrich. Nach der vorgegebenen Bearbeitungszeit – in der Regel sind das 90 bis 120 Minuten – zieht das System automatisch die Antworten zurück und wertet diese aus. Während bei einigen Online-Testverfahren von anderen Anbietern die Auswertung erst am nächsten Tag per PDF zugeschickt wird, stehen die Ergebnisse bei den U-Form-Verlag-Tests Sekunden nach Testende fest.

Im Schnitt enthält ein Test zwischen 25 und 40 Fragen und wird für gewerbliche, kaufmännische und handwerkliche Ausbildungsberufe angeboten. Auch für IT-Berufe, Handel, Handwerk und Dienstleistungsberufe gibt es eigene Prüfungen. Bei den kaufmännischen Berufen werden Allgemeinbildung, Rechtschreibung, Wortschatz, und der Umgang mit Zahlen und Tabellen geprüft. Bei gewerblichen Berufen wird technisches Verständnis verlangt. Hier sind Mathematik und räumliches Vorstellungsvermögen gefragt.

Keine Zeit zum Schummeln

Natürlich bestehe das Risiko, dass zu Hause geschummelt werde, so Ullrich, aber: „Wer Bücher verwendet, dem geht schnell die Zeit aus.“ Außerdem warnt die Testexpertin vor Nachtests, die viele Unternehmen zusätzlich durchführen, wenn Schulnoten und Testergebnis zu deutlich abweichen. Das könne für den Betreffenden hochpeinlich werden. Allerdings: „Wir haben die Ergebnisse der Onlinetests mit denen vor Ort verglichen und hatten bisher nur ganz wenige Ausreißer“, sagt Olaf Schirmer, der hoffnungsvollen Bewerbern im Vorstellungsgespräch noch einmal Fragen aus dem Onlinetest stellt: „Man bekommt relativ schnell raus, ob ein Bewerber die Aufgaben selber gelöst hat.“

Auch Bewerber profitieren von den Onlinetests

Der U-Form-Onlinetest kann weder unterbrochen noch neu gestartet werden: „Auch die F5-Taste, mit der man in der Regel eine Seite neu lädt, funktioniert nicht“, erklärt Ullrich. Damit die Bewerber die Fragen nicht bereits im Vorfeld kennen können, werden sie regelmäßig geändert. Zudem werden die Tests niemals an Privatpersonen und Schüler verkauft, sondern nur an Ausbildungsbetriebe. Regelmäßig durchforsten U-Form-Mitarbeiter das Internet nach Fragen aus den Tests.

Ein Onlinetest kostet je nach Abnahmemenge zwischen 12 und 20 Euro. Die Mindestabnahmemenge sind zehn Stück. „Wir haben nichts gefunden, was qualitativ so hochwertig arbeitet, wie die Onlinetests von U-Form“, berichtet Weinheimer. Letztendlich profitieren aber nicht nur die Unternehmen von den Onlinetests, sondern auch die Bewerber. Mehrere Studienergebnisse haben gezeigt, dass viele Schulabgänger aufgrund ihres Alters noch nicht genau wissen, was sie eigentlich werden wollen. „Viele orientieren sich bei der Berufswahl deshalb am Familien- oder Bekanntenkreis“, so Ullrich. Die Onlinetests können bei der Berufswahl helfen, weil die Prüfungsaufgaben so praxisnah gestellt sind: „Sie vermitteln den Bewerbern, was während der Ausbildung auf sie zukommt.“

(Internet: www.u-form.de, www.opta2.de)


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