Wie schwer darf ein Schulranzen sein?

Darauf sollten Sie beim Packen und Tragen des Ranzens achten

Karlsruhe, 02. September 2016. Wie schwer darf der Ranzen sein, ohne dass er meinem Kind und seinem Rücken schadet? Auf diese Frage wünschen sich viele Eltern eine klare Antwort. „Ein Großteil der Eltern vermutet, dass der schwere Ranzen schuld an Verspannungen und Rückenschmerzen ist“ erklärt Michael Richter, Chef der DAK-Gesundheit in Karlsruhe. Doch die Ursache dafür liegt häufig woanders. „Es spielen viele Faktoren eine Rolle“ beschreibt Richter die Problematik, „aus diesem Grunde hat sich unsere kompetente Sport- und Bewegungsexpertin Simone Rohkohl den wichtigsten Fragen gestellt und gibt Tips und Tricks um Problemen vorzubeugen.“

Rückenschmerzen durch zu schwere Ranzen?
„Viele Kinder bewegen sich leider zu wenig – häufig, weil Schule, Hausaufgaben und Medienkonsum sie so viel Zeit kosten. Darunter leidet der Rücken“, sagt Simone Rohkohl. „Für die Kinder ist es besser, mit dem Schulranzen auf den Schultern zur Schule zu laufen, als mit dem Auto zur Schule gefahren zu werden.“ Wer sich regelmäßig bewegt, wird auch mit einem vollen Ranzen klar kommen – ganz ohne Rückenschmerzen.

Wie schwer darf der Schulranzen sein? Keine pauschale Faustregel für das Gewicht
Früher galt die Faustregel: Ein gepackter Ranzen darf maximal so schwer sein wie zehn Prozent des Körpergewichtes des Kindes. Die Meinung ist unter Experten mittlerweile umstritten: „Wie schwer ein Schulranzen konkret sein darf, sollten Eltern ganz individuell von der Muskelkraft und Koordinationsleistung ihres Kindes und der Länge des Weges abhängig machen“, so die Bewegungsexpertin. „Für manche Kinder sind zehn bis 15 Prozent des Körpergewichtes locker zu schaffen, andere haben Probleme, wenn der Schulranzen weniger wiegt. Die Grenze kann nicht pauschal festgelegt werden.“

Mindestens genauso wichtig wie das Gewicht sind außerdem der Sitz des Ranzens und das richtige Tragen. Ansonsten kann es beim Nachwuchs zu Verspannungen und Haltungsschäden kommen. Die wichtigsten Punkte, die Sie bei einem Ranzen im Blick haben sollten, hat die DAK-Expertin Simone Rohkohl zusammengestellt.

Wie schwer darf der Schulranzen sein? Darauf sollten Sie beim Packen und Tragen achten:

Voraussetzungen: Ergonomie und Sitz
Das A und O eines guten Schulranzens sind Stabilität und die Anpassung an die Körperform. Ein Schulranzen sollte deshalb ein passend geformtes Rückenteil mit Polsterung haben, so dass Bücher nicht einzeln zu spüren sind. Außerdem wichtig: Breite Schultergurte, die den Druck großflächig verteilen. So kann auch ein schwerer Ranzen vernünftig getragen werden.

Die DAK-Expertin rät, vor dem Kauf verschiedene Modelle auszuprobieren. „Jeder Rücken ist anders und auch jeder Ranzen. Darum sollten Eltern beim Ranzenkauf nicht nur die Wünsche ihres angehenden Schulkindes berücksichtigen, sondern auch auf die Passform achten.

Den Schulranzen täglich neu packen

Viele Kinder können ihren Ranzen noch nicht alleine packen. Es gibt zu viel zu beachten für die kleinen Köpfe: Ist die Federtasche vollständig? Wird morgen Deutsch oder Mathe unterrichtet? Steht Sport oder Kunst auf dem Plan? „Am besten üben Sie das Ranzenpacken gemeinsam", rät Simone Rohkohl. „Dabei sollte vor allem das Kind den Stundenplan für den nächsten Tag im Blick haben." Nach ein paar Wochen weiß es selbst, worauf es ankommt. Übrigens: Wenn Sie täglich den Ranzen mit ihrem Kind neu packen, ist immer nur das Notwendigste drin und die Frage, wie schwer der Ranzen sein darf, erübrigt sich von ganz alleine.

Den Schulranzen richtig packen

Beim Packen gilt: Schweres nach hinten, leichte Sachen nach vorne. Dicke, große Bücher liegen an der Rückwand und somit körpernah, dicht am Rücken des Kindes. Leichtere Hefte und die Federtasche passen gut nach vorne. Trinkflasche und Brotdose sind am besten in den Seitentaschen aufgehoben.
Wichtig: Das Gewicht muss so im Ranzen verteilt sein, dass der Ranzen gerade am Rücken anliegt und nicht nach hinten oder zu einer Seite zieht. Es kommt also nicht nur auf die Frage an, wie schwer der Ranzen sein darf, sondern auch wie er gepackt ist.

Den Schulranzen richtig tragen

Ist der Ranzen richtig gepackt, kommt es auch auf das richtige Tragen an. Falsches Tragen kann zu Haltungsschäden und Rückenschmerzen führen. „Den Schulranzen trägt man anders als eine Tasche", macht DAK-Expertin Simone Rohkohl klar. „Er sollte immer mit beiden Schulterriemen auf dem Rücken getragen werden. Wer seinen Ranzen zu oft in der Hand oder an einem Riemen hängend trägt, riskiert insbesondere in der Wachstumsphase Haltungsschäden. Durch die einseitige Belastung versucht der Körper automatisch, das Gewicht auszugleichen und die Haltung anzupassen."
Die beiden Schulterriemen sind am besten straff gezogen. Der Ranzen muss an beiden Schulterblättern anliegen und die Oberkante waagerecht und auf Schulterhöhe verlaufen, also mit den Schultern abschließen. Wenn die Schulterriemen zu lang sind, besteht die Gefahr, ins Hohlkreuz kommen. Muskeln, Gelenke und Knochen werden dann stärker belastet.

Sporttasche in der Schule lassen

Die Sporttasche ist eine weitere Herausforderung, denn sie muss zusätzlich zum Ranzen getragen werden. Ideal ist ein leichter Turnbeutel mit wenig Inhalt: kurze Hose, T-Shirt, Turnschuhe - fertig. In vielen Schulen kann die Sporttasche auch in der Schule am Haken hängen bleiben und muss nicht hin und her getragen werden.

Wie schwer darf der Schulranzen sein? Probetragen!

Wer unsicher ist, ob der Schulranzen zu schwer ist, sollte anfangs gemeinsam den Schulweg mit dem Kind und seinem gepackten Ranzen abgehen. Dabei können Haltung und die Standfestigkeit beobachtet werden. „Wichtig ist, dass der Ranzen wirklich getragen und nicht gefahren wird“, sagt Simone Rohkohl. „Mit einem richtig eingestellten und gut gepackten Schulranzen sind die Kinder auf dem richtigen Weg und die Frage, wie schwer der Ranzen sein darf, erübrigt sich dabei sogar.“

Rucksack oder Ranzen?

Übrigens: Von Rucksäcken für Schulanfänger rät die Expertin ab. „Kleine Kinder sollten zu Beginn ihrer Schulkarriere einen Ranzen nutzen. Rucksäcke sind zwar leichter, aber ihnen fehlt die Stabilität. Die Bücher haben keinen Halt und rutschen herum. Sie besitzen häufig auch keine Polsterungen und passgenaue Form.“
Auch Schultrolleys sind nicht wirklich für Grundschulkinder geeignet aufgrund des einseitigen Ziehens. Dazu kommt, dass der kleine Koffer zum Hinterherziehen oft angehoben werden muss. Jeder Straßenwechsel, jede Treppe, jeder Bordstein stellt ein Hindernis dar. Am besten eignet sich ein gut sitzender Ranzen, der das Gewicht gleichmäßig verteilt.