Nachdem Seligmann über 25 Jahre lang mit dem Thema Depression beschäftigt hat, war es ihm zu viel und er entschied sich für die positive Psychologie. Das interessante Ergebnis seiner Untersuchung (Seligmann 2002, Klein 2003) ist, dass Glück nicht nur in der Gegenwart durch Faktoren wie Entscheidungsfreiheit, Sex, Bewegung, Freundschaft gefördert wird. Sondern dazu gehört auch Hoffnung für die Zukunft und eine Vision zu haben. Und vielleicht kommt unerwartet hinzu, dass es für die Lebenszufriedenheit wichtig ist, mit der Vergangenheit abzuschließen. Das bedeutet, für die positiven Erfahrungen dankbar zu sein und die erlittenen Beeinträchtigungen verzeihen zu können.

In der Gegenwart trägt es zur Lebenszufriedenheit bei, wenn wir eine Auswahl von Handlungsmöglichkeiten haben. Das kann durch glückliche Umstände gegeben sein – sozusagen ein Geschenk, wie etwa ein Lottogewinn (was die ursprüngliche Bedeutung von Gelucke -> Glück ist). Zum Teil können wir zu dieser Vielfalt etwas beitragen, durch Kompetenz und aktive Suche nach Situationen, in denen Auswahl gegeben ist. Dabei ist berücksichtigen, dass zu viele Möglichkeiten stressig sein können, weil der Entscheidungsprozess schwer fällt. Aber nur eine Möglichkeit zu haben ist auch nicht angenehm, weil man sich damit nicht frei fühlt. Weiter ist die Fähigkeit oder Möglichkeit, über die Lebensumstände selbst zu bestimmen für die Zufriedenheit förderlich, d.h. die Kontrolle über die Situation zu behalten und nicht andere für mich entscheiden zu lassen.

Physische Bewegung wie Sport steigert das positive Lebensgefühl ebenso wie Sexualität. Sex ist ohnehin eine große Ressource für die Vitalität, aber auch Freundschaft ist wichtig. Freundschaften können emotional wirklich nährend sein. Und natürlich die Liebe. Liebe und das Geliebt-werden sind etwas Besonderes, nämlich das Gefühl für den anderen da zu sein, ohne etwas dabei zu verlieren. Man bekommt scheinbar etwas, ohne etwas dafür zu tun. Und womöglich wird man sogar widergeliebt.

Deswegen sind Liebe und Freundschaft der Renner auf dem Glücksmarkt. Liebe und Freundschaft werden einem zwar geschenkt; man kann sie nicht unbedingt forcieren und muss warten, dass sie sich als Gelegenheit auftun. Doch wenn man sich dafür entscheidet, diese Liebe oder diese Freundschaft anzunehmen, muss man bedenken, dass sie leicht der Erosion zum Opfer fallen, wenn man sie nicht pflegt. Am ehesten merkt man den Niedergang sowohl bei Freundschaft wie auch bei Liebesbeziehungen, wenn Verachtung, Rückzug, Gewalt und Gleichgültigkeit, oder Verleugnung sich einstellen. Es sind die apokalyptischen Reiter, Anzeichen dafür, dass die Beziehung am Ende ist, wie John Gottman (1995) aufgrund empirischer Untersuchungen an Paaren herausgefunden hat.

Erfahren Sie in unserem Blog über die Definition von Glück!

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