Kunst und Fotografie. Im Rahmen von eyes-on, Monat der Fotografie. Ausstellungsdauer: 07.11-06.12.2014

Die Ausstellung beleuchtet die Interaktion Fotograf/-in und Künstler/-in in performativen Inszenierungen über einen Zeitraum von 50 Jahren.

Der Bogen spannt sich von "performance-ähnlichen Frühformen" der 1960er Jahre wie Aktion, Happening, Fluxus, über theoretisch-diskursiv, politisch-kritisch oder feministisch orientierte Inszenierungen der 1970er und 1980er Jahre bis hin zu komplexen, teils medienübergreifenden Darstellungsformen in der zeitgenössischen Kunst.

Die "Performance Art" als Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptionen gilt als flüchtigste Kunstgattung, die ohne das Medium Fotografie oder Film nur für den Augenblick und das anwesende Publikum gültig und wirksam wäre. Die Fotograf/-innen sehen sich dabei mit unterschiedlichsten Aufgabenstellungen konfrontiert wie der Dokumentation der Handlung, der Skizzierung choreografischer Abläufe oder der Visualisierung kultureller und persönlicher Positionierungen.

Der Wiener Aktionismus kann als theatrale Form der Performance betrachtet werden. Hermann Nitsch, Günter Brus oder Rudolf Schwarzkogler gaben stets eine präzis skizzierte Choreografie vor. Ludwig Hoffenreich, Walter Kindler, Michael Epp, Marc Adrian und Franz Hubmann hatten als Fotografen die Aufgabe, eine genaue, den Ablauf nachvollziehbar machende fotografische Dokumentation zu erstellen. Die nachweisbare Autorenschaft innerhalb der Kooperative Künstler/Fotograf wurde zum Wert- und Authentizitätsmaßstab.

In vielen Fällen sind Fotograf/-in und Künstler/-in identisch. Friederike Pezold, Bruce Nauman, VALIE EXPORT, Carolee Schneeman, Gina Pane oder Christian Eisenberger begriffen und begreifen sich als Subjekt, Medium und Objekt ihrer Inszenierungen. Der eigene Körper wird zum Ausdruckträger sozialer und gesellschaftspolitischer Botschaften, wobei nicht nur kulturelle Wertvorstellungen vermittelt und Identitäten geschaffen werden, sondern auch Kritik geäußert und kultureller Wandel initiiert.

Lebendes Bild und Attitüde zählten in den adeligen und bürgerlichen Salons des 18. und 19. Jahrhunderts zu den beliebtesten „performativen Darstellungsformen“. Seit einigen Jahren von zeitgenössischen Fotokünstler/-innen wie Nobuyoshi Araki oder Rita Nowak neu adaptiert feiern die beeindruckenden „Menschenarrangements“ ein fulminantes Comeback.

Den rezeptionsästhetischen Moment der Wahrnehmung des „Gestellten“ und „Künstlichen“ in der Bildinszenierung bezeichnete Bert Brecht als „Verfremdungseffekt“. Dieser Kunstgriff erlaube es der Fotografie ihre Grenzen zu grundlegend zu erweitern: Von der Abbildung eines Realitätsfragments bis hin zur Schilderung der Komplexität der Realität.

Mit: Marc Adrian, Nobuyoshi Araki, Günter Brus, Christian Eisenberger, VALIE EXPORT, Al Hansen, Richard Hoeck, Franz Hubmann, Roberta Lima, Otto Muehl, Hermann Nitsch, Rita Nowak, Friederike Pezold, Carolee Schneemann, Rudolf Schwarzkogler, William Wegman.