Sozialfirmen - Plädoyer für eine unternehmerische Arbeitsintegration

Manches, das später als Vision bezeichnet wird, beginnt unscheinbar. In St. Gallen etwa bestand vor zehn Jahren ein großer Bedarf an Arbeitsplätzen. »Arbeit statt Fürsorge« hieß ein Programm, das die Stadtbehörde für Langzeitarbeitslose lancierte. Auch schwer Suchtabhängige benötigten dringend geeignete Arbeit. Die stand aber nicht zur Verfügung. Die Perspektive, dass eine steigende Anzahl Menschen nicht mehr in der Lage sein würde, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, und von der Sozialhilfe abhängig sein würde, war stoßend und verlangte neue Lösungsansätze.

Sozialfirmen
Plädoyer für eine unternehmerische Arbeitsintegration
Lynn Blattmann

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Das war Anlass für die Gründung der Stiftung für Arbeit, die zum Zweck hatte, Arbeitsplätze zu schaffen und Arbeit zu vergeben. Wir wussten, dass wir damit ein delikates Parkett betraten, auf dem Sozialarbeit, Verwaltung, Politik, Industrie und Gewerbe unterschiedliche Vorstellungen von Arbeits- und Sozialpolitik pflegten.
Der Start verlief harzig. Noch immer stand der Gedanke zu helfen vor jenem der Wertschöpfung. Die Leistungen konnten sich kaum messen mit jenen in Wirtschaft und Gewerbe. Die zuweilen mangelhafte Qualität der abgelieferten Arbeit diente nicht als Türöffner, sondern forderte Rechtfertigungen für das ganze Projekt. Hingegen bot die Stiftung für Arbeit innerhalb kürzester Zeit denjenigen Menschen eine Tagesstruktur, die sich nicht scheuten, Arbeit als Basis dafür anzunehmen.
Eine Prämisse verbindet die Stiftung der ersten Epoche mit ihrer Nachfolgerin, der heutigen Dock-Gruppe: das Menschenbild, das wir unserer Tätigkeit zugrunde legten – auch wenn wir damals eher von Klientinnen und Klienten sprachen und nicht von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Wir waren davon überzeugt, dass viele unserer Leute fähig sind, Leistungen zu erbringen, für die in Industrie und Gewerbe eine Nachfrage besteht. Diesen haben wir eine Chance und eine Struktur gegeben und ihnen unser Vertrauen geschenkt. Und sie haben es uns gedankt: Wir konnten bis heute an unserem Menschenbild festhalten.
In unserer Gesellschaft erfolgt Integration, also auch die Wiedereingliederung in den Ersten Arbeitsmarkt, über produktive Arbeit und nicht über Beschäftigung, die bloß einen Zeitvertreib darstellt. Langzeitarbeitslose Menschen brauchen Arbeit – Arbeit als Glied in der Wertschöpfungskette, die wir von Beginn weg anboten.
ISBN: 9783907625675
Verlag: rüffer & rub Sachbuchverlag

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