So war es in Dresden

Eindrücke vom Trauermarsch 2010.

Glockenklang erhebt sich. Eine viertel Stunde lang liegt das Läuten über Straßen und Häusern jener Stadt, die vor 65 Jahren dem Erdboden gleichgemacht werden sollte. Um 21:45 Uhr beginnen alle Glocken zu schlagen. Am 13. Februar 1945 begann um 21:45 Uhr der alliierte Luftterror auf Dresden. Eine viertel Stunde lang fielen die Bomben bei diesem ersten Angriff in die Stadt. Wer diese 15 Minuten in Schweigen ausharrt, hat an einem mit politischer Brisanz geladenen Wochenende das erste Mal wirklich Zeit, nun in stiller Trauer der Toten zu gedenken.

VERBOTENE TRAUER

Eine Trauer, der Ausdruck zu geben den Teilnehmern am Trauermarsch der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland verwehrt worden war. Wie jedes Jahr hatte die JLO anlässlich der Zerstörung der Stadt und der Ermordung von mehr als hunderttausend Zivilisten aufgerufen, nach Dresden zu kommen. Aus dem ganzen Bundesgebiet, aus Österreich, aus der Schweiz, aus dem Ausland, Frankreich und Schweden zum Beispiel, hatten sich Menschen auf den Weg gemacht, um an die unzähligen Opfer des Feuersturms zu erinnern.

Die Kluft zwischen dem, was in den Medien über die JLO-Veranstaltung berichtet wurde, und dem, was sich tatsächlich abgespielt hat, ist so groß, dass man von einer Kluft gar nicht mehr sprechen kann und nicht einmal „Verzerrung“ oder „Verdrehung der Tatsachen“ zutreffen. Wer am Trauermarsch teilnehmen wollte, hat hautnah erlebt, auf wessen Seite unglaubliches Gewaltpotenzial lag, wer mit Steinen warf, Straßenbahnen in Brand setzte, Autobusse mit Eisenstangen zerlegte, Scheiben zerschmiss, Autos anzündete. Aggressive Linksextreme hielten Straßenzüge und Brücken besetzt. Immer wieder kam es zu Angriffen mit Verletzten und Schwerverletzten. Nur selten schritt die Polizei ein.

NIEDERLAGE FÜR DIE DEMOKRATIE

Die „Dresdner Morgenpost“ aber, um nur ein Organ zu nennen, befand in ihrer Sonntagsausgabe die „Maßnahmen“ der Linken als angemessen. Die Hauptsache nämlich sei, dass der „Nazi-Aufmarsch“ verhindert worden wäre. Von einem „kläglichen Haufen von maximal 700 Leuten zwischen den aufgestellten Dixi-Klos und ,Babos-Dönerpoint’“ will Alan Posener in der „Welt am Sonntag“ über die Demonstrationsteilnehmer auf rechter Seite wissen.

„Am Samstag zeigt sich in Dresden das Gesicht des Bürgertums in Deutschland, ein Gesicht, auf das man stolz sein kann“, schreibt er weiter über die Menschenkette, die sich „im Zeichen der Weißen Rose“ in der Altstadt versammelt hat. Doch können sie wirklich stolz darauf sein, dass es am Samstag nicht möglich war, eine ordnungsgemäß angemeldete und gerichtlich zweimal bestätigte Demonstration durchzuführen? Darauf, dass der Rechtsstaat mit seinen Prinzipien einfach übergangen und außer Kraft gesetzt wurde? Wer solches gutheißt, darf sich sicherlich nicht mehr „Demokrat“ nennen. Also war der 13. Februar 2010 keineswegs eine Niederlage für die angeblichen „Neonazis“, sondern eine Niederlage für Rechtsstaat und Demokratie.

Nicht Dresdner Bürger und nicht linksextreme Schläger haben den Trauerzug verhindert, sondern die politische und polizeiliche Führung, die ihn trotz gerichtlicher Anordnung nicht stattfinden ließ.

Auf polizeirechtlichem Wege wurde also durchgesetzt, was der Stadt gerichtlich untersagt wurde, nämlich den genehmigten Marsch zur Standortkundgebung zu degradieren. Das Oberverwaltungsgericht hatte eindeutig beschlossen, dass die Beschränkung einer angemeldeten Demonstration auf eine nur „stationäre“ Kundgebung gegen die Versammlungsfreiheit verstößt. Nach einer Fortsetzungsfeststellungsklage könnte gerichtlich geklärt werden, dass das Vorgehen am 13. Februar Unrecht war. Rechtsanwalt Ingmar Knop, der die JLO im Vorfeld des Trauermarsches rechtlich vertreten hatte, ist der Meinung, dass die Aussicht auf einen Sieg vor Gericht in diesem Fall äußerst günstig sei.

GEWALTBEREITE LINKSEXTREME

Im Dresdner Stadtviertel Wilder Mann hatten sich mindestens 2.000 rechte Versammlungsteilnehmer zusammengefunden, die gemeinsam den Fußweg nach Dresden-Neustadt antraten, nachdem ihre Busse und Fahrgemeinschaften die Straßen zur Stadt nicht passieren konnten. Begleitet von der pöbelnden „Antifa“, von Steinwürfen und körperlichen Angriffen, bei denen unter anderem ein Reporter am Kopf getroffen zu Boden sank, erreichte der Zug schließlich den Bahnhof. Auch kleinere Gruppen waren unterwegs, in der ganzen Stadt versprengt sammelten sich Teilnehmer und stießen immer wieder mit den Steinen der Linken zusammen, wurden später von der Polizei nicht durchgelassen.

Nach etlichen Anstrengungen hatten sich endlich – laut Polizeiangaben – 6.500 Teilnehmer des Trauermarsches am Bahnhof in Dresden-Neustadt zusammengefunden. Realistisch ist es, dass sich insgesamt mindestens 8.000 bis 10.000 Nationale auf den Weg nach Dresden gemacht hatten, um der JLO-Veranstaltung beizuwohnen. Doch etliche Busse und Privatfahrzeuge konnten nicht in die Stadt gelangen.

„DRESDNER KESSEL“

Für die Teilnehmer am Neustädter-Bahnhof beginnt das große Warten. Wie jedes Jahr ist das Publikum gemischt. Aus den unterschiedlichsten Richtungen und Strömungen haben sich hier diejenigen zusammengefunden, die an die Ermordung einer ganzen Stadt erinnern wollen. Es sind alte Leute dabei, die den angloamerikanischen Bombenterror in Dresden selbst erlebt haben, viele haben Angehörige dabei verloren, und auch unter den jungen Teilnehmern sind etliche, deren Verwandte das schreckliche Schicksal Dresdens miterleben mussten.

Vor allem junge Menschen haben dem Aufruf der JLO Folge geleistet und protestieren nun: „Die Straße frei der deutschen Jugend“. Stundenlang wurden sie hingehalten, immer wieder gab die Polizei vor, nicht für die Sicherheit des Demonstrationszuges garantieren zu können, weshalb er nicht wie genehmigt stattfinden könne. Gewaltbereite Linke hielten die Marschroute besetzt. Tausende von Polizisten, deren Wasserwerfer und Panzer in der Altstadt standen, sollten nun nicht ausreichen, dass die Veranstaltung rechtmäßig durchgeführt werden konnte?

Sprechchöre werden laut. „Wir sind das Volk“ skandieren die Nationalen und „Wir sind im Recht“. Eine Gruppe junger Leute stimmt das Lied an „Nur der Freiheit gehört unser Leben“, etliche Teilnehmer singen mit.

„Dresdner Kessel“ nennen demonstrationserfahrene Teilnehmer den Veranstaltungsort. Schon Tage zuvor waren so genannte „Hamburger Gitter“ bereitgestellt, mit denen die Polizei den Versammlungsort abriegelte, um den Marsch zu verhindern.

Denn das sollte „um jeden Preis“ erreicht werden, so die Parole des offiziellen Dresdens. Das Urteil des Verwaltungs- und Oberverwaltungsgerichts sah vor, bei nicht kontrollierbarer Lage den „polizeilichen Notstand“ auszurufen, der letztlich als Vorwand genommen wurde, um den Gedenkmarsch zu vereiteln.

Auf dem Heidefriedhof hatte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) vormittags in ihrer Rede vom Schicksal einer jungen Mutter berichtet, die im Feuersturm gerade ihr Kind zur Welt gebracht hatte und es nach Stunden schrecklicher Verzweiflung vor dem Tod retten konnte. Eine ergreifende Geschichte, ein Beispiel aus unzähligen Einzelfällen, die sich im Dresdner Inferno abgespielt haben.

Später jedoch solidarisiert sich Frau Orosz mit denjenigen, die den „Naziaufmarsch verhindern“ wollen und Plakate mit der schrecklichen Botschaft „Bomber Harris do it again“ oder dem an menschenverachtenden Zynismus nicht zu überbietenden Wortlaut „Alles Gute kommt von oben“ mit sich führen. Offensichtlicher kann man Doppelmoral nicht an den Tag legen.

DISZIPLINIERTE TEILNEHMER

Wie schon auf dem Weg zum Versammlungsplatz, als sich die Rechten nicht von den linksextremen Provokationen aus der Fassung bringen ließen, verhielt sich das nationale Lager diszipliniert und ruhig. Und wie immer sind die meisten der „kleinen Beamten“ höflich zu den Versammlungsteilnehmern. Kein Wunder, sind es ja Polizisten, die hautnah erfahren, dass die JLO seit Jahren den Marsch absolut friedlich abgehalten hat, während die Gegenseite das Polizei-Aufgebot unabdingbar macht. Zuletzt müssen sie aber doch die Befehle von oben ausführen.

Jedenfalls lieferte das rechte Lager den zahlreichen Journalisten, die sich vor Ort mit Kameras und Fotoapparaten positioniert hatten, nicht die gewünschten Bilder einer pöbelnden, aggressiven und unkontrollierbaren Masse. Linke Chaoten hingegen randalierten noch bis spät in die Nacht, so dass die ebenfalls aus der ganzen Bundesrepublik angereisten Polizisten alle Hände voll zu tun hatten.

Die Demonstration hatte unter dem Motto „Gegen Krieg, Bombenterror und Vertreibung“ gestanden und war damit nicht allein den unschuldigen Opfern in der Vergangenheit gewidmet, sondern auch denen der Zukunft. In jüngster Zeit können hierfür stellvertretend die Opfer im Irak und in Afghanistan genannt werden, in nächster Zeit wohl auch die im Iran. Das niemals zu vergessen, sollte Pflicht sein.

Amelie Winther


Über DSZ-Verlag

Benutzerbild von DSZ-Verlag

Nachname
DSZ-Verlag

Adresse

www.national-zeitung.de

Postfach 60 04 64
81204 München

Telefon +49 89 89 60 850
Telefax +49 89 83 41 534
E-Mail info@dsz-verlag.de

Homepage
http://www.national-zeitung.de

Branche
Zeitung