Enthüllungsjournalist Tjaden erklärt: Darum ist der Klimagipfel kein großer Erfolg geworden

In Deutschland schneit es. Die Schneemassen wachsen. Darüber freuen sich die Kinder. Sie liefern sich Schneeballschlachten, rodeln Hügel hinunter und bauen Schneemänner. Ältere Menschen dagegen trauen sich nicht mehr aus dem Haus, haben Angst vor Stürzen, plündern ihre Kühlschränke und Kühltruhen. Bald wird die letzte Büchse im Vorratskeller geöffnet sein.

Deshalb hat sich Professor Dr. Werner Winterade aus Holzminden an die Staatsfrauen und Staatsmänner in Kopenhagen gewendet. In einem dramatischen Appell an den Klimagipfel fordert er eine Umkehr bis 2030. Dann - so schreibt der Ökonom - werde es in Deutschland so viele über 60-Jährige geben wie unter 60-Jährige. Schneie es dann im Winter immer noch, könne die Hälfte der Bevölkerung aus Altersgründen nicht mehr einkaufen, während die andere Hälfte der Bevölkerung von 7 bis 22 Uhr Ganztagsschulen besuche oder täglich in vier verschiedenen Betrieben Kurzarbeit mache und deshalb als Einkaufshelferinnen und Einkaufshelfer für Seniorinnen und Senioren ausfalle. Der Professor merkt zwar an, dass der Hungertod von mehreren Millionen Betagter gut sein könne für die Alterspyramide, aber aus humanitären Gründen könne er dem nicht tatenlos zuschauen.

Also fordert Werner Winterade den Abschied von einer Erderwärmung um 2 Grad, angestrebt werden müsse eine Erderwärmung um 5 bis 6 Grad. Dann schneie es nicht mehr. Ältere Menschen müssten auch im Winter vor keinem Einkaufsbummel mehr zurückschrecken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat diesen Vorschlag sofort energisch zurückgewiesen. Sie erinnerte daran, dass in schneereichen Wintern die Umsätze der Schneeschieber-Industrie steigen. Diese Branche sei eine wichtige Säule des Aufschwungs. Was der Professor aus Holzminden zur Alterspyramide sage, sei zwar zutreffend, aber auch für sie als Christin sei der Hungertod von Seniorinnen und Senioren nicht hinnehmbar. Es müsse also eine andere Lösung gefunden werden, zumal auch sie in 20 Jahren zu den über 60-Jährigen gehöre.

Der Interessenverband deutscher Eiscafés vornehmlich in italienischer Hand warf daraufhin der Bundeskanzlerin wirtschaftlichen Unverstand vor. Die gleiche Meinung vertrat die Getränkeindustrie, die sich von einer Erderwärmung um fünf bis sechs Grad gleichfalls rosige Umsatzzeiten erhofft. Die Schneeschieber-Industrie lud eilends in Leer (Ostfriesland) zu einer Pressekonferenz ein und stellte bei dieser Gelegenheit die neuesten Schneeschieber vor, mit denen die Räumarbeit kinderleicht gemacht werde. Außerdem sei die Produktion dieser Neuheiten völlig schadstofffrei. Sie erfolge in Handarbeit. Verwendet werde - so ein Sprecher - nur deutsches Holz.

Gewerkschafts- und Kirchenvertreter gaben zwischenzeitlich zu bedenken, dass es auch in ihren Organisationen hin und meistens wieder zu atmosphärischen Störungen komme, aber das habe mit CO2 nichts zu tun. Da der Professor aus Holzminden weder Gewerkschaftsmitglied noch getauft sei, werde man zu dem Appell von Werner Winterade keine Stellung beziehen, zumal es wissenschaftlich noch gar nicht erwiesen sei, dass 2030 genau die Hälfte der Bevölkerung über 60 und genau die Hälfte der Bevölkerung unter 60 sei. Abweichungen nach oben oder unten seien sowohl hier als auch dort durchaus möglich. Nicht hingenommen werden könne weder von den Kirchen noch von den Gewerkschaften, dass 2030 eine bislang nicht überschaubar große Zahl von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern täglich in vier Betrieben Kurzarbeit mache. Drei seien durchaus ausreichend.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen tippte 30 Minuten später in Burgdorf bei Hannover am heimischen Schreibtisch eine Pressemitteilung auf zwei Seiten Papier, in der sie mitteilt, dass sie zumindest sechs Monate im Amt bleibe, bevor sie in das nächste Ministerium wechsele, weil sie sich schon heute kaum noch merken könne, in welches Gebäude sie morgens gehe müsse, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen. Diese Verweildauer einer Politikerin in einem Ministerium sei mittlerweile zwar nicht mehr selbstverständlich, für selbstverständlich halte sie es aber, dass jeder Vorschlag geprüft werden müsse. Das gelte auch für die Thesen von Professor Dr. Werner Winterade, zumal dieser Wissenschaftler wie auch sie aus Niedersachsen stamme.

Barack Obama erklärte vor seiner Abreise aus Kopenhagen, dass auch für Angela Merkel trotz der von Deutschland aus entfachten Diskussion gelte müsse: „Yes, we can!“ Aber eben erst later. Dafür soll er im nächsten Jahr von einer internationalen Umweltschutzorganisation eine sehr begehrte Auszeichnung bekommen. Auf diese Mitteilung hat Angela Merkel mit großer Freude reagiert: „Vielleicht ist das der Durchbruch.“ Man sehe sich also 2010 wieder. Bis dahin werde die von ihr geführte Bundesregierung so viele Steuern sparen, dass genügend Geld für jedes Klimaziel vorhanden sei.


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