Die Rohstoff-Woche – Kalenderwoche 32/2009: Gold und Öl regieren die Welt

China hat zuviel Geld. Wie kann man zu viel Geld haben? - werden Sie nun fragen. China besitzt Dollarreserven in Höhe von etwa 2,2 Billionen und befürchtet, dass sich der Wert des Dollars in naher Zukunft deutlich negativ entwickeln könnte. Nämlich dann, wenn dieser in Folge eines exzessiven Dollar-Noten-Drucks in starke inflationäre Gefilde schippern könnte.

China versucht dem bereits seit 2003 durch den „Tausch“ von Dollarnoten in Gold entgegenzuwirken. Mehr als 1.050 Tonnen Gold nennt China mittlerweile sein Eigen, 75% mehr als noch vor 5 Jahren. Und wenn es nach Hou Huimin, dem Generalsekretär der China Gold Association geht, soll dieser Goldankauf in Zukunft massiv ausgebaut werden. Demnach will China seine Goldreserven auf mindestens 5.000 Tonnen erhöhen. Gold wäre laut Huimin der einzige Rettungsanker, sollte der US-Dollar seinen Status als Weltreservewährung verlieren.

Neben dem direkten Ausbau der volkseigenen Goldlager versucht China in letzter Zeit aber auch mehr und mehr an die Wurzeln der globalen Rohstoffwelt heranzukommen: die Lagerstätten und die Firmen, die die Rohstoffe abbauen. Corriente Resources, einen in Ekuador arbeitenden Gold- und Kupferexplorer hatten wir schon einmal als Beispiel für Chinas Rohstoffexpansion genannt. Auch im Kongo ist man aktiv, erhält Bergbaukonzessionen als Gegenleistung für den Bau von Straßen und Schulen. Und auch an die Eisenerz-Vorräte von Rio Tinto wollte man mit mindestens 20 Mrd. USD herankommen, was ja bekanntlich letztendlich am Veto der Aktionäre gescheitert ist. Geklappt hats dafür scheinbar bei Teck Resources, früher bekannt unter dem alten Namen Teck Cominco. Hier konnte man sich 17% der Unternehmensanteile für insgesamt etwa 1,5 Mrd. USD sichern. Teck Resources ist hoch verschuldet und wird China wohl oder übel Zugang zu seinen Kupfer-, Kohle-, Zink- Gold- und Energieprojekten gewähren müssen.

Und auch vor der eigenen Haustüre, vor allem in Australien versucht China mehr und mehr einen Fuß in die reichhaltige Rohstoff-Türe zu bekommen und gleichzeitig seine Massen an Dollars loszuwerden. Hier sind es vor allem Gold- und Silberprojekte, die die chinesische Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In Afrika hingegen ist man neben den erwähnten Gold- und Kobaltvorkommen in der Demokratischen Republik Kongo auch an Uranprojekten in der Zentralafrikanischen Republik und anderen Ländern interessiert. Und auch das liebe Öl spielt im Noch-Schwellenland China eine immer größere Rolle.

Droht uns allen auch deshalb eine neue Ölkrise? Erst in der letzten Woche berichteten wir über mögliche Preissteigerungen bei Rohöl und Gas. Nun warnt Fatih Birol, der Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris, vor einer neuerlichen Ölkrise, vor allem auf Grund der zunehmenden Verknappung der Ressourcen.

Birol rechnet damit, dass die Förderung in den nächsten 10 Jahren immer mehr zurückgehen wird. Das läge vor allem daran, dass Schwellenländer immer mehr Öl für ihre aufstrebenden Wirtschaftssysteme benötigen, gleichzeitig aber immer mehr Ölquellen versiegen. Dabei würden nicht unbedingt politische Konflikte die Hauptrolle spielen. Vielmehr sei es so, dass der Rohstoff Öl an sich mehr und mehr zur Neige geht beziehungsweise neue Quellen entweder nur sehr schleppend entwickelt werden oder diese aktuell noch absolut unrentabel und daher einfach nicht entwicklungswürdig seien. Der sich in schlechten Phasen wie der aktuellen auftürmende Investitions- und Entwicklungsstau wird sich nicht von heute auf morgen abbauen lassen.

Darüberhinaus fügt Birol an, dass die Umstellung von Öl auf alternative Energiequellen nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann und wird. Obwohl man bereits seit einigen Jahren an alternativen Antriebsarten für Automobile und Flugzeuge arbeite, sei ein wirklicher Durchbruch bislang nicht zu verzeichnen. Erste durchschlagende Erfolge seien nicht vor 2015 zu erwarten und dann für die breite Masse auch noch nicht erschwinglich. Und auch Techniken wie die Vergasung von Kohle oder die Umwandlung von Biomüll in Öl befinden sich entweder noch in der Laborphase oder sind ebenfalls schlichtweg zu teuer.

Birol rechnet zusammenfassend damit, dass die maximale Produktionskapazität in den nächsten zehn Jahren ihren Spitzenwert überschritten haben wird. Das würde bedeuten, dass nichteinmal die aktuelle Nachfrage gedeckt werden könnte – ganz zu schweigen von der zu erwartenden Nachfragesteigerung, die allein wohl eineinhalb mal so hoch ausfallen könnte wie die aktuelle Nachfrage, so Birol.

Kommen wir nochmal zurück zum eingangs erwähnten Gold. Laut einer Vereinbarung der meisten europäischen Notenbanken wird es auch in den kommenden fünf Jahren eine Begrenzung der Goldverkäufe der beteiligten Banken geben. Nachdem man sich vor zehn Jahren erstmals auf eine solche Regelung einigte und den jährlichen Goldverkauf der teilnehmenden Zentralbanken auf zunächst 400 Tonnen und fünf Jahre später auf jährlich 500 Tonnen begrenzte, konnte man sich für die nächsten fünf Jahre bis 2014 wieder auf maximale Goldverkäufe von 400 Tonnen pro Jahr einigen.

Die in dieser Woche getroffene Regelung beinhaltet dabei auch die 400 Tonnen, die der Internationale Währungsfonds gedenkt abzustoßen. Eine Begrenzung der jährlichen Verkaufsmenge bei Gold wurde in den 90er Jahren notwendig, als unkoordinierte Goldverkäufe zu starken Preisschwankungen am Goldmarkt führten und den Goldpreis bis auf ein Tief von 250 USD je Feinunze drückten. Zuletzt wurde die selbst auferlegte Schwelle von 500 Tonnen jährlich nur zu etwas mehr als 70% ausgeschöpft.

Hätten Sie’s gewusst?:

Als Ölkrise bezeichnet man Phasen starker Ölpreisanstiege, die gravierende gesamtwirtschaftliche Auswirkungen haben. Im engeren Sinne werden nur die starken Erhöhungen des Rohölpreises 1973 und 1979/80 als Ölkrise bezeichnet, da beide in den Industrieländern deutliche Rezessionen auslösten. Bereits die Preissteigerungen und Nachfragesprünge zu Anfang der modernen Ölförderung bis 1900 waren mit den neuzeitlichen Ölkrisen vergleichbar. Anfang der 1950er Jahre führten Krisen wie der Putsch im Iran und am Suez zwar nicht zu einem Ölpreisschock in Westdeutschland, das damals noch 35 % seines Ölbedarfs aus heimischen Quellen deckte, aber zur breiten Umstellung der französischen Stromversorgung auf Kernenergie und einer intensiven Erdölprospektion in der DDR.

Das Zitat der Woche:

„Wissen ist der einzige Rohstoff, der auf unserer Erde unbeschränkt zur Verfügung steht und der sich durch Gebrauch nicht abnutzt, sondern sogar vermehrt.“ - Horst Köhler (* 22. Februar 1943 in Skierbieszów, damals kurzfristig Heidenstein und unter der Bezeichnung Generalgouvernement Teil des besetzten Polen, heute Skierbieszów, Polen) ist seit dem 1. Juli 2004 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Er war bis zum 4. März 2004 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF).

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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