Erster Eindruck aus zweiter Hand Ein theoretischer Beitrag zur Erforschung computervermittelter Kommunikation

Essen, den 7. April 2009 – Die Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung erhalten erneut Zuwachs. Mit der Neuerscheinung „Erster Eindruck aus zweiter Hand“ ist nun bereits der 28. Beitrag der bei Shaker verlegten Buchreihe im Handel erhältlich.

Autor Sascha Postner beschäftigt sich in diesem Band mit zwischenmenschlichen Begegnungen in avatarbasierten Onlinewelten. Am Beispiel von Second Life zeigt er auf, welche sozio-perzeptiven Kontaktmöglichkeiten den Nutzern in dreidimensionalen virtuellen Welten zur Verfügung stehen und welchen Einfluss diese auf computervermittelte Kommunikation haben können.

Während Second Life aus dem Interesse der Medien mittlerweile weitestgehend verschwunden ist, bleiben viele kommunikationswissenschaftliche Fragen offen, die zum Teil in dem vorliegenden Buch bearbeitet werden und auch für die Interaktion in anderen virtuellen Welten, wie z.B. World of Warcraft oder Habbo Hotel von Bedeutung sind. Neben Phänomenen der Interaktionsstrukturierung, wie die Rückversicherung der gegenseitigen Aufmerksamkeit, finden unter anderem auch Mechanismen der sozialen Eindrucksbildung Beachtung. So werden beispielsweise die Wirkungen von Kleidung, Mimik, Blick und Geschlecht in virtuellen Welten besprochen und analysiert.

Auf Grundlage dieser Erkenntnisse widmet sich das Buch darüber hinaus der Frage, ob Kommunikation im virtuellen Raum im Vergleich zur Vis-à-vis-Kommunikation als defizitär zu bezeichnen ist, oder die kompensatorischen Fähigkeiten der Nutzer die Interaktion dominieren. Hier gelingt es dem Autor eine eigene Position zu beziehen, die auch für die Erforschung andere Kommunikationsformen und -gattungen einen wertvollen Beitrag leisten kann.

„Erster Eindruck aus zweiter Hand“ ist jedoch nicht nur für den wissenschaftlich Interessierten eine empfehlenswerte Lektüre, auch alltagsweltliche Leser kommt bei diesem Buch auf ihre Kosten. Mit Onlinekommunikation in virtuellen Welten unvertraute Leser werden durch viele situative und plastische Beispiele und Beschreibungen in das Thema hineingeführt.

Die Reihe Essener Studien zur Semiotik und Kommunikationsforschung stützt sich auf den institutionellen Zusammenschluss ihrer drei Herausgeber, Prof. Dr. H.W. Schmitz, Prof. Dr. Achim Eschbach und Prof. Dr. Jens Loenhoff, in der Essener Kommunikationswissenschaft der Universität Duisburg-Essen.

Robin A. Kurilla (MA)
Fachbereich Geisteswissenschaften
Institut für Kommunikationswissenschaft
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Die Essener Kommunikationswissenschaft versteht sich als eine theoretisch und empirisch arbeitende Sozialwissenschaft, die sich mit kommunikativen Phänomenen in all ihren Ausprägungsformen beschäftigt. Sie grenzt sich darin explizit von namensgleichen, rein publizistischen oder medienwissenschaftlichen Studienangeboten in Deutschland ab, die sich vornehmlich auf massenmedial vermittelte Kommunikationen beschränken. Anders als diese Studiengänge befasst sich die Essener Kommunikationswissenschaft umfassend mit der Beschreibung, Analyse und Erklärung von kommunikativen Prozessen, aber auch mit den Verarbeitungsformen von Information und Wissen. Sie begreift kommunikative Prozesse als Sozialhandlungen der Kommunikationspartner, die nur unter Verlust ihrer Einheit in die einzelnen Teilhandlungen zerlegt werden können. Sie untersucht also den Kommunikationsprozess als einheitliches Geschehen, unabhängig davon, ob er mittels moderner Kommunikationstechnologien oder in Face-to-face-Situationen erfolgt, sie richtet sich sowohl auf die Voraussetzungen als auch auf die Struktur- und Funktionsmerkmale jedweder Form von Kommunikation. Die kommunikationswissenschaftliche Perspektive ist dabei grundsätzlich interdisziplinär. In sie gehen naturwissenschaftliche, aber vor allem geistes- und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse ein, insofern sie sich auf menschliche Kommunikationsformen in Kultur, Gesellschaft und Technik beziehen.