Lese-Tipps für Februar des Literatur-Magazins 'sf magazin *'

Drei Krimis seien diesmal wärmstens empfohlen. Und da wieder Schnee liegt, allen voran „Schneemann“ vom Norweger Jo Nesbø. In dieser Stimmung wirkt die Geschichte um einen Serienmörder, der den Tick hat, an den Tatorten Schneemänner zu hinterlassen, besonders gruselig. Jetzt kennen Sie schon ein Muster des „Schneemanns“: Er - oder sie - mordet gerne beim ersten Schneefall im November. Hauptkommissar Harry Hole zieht zudem den Schluss, dass die Person in der ziemlich nördlichen Stadt Bergen und in Oslo mordet. Doch das bleiben sehr lange seine einzigen Anhaltspunkte, bis er entdeckt, dass dieser Fall nicht zufällig zu ihm gekommen ist...
Trotz Täter-, Opfer- und Verdächtigen-Reigens quer durch die norwegische Gesellschaft und aufwändigen Verschränkungen ist Jo Nesbø mit seinem Serienmörder „Schneemann“ und seinem abgebrühten aber sympathischen Helden Harry Hole ein Lesegenuss. Vorsicht! Es gibt keine Nebenpersonen. Jeder Handlungsstrang ist wichtig.

Völlig anders arbeitet der US-Amerikaner Stewart O'Nan in seinem „Alle, alle lieben dich“. Denn der Autor ist nicht gerade als Krimi-Autor bekannt. Eher gibt er in seinen Büchern schlichte aber eindringliche Gesellschaftspanoramen. Zwar verschwindet zu Anfang seines Buches eine 18-jährige Frau. Man könnte sagen, O'Nan beschreibt das, was neben dem Krimi passiert. Er schildert weniger die Polizeiarbeit, denn den Seelen-Zustand der Angehörigen und Freunde der jungen Frau. Das Hoffen und Bangen und gegenseitige Zuversicht zusprechen. Lassen Sie sich bei diesem Roman eher auf einen ruhigen Fluss von Emotionen ein, vor der Ungewissheit des Schicksals der Verschwundenen. O'Nan beobachtet über einen sehr langen Zeitraum, soviel sei verraten, und lässt den Leser in die schmerzliche Situation eintauchen, ihn dabei aber auch Kraft gewinnen.

Altmeister John le Carré nimmt sich in „Marionetten“ des Themas radikaler Islamismus und der damit verbundenen Atmosphäre des Misstrauens an. Er spielt es emotional und in fast beiläufiger Alltäglichkeit. Seine Figuren sind keine Helden und seine Orte sind Hamburg-Altona und die Binnenalster. Sein Personenreigen sind eine durchschnittliche türkischstämmige Familie, eine junge, engagierte Anwältin, ein melancholischer, alternder Privat-Bankier, Geheimdienstleute dreier Fraktionen, die aber allesamt nur knapp skizziert sind, und schließlich der verwirrte Flüchtling 'Issa', der die Steine ins Rollen bringt. Wie gewohnt - und damit verrät man bei einem le Carré wirklich nicht zuviel - kommen sich beim Showdown gleich mehrere Geheimdienste in die Quere...

Zu den Rezensionen:

Jo Nesbø - Schneemann:
http://www.sf-magazin.de/jo-nesb%C3%B8-schneemann,142.html

Stewart O'Nan - Alle, alle lieben dich:
http://www.sf-magazin.de/stewart-o%27nan-alle,-alle-lieben-dich,140.html

John le Carré - Marionetten:
http://www.sf-magazin.de/john-le-carr%C3%A9-marionetten,138.html

Rubrik Thriller:
http://www.sf-magazin.de/essay--neue-inhalte--mainstream--und-thriller-l...


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