Photovoltaik in Italien. Die ZeroEmission Rome oder die Säulen des Herakles

Alle Wege führen nach Rom – das zeigte zumindest die diesjährige ZeroEmission Rome. Mehr als 18.000 Besucher kamen Anfang Oktober auf die Messe für erneuerbare Energien, Klimawandel und Zertifikathandel. Zufall? Eher nicht. Der große Erfolg der Veranstaltung zeigt einmal mehr die enorme Bewegung, die den Markt für erneuerbare Energien im Mittelmeerraum und speziell in Italien kennzeichnet. Bis April diesen Jahres wurden dort 100 Megawatt installierter Photovoltaik-Kapazität erreicht.

Seitdem sich die Bedenken über die weitere Entwicklung der Solarbranche in Spanien häufen, gewinnen die Märkte in Italien und Frankreich enorm an Attraktivität . Obwohl erst später gestartet, bieten sie vielversprechende Vergütungen - auch in Abhängigkeit von architektonischer Eingliederung der Anlagen. Ungeachtet zukünftiger Erzeugungsgrenzen deuten die Märkte auf ein klares Wachstum hin.

Es überrascht also nicht, dass etwa jeder dritte Aussteller auf der PV-Rom aus dem Ausland kam. Grundsätzlich besteht ein starkes Interesse daran, einen ersten und entscheidenden Schritt auf den italienischen Markt zu wagen. Doch für manche scheint der italienische Boden unwegbar und die Marktlandschaft undurchsichtig. Interkulturelle Hürden, sprachliche Barrieren, eine unübersichtliche politische Lage und die kleinteilige Förderlandschaft auf lokaler Ebene lassen den italienischen Markt als ein Wagnis erscheinen. Doch wer auf Dauer in Europa erfolgreich sein möchte muss die Säulen des Herakles durchfahren und sein Schiff auf Kurs halten.

Am aktuellen Beispiel Italiens offenbart sich das Dilemma des globalisierten, schnell wachsenden Solarmarktes. Die Tatsache, dass sich der Markt technologisch und geografisch sehr schnell entwickelt, erzeugt Handlungsdruck. „Das Ausmaß, mit dem die Branche wächst und internationale Wettbewerber auf den Plan treten, stellt neue strategische Anforderungen an die Unternehmen. Es gilt sich im Bereich der internationalen Markenkommunikation und Vertriebsstrategie verlässlich aufzustellen“ berichtet Giordano Simoncini - Consultant bei Pferd & Reiter - Agentur für Coaching und Public Relations. Die Großen der Branche haben die Zeichen der Zeit erkannt. Mit einer durchdachten Internationalisierungsstrategie und einer langfristig angelegten Imagekommunikation wird seit kurzem in den Zielländern operiert. Strategische Partnerschaften mit Marketing- und PR-Agenturen werden geschlossen, Markennamen und Vertriebskanäle werden auf- und ausgebaut. So bleibt man auf Kurs.

Betrachtet man die kleineren Projektentwickler und Produzenten der Branche stellt sich die Situation anders da. Bei vielen Start-ups der Branche scheint es, als müssten sie erst einmal das schnelle Wachstum auf dem heimischen Markt verkraften, bevor der Kopf frei ist für internationale Strategien. Bislang wurde sich eher auf Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte und Dienstleistungen konzentriert. Ergaben sich Gelegenheiten im Aussland wurde zugegriffen. Eine langfristig angelegte Strategie für eine internationale Marktdurchdringung und Kommunikation spielte jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Diese ist nun aber dringend notwendig. Denn jetzt verlässt die Karawane die heimischen Gefilde, und wer für diese Reise nicht gerüstet ist, muss auf halber Strecke wieder umkehren.