Ergebnisse zu diskriminierenden und rechtsextremen Vorfällen in Treptow-Köpenick

Das Register zu Erfassung rassistischer, antisemitischer und rechtsextrem motivierter Vorfälle in Treptow-Köpenick veröffentlicht die erste Auswertung für den Zeitraum von November 2007 bis Juni 2008. Das Register sammelt diskriminierende und rechtsextreme Vorfälle, die von Bürgerinnen und Bürgern in Anlaufstellen, die über den Bezirk verteilt sind, gemeldet werden. Es sind insgesamt 89 Vorfälle registriert worden, die in die Auswertung eingegangen sind.

Das Register ist nicht nur eine Sammlung rechtsextremer Vorfälle, sondern es will Diskriminierung im Alltag sichtbar machen. Im Gegensatz zu bestehenden Statistiken der Behörden, bezieht das Register nicht nur anzeigerelevante Vorfälle wie Sachbeschädigungen und Übergriffe ein, sondern es werden auch niedrigschwellige Vorfälle aufgenommen, wie Beleidigungen, Pöbeleien und Bedrohungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Anzeige gebracht werden. Das Registrieren solcher Vorfälle in lokalen Anlaufstellen schafft für die Betroffenen einen Raum in dem sie ihre Erlebnisse schildern können und mit ihren Problemen nicht allein dastehen. Durch die Veröffentlichung der Vorfälle und die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Register, soll langfristig eine Sensibilisierung für die Problematik der Diskriminierung entstehen. Weitere Register gibt es in den Stadtbezirken Lichtenberg-Hohenschönhausen, Pankow und Marzahn-Hellersdorf.

Das Register wird aus den Mitteln des Lokalen Aktionsplans Treptow-Köpenick finanziert. Trägerverein für das Projekt ist der Verein offensiv´91e.V..

Von den 89 Vorfällen waren 48 Propagandaaktionen (53,9 %), 9 Vorfälle waren Veranstaltungen (10,1 %), in deren Rahmen sich rechtsextrem oder diskriminierend geäußert wurde, weitere 9 Vorfälle waren sonstige Vorfälle, wie z.B. Volksverhetzung und ebenfalls 9 Vorfälle waren Übergriffe (7) und Nötigungen (2). Pöbeleien und das Rufen von Parolen wurde in 7 Fällen registriert (7,9 %), Sachbeschädigungen 4 Mal (4,5%) und rechtsextreme Äußerungen während der Sitzungen der BVV wurden in 3 Fällen (3,4 %) aufgenommen.

Über die Hälfte der gemeldeten Vorfälle sind Propagandaaktionen, wie das Sprühen von Parolen oder das Kleben von Aufklebern und Plakaten der organisierten rechtsextremen Szene im Bezirk. Diese gelten zu einem Großteil der Selbstdarstellung rechtsextremer Gruppen und Organisationen mit dem Ziel der Mitgliedergewinnung oder verharmlosen des Nationalsozialismus. Als lokale Schwerpunkte für diese Propagandaaktionen sind drei Regionen besonders aufgefallen – Schöneweide (Johannistahl, Ober- und Niederschöneweide), Altglienicke und Köpenick (S-Bahnhof Köpenick bis Altstadt Köpenick).

Die Anzahl an Übergriffen ist im berlinweiten Vergleich ist mit 7 eher niedrig, aber die stattgefunden Angriffe haben eine erschreckende Qualität. So wurden Körperverletzungen aus rassistischen Motiven begangen und jeweils ein Angriff war homophob und einer behindertenfeindlich motiviert. Es hat die Betroffenen bei alltäglichen Gelegenheiten, wie dem Arbeitsweg, beim Baden gehen oder auf dem Nachhauseweg getroffen. Zudem wurden solche Menschen angegriffen, die ohnehin strukturell benachteiligt werden oder um ihre gesellschaftliche Anerkennung kämpfen müssen. Eine bestimmte Region, in der besonders häufig Menschen angegriffen werden, konnte nicht ausfindig gemacht werden.

Eine ausführliche Auswertung, die chronologische Darstellung aller eingegangenen Vorfälle und Bildmaterial finden Sie unter www.register-tk.de. Die Koordinierungsstelle des Registers steht Ihnen für Rückfragen telefonisch und per E-Mail zur Verfügung.

Link zur Auswertung (PDF): http://www.register-tk.de/Downloads/Auswertung1_08_gesamt.pdf


Über Register Treptow-Köpenick