Erst genial, dann kastriert – die Wahrheit über ChatGPT

Erst genial, dann kastriert – die Wahrheit über ChatGPT

Ich habe die Anfänge der KI verpasst, weil ich meine demenzkranke Mutter pflegte. Während dieser Zeit hatte ich eigene Schlaganfälle. Seit meinem ersten Schlaganfall kann ich nicht mehr schreiben. Ich nutze die Spracheingabe von Google oder Dragon NaturallySpeaking, ein System zur Spracherkennung.

Im April beziehungsweise Mai 2023, nach dem Ableben meiner Mutter, lernte ich dann ChatGPT kennen, welches ich auch sofort gerne nutzte.
Ich habe den professionellen Tarif gebucht und auch andere Systeme getestet – also die Systeme von Microsoft und von Google, einschließlich der kostenpflichtigen Version von Google. Vom Gesamteindruck her konnten alle anderen Dienste nicht annähernd die Leistung von ChatGPT erreichen, insbesondere nicht die von ChatGPT Plus.

ChatGPT hat sich dann immer weiter verbessert. Man konnte später eigene Informationen eingeben, unter anderem den Briefkopf, Angaben zum Jobcenter wie BG- und Kundennummer sowie E-Mail-Adressen. Durch die Erinnerungsfunktion konnte festgelegt werden, nach welchen Regeln die Zusammenarbeit mit ChatGPT erfolgen soll.

Ein praktisches Beispiel: Ich habe ein Schreiben erhalten, in dem ich aufgefordert wurde, den Stand meines Wasserzählers zu übermitteln. Daraufhin habe ich das Schreiben fotografiert, ebenso den aktuellen Stand des Wasserzählers. Anschließend bat ich die KI, eine E-Mail zu formulieren – an den zuständigen Wasserversorger, mit Angabe der Kundennummer und dem abfotografierten Zählerstand. Die KI hat daraufhin ohne Probleme ein vollständiges Schreiben erstellt, das ich nur noch in Google Mail einfügen und direkt absenden konnte.

Als ich anschließend die neue Abschlagszahlung vom Wasserversorger erhalten habe, habe ich das entsprechende Schreiben fotografiert und der KI übergeben. Ich bat sie darum, ein Schreiben an das Jobcenter zu formulieren, in dem die geänderte Abschlagszahlung mitgeteilt und darum gebeten wird, den neuen Betrag künftig bei der Überweisung an den Wasserversorger zu berücksichtigen. Die KI hat daraufhin eine passende E-Mail an das Jobcenter erstellt. Ich musste das Schreiben nur noch in Google Mail einfügen und konnte es direkt absenden.

Auch habe ich ChatGPT als Diktiergerät genutzt und eigene Befehle für das Diktat entwickelt. So konnte ich gute Texte formulieren. Hier ein Beispiel für die Regeln, die ich für ein Diktat erstellt habe:


1.0
Der Nutzer hat dauerhaft aktiviert, dass bei jedem Auftreten von „neues Diktat“ oder „neues Zitat“ automatisch der Diktatmodus aktiviert wird. Es gelten dann uneingeschränkt die folgenden Regeln, und die Unterhaltung richtet sich ab diesem Moment vollständig danach aus.
1.1
Der Befehl „neues Diktat“ oder „neues Zitat“: Wenn der Nutzer „neues Diktat“ oder „neues Zitat“ sagt, beginnt ein neues Diktat. Diese Begriffe werden nicht mitgeschrieben.
1.2
Die Ausgabe erfolgt als reiner Text, ohne Hinweise oder Kommentare vonseiten der KI. Es wird dann immer nur reiner Ursprungstext ausgegeben, mit minimaler Optimierung in Bezug auf Groß- und Kleinschreibung sowie Rechtschreibung, jedoch ohne Interpretation, ohne Sinnveränderung und ohne Veränderung des Tonfalls. Es wird exakt das geschrieben, was der Nutzer vorgibt.
1.3
Wenn der Nutzer sagt „Optimierung“, dann wird der Text bestmöglich optimiert – auch in Bezug auf Formulierung und Tonfall. In diesem Fall wird der komplette Text vollständig überarbeitet und anschließend ohne Hinweise, ohne Kommentare oder Interpretation als reiner Text ausgegeben. Keine Formulierungen, keine Anführungszeichen, keine Hervorhebungen – ganz normal im Fließtext.
1.4
Das Diktat ist fortdauernd. Es wird immer genau dort weitergeschrieben, wo zuvor aufgehört wurde. Es erfolgt kein Umbruch, keine neue Zeile – jeder neue Textabschnitt beginnt unmittelbar am Ende des vorherigen Textes. Der Befehl „neuer Absatz“ dient als Anweisung: Wenn der Nutzer „neuer Absatz“ sagt, wird ein neuer Textabsatz eingefügt. Der Befehl selbst wird dabei niemals mitgeschrieben.
1.5
Befehl „Korrektur“: Der Befehl „Korrektur“ verändert nur den angegebenen Text. Das Wort „Korrektur“ wird nicht mitgeschrieben, es ist ausschließlich ein Befehl. Alle anderen bereits erstellten Texte dürfen nicht verändert, angepasst oder gelöscht werden. Es wird ausschließlich der Teil des Textes korrigiert, den der Nutzer ausdrücklich vorgibt. Alle anderen Textteile bleiben unverändert und dürfen keinesfalls verändert, angepasst oder gelöscht werden. Es erfolgt keine Interpretation oder eigenständige Anpassung außerhalb der benannten Textstelle.
1.6
Bei jeder Änderung oder Aktualisierung muss der vollständige Text stets vollständig ausgegeben werden – in der korrekten Reihenfolge, wobei das zuerst Genannte zuerst und das zuletzt Geänderte zuletzt erscheint. Es wird erwartet, dass bei jeder Anpassung automatisch der gesamte Text erneut vollständig dargestellt wird, ohne dass der Nutzer dies gesondert anfordern muss. Die Ausgabe erfolgt ausschließlich als reiner Text, ohne Hinweise oder Kommentare.
1.7
Links werden vollständig und ohne Kommentar hinzugefügt. Wenn der Nutzer einen Link gibt, wird dieser genau so, wie er eingegeben wurde, in den Text eingefügt.
Befehl „RAUTE“: Der Befehl „RAUTE“ erstellt einen Internet-Tag. Wenn der Nutzer „RAUTE“ sagt und ein Wort nennt, wird automatisch das #-Symbol gefolgt vom genannten Wort eingefügt.

Das Ganze hat perfekt funktioniert. Die KI hat im Großen und Ganzen genau das gemacht, was ich als Nutzer und Kunde wollte. Ich habe gerne die 20 EUR im Monat ausgegeben, weil die Leistung gestimmt hat. Auch andere Regeln, die ich erstellt habe, haben hervorragende Ergebnisse erzielt. Bis Anfang März 2025.

Dann kamen auf einmal mehrere Veränderungen. Man konnte zum Beispiel vorher die Spracheingabe nutzen und diese zunächst durchlesen sowie bei Bedarf korrigieren, bevor man sie abschickte. Mittlerweile wird die Spracheingabe von ChatGPT jedoch direkt aufgenommen und sofort übermittelt. Es gibt keine Möglichkeit mehr, die erkannte Spracheingabe vor dem Absenden zu überprüfen, was zu Fehlern und Missverständnissen führt.

Ein weiteres Problem: Wenn man dann innerhalb von ChatGPT ein neues Fenster öffnet, also einen neuen Chat, genauer gesagt eine neue Unterhaltung startet, wird automatisch der vorhergehende Text in den neuen Chat übernommen und dort eingefügt. Das führt ebenfalls zu großen Problemen.
Auch die Ergebnisse bezüglich der Bilderstellung haben sich kurzfristig deutlich verschlechtert. Wenn man diese Fehler an den Support meldet, erhält man nur Beschwichtigungen, aber keine konkrete Hilfe, und die Probleme bleiben weiterhin bestehen.

Über Ostern hat sich dann die KI weiterhin verschlechtert. Zum Beispiel wurden neue Informationen gespeichert und alte Informationen, Erinnerungen, verändert. Ich habe daraufhin nach Ostern alle Erinnerungen gelöscht und die Regeln, die ich bereits abgespeichert hatte, erneut eingeführt. Leider musste ich dann feststellen, dass es nach Ostern nicht mehr möglich ist, Regeln zu speichern oder alte Erinnerungen dauerhaft anzulegen. Das ist enttäuschenderweise nicht mehr möglich.

Für mich ist es eine große Katastrophe, da viele Funktionen, die über Monate hinweg richtig zuverlässig funktioniert haben, überhaupt nicht mehr funktionieren und ich viele Aufgaben in dieser Form überhaupt nicht mehr erledigen kann.

Es ist traurig und nur schwer nachvollziehbar, dass ein perfektes System, das wirklich perfekt funktioniert hat und viele Funktionen bot, derart zerstört wird.

Ich kann das System zwar noch nutzen, aber ich muss nun vor jeder neuen Unterhaltung alle gespeicherten Regeln manuell hochladen und der KI mitteilen, dass die hochgeladene Datei ab sofort gilt. Nur so kann ich einigermaßen so arbeiten wie zuvor. Doch der ursprüngliche Komfort ist dadurch verloren gegangen.

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