Buchtipp „Im Westen viel Neues“ - ein biographischer Roman, der während der Zeit des letzten Weltkriegs und danach spielt

„Im Westen viel Neues“ besitzt autobiografische Züge, denn es ist die Familiengeschichte des Autors Peter Claus, Kind von Henner und Hilde. Diese Tatsache ist es auch, die dem im Brighton-Verlag mit der ISBN 978-3-95876-661-7 erschienenen 200-Seiten-Roman seine besondere emotionale Tiefe verleiht. Er ist eine Art Familiensaga von nebenan, ein sehr persönlich erzähltes und äußerst lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt - und zu Nachforschungen in der eigenen familiären Vergangenheit.
Der erste Teil zeigt die Entwicklung des jungen Henner vom Hitlerjungen bis zu seinen Fronteinsätzen im Osten. Dabei erlebt die Hauptperson den Tod hautnah und erleidet mehrere Verwundungen, die er unter anderem mit Hilfe einer russischen Ärztin übersteht. Hier beginnt seine Wandlung, da er begreift, dass auch „Untermenschen“, wie sie von den Nationalsozialisten bezeichnet wurden, einen akademischen Grad und Menschlichkeit besitzen können. Die Einstellung des ehemals fanatischen Hitlerjungen ändert sich zum pazifistisch denkenden Soldaten.
Im Lazarett in Prag begegnet er der deutschstämmigen Hilde, die ihn nach kurzer Begegnungszeit umgarnt und ein wenig während seiner Rekonvaleszenz verwöhnt. Schon nach vier Wochen heiraten sie, werden aber wenige Tage danach wieder getrennt, weil Henner zu Ende des Krieges erneut an die Front in einen aussichtslosen Krieg geschickt wird. Jetzt beginnt ihre ereignisreiche Flucht gen Westen. Zuerst sucht sie ihre ebenfalls vertriebenen Eltern und findet sie schließlich in Thüringen. Da deren Lebensumstände einen längeren Aufenthalt bei ihnen nicht zulassen, wechselt sie mehrmals unter Lebensgefahr die grüne Grenze zwischen Hessen und Thüringen, da sie Zuflucht im amerikanischen Sektor bei ihren Schwiegereltern gefunden hat. Henner findet sie nach einigen Umwegen in einem Gefangenenlager. Ihr Wiedersehen und das beginnende gemeinsame Leben nach dem Krieg werden nach einigen verletzungsbedingten „Fehlversuchen“ durch die Geburt des Autors gekrönt.

Aus eigenen Erfahrungen beschreibt er die Trennung innerhalb Deutschlands und von seinen Großeltern, die bis 1964 in Thüringen leben. Nach ihrer Umsiedlung in die Bundesrepublik und zu seinen Eltern unternehmen alle 1965 eine Reise in die ehemalige Heimat der Großeltern und seiner Mutter nach Prag. So schließt sich ein gedanklicher Kreis.