Koalitionsverhandlungen-Sofortprogrammm soll 8000 Pflegefachkräfte bringen

Auf Druck der Öffentlichkeit ist der Pflegenotstand in den letzten Zügen der Koalitionsverhandlungen nun Thema in allen großen Parteien geworden. Bei der heutigen Einigung von CDU und SPD sticht vor allem das Verb "wollen" heraus. Verbesserungen in der Kranken-und Altenpflege wollen alle Parteien. Mehr Löhne in Ost- und Westdeutschland wollen auch alle. Doch woher die fehlenden 100.000 Fachkräfte in der Pflege kommen sollen und ob die anvisierten ehemaligen Pflegekräfte wieder zurück in ihren erlernten Beruf wollen, bleibt abzuwarten. Vielleicht würde den politischen Entscheidern ein kurzer Rückblick in die Vergangenheit helfen. Mit Einführung der Pflegeversicherung (1995) wurde die gesamte deutsche Gesundheitsversorgung einem Strukturwandel unterworfen mit dem Ziel zu mehr Wettbewerb und Leistungsorientierung. Mit dieser Veränderung der Rahmenbedingungen wurden die Akteure in der Pflege zu einer Neuausrichtung der Arbeitsanforderungen und Arbeitsaufgaben gedrängt. Daraus resultierend wurde es für Pflegekräfte immer schwieriger ihrem pflegerischen und humanistischen Anspruch treu zu bleiben, da u.a. für die psychosoziale Betreuung von den Kranken-und Pflegekassen keine Vergütung vorgesehen war.
Auffallend war zudem, dass parallel zu den politischen Entscheidungen mit allen ihren Konsequenzen, die gesellschaftliche Anerkennung für die geleistete Arbeit in den kommenden Jahren immer mehr abnahm, mit der Folge, dass tausende Pflegekräfte den Berufsausstieg wagten. Die bisherigen politischen Maßnahmen haben ihr übriges getan, um den Pflegeberuf auch nur ansatzweise wieder attraktiv erscheinen zu lassen. Die Ideen mancher Politiker Hartz IV Empfänger oder Flüchtlinge schnell in diesen anspruchsvollen Beruf zu bringen, befördern das Niveau und die öffentliche Anerkennung für den Pflegeberuf zusätzlich nach unten. Andererseits wird bestehenden Berufsgruppen, wie z.B. den Heilerziehungspflegern der Zugang in die Altenpflege als Fachkräfte erschwert. Diese müssen um als Pflegefachkraft anerkannt zu werden einen 1-jährigen Weiterbildungskurs absolvieren. Verkehrte Welt!