Textbooks as mediators in the intellectual project of history education

Von Julia Pfrötschner – OPTIMUS Redaktion
Wer die Vergangenheit kontrolliert, der kontrolliert auch die Zukunft. Auf kaum einen Bereich treffen die bekannten Worte von George Orwell mehr zu als auf den Geschichtsunterricht. In der Schule wird das Vergangene einer jungen Generation vermittelt und deren zukünftiges Handeln entscheidend beeinflusst. Die Präsentation des geschichtlichen Wissens ist dabei immer selektiv und unterliegt der Interpretation verschiedener Institutionen und Individuen. Besonders Schulbücher spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle.
Die Südafrikanerin Katalin Eszter Morgan (née Fenyves) widmet sich in ihrer Dissertation „Textbooks as mediators in the intellectual project of history education“ dem Thema Wissensvermittlung im Geschichtsunterricht und nimmt das Medium Schulbuch in den Blick. Im Kontext der Schulbuchforschung untersucht sie, wie die Historie dargestellt und in einem textbasierten System mit sprachlichen Zeichen kodiert wird.
Katalin Morgan bezieht ihre Untersuchung auf den aktuellen Geschichtsunterricht in Südafrika und analysiert zehn Schulbücher, die im Schulcurriculum Südafrikas enthalten sind. Spezifisch für das südafrikanische Bildungssystem ist dabei, dass den Lehrern häufig ausschließlich die Schulbücher als Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stehen und diese somit einen bedeutenden Stellenwert im intellektuellen Entwicklungsprozess der Jugendlichen einnehmen. Wie Katalin Morgan hervorhebt, können Schulbücher als Zeugnisse für die Geschichtsdarstellung und -schreibung zu einer bestimmten Zeit betrachtet werden und geben Aufschluss über das soziokulturelle Erbe einer Gesellschaft. In ihrer Studie ergänzen sich theoretische Ansätze und die praktische Schulbuchanalyse zu einem ganzheitlichen Forschungsprojekt. Ihr erklärtes Ziel liegt dabei in der Entwicklung eines geeigneten Instrumentariums für die Inhaltsanalyse und Darstellung von Informationen in Schulbüchern.
Für ihre herausragende Dissertation wurde Katalin Morgan bereits vor der Veröffentlichung ihrer Arbeit mit dem Forschungspreis des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuch-Forschung ausgezeichnet. Im Rahmen der Preisverleihung lobte Prof. Dr. Simone Lässig, Direktorin des Georg-Eckert-Instituts, besonders die in den Sozial- und Geisteswissenschaften seltene Verbindung von Theoriebildung und Praxisorientierung in Katalin Morgans Arbeit. „Ich freue mich besonders, diesen Forschungspreis an eine Autorin zu vergeben, die mit ihrer Dissertation einen Beitrag zu den theoretischen Ansätzen der Schulbuchforschung leistet, diese aber auch auf die Analyse aktueller Schulbücher beziehen will und aus ihren Ergebnissen auch Hinweise für Schulbuchautoren ableitet.“
In diesem Sinne stellt Katalin Morgans Buch nicht nur einen wichtigen Beitrag zur theoretischen und praktischen Schulbuchanalyse dar, sondern bietet ebenso Impulse für die Entwicklung und Überarbeitung neuer und bestehender Unterrichtsmaterialen.
Katalin Eszter Morgan (neé Fenyves) wurde 1970 in Budapest, Ungarn geboren. Sie wuchs in Deutschland auf und zog im Alter von 13 Jahren mit ihren Eltern nach Südafrika. Nachdem sie ihr Soziologiestudium abgeschlossen hatte, arbeitete sie als Wissenschaftlerin für eine Nichtregierungsorganisation. Später wurde sie Lehrerin an einer High School. Katalin Morgan trägt seit 2011 einen Doktortitel in Erziehungswissenschaften der Universität von Johannesburg. Für ihre Dissertation erhielt sie 2012 den Georg-Eckert-Forschungspreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur internationalen Bildungsmedienforschung. Seit 2012 ist sie Dozentin an der University of the Witwatersrand in Johannesburg.

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