"Steh deinen Mann!" - "Benimm dich mal wie ein richtiger Junge!" - "Sei ein Kerl!" -

… ein Mann? – Keine Bange, liebe Leser und Leserinnen! Wir werden uns hüten, die altbekannte und längst abgenudelte Grönemeyer-Frage in diesem Buch zum x-tausendsten Mal zu wälzen. An Floskeln, die in die Jahre gekommen sind, wollen wir uns nicht abarbeiten. Uns interessiert etwas anderes, nämlich: Wie BLEIBT der Mann ein Mann?
„Blöde Frage“, werden manche von Ihnen denken: Wenn einer von Geburt an männlich ist, dann bleibt er es doch auch ein Leben lang – vorausgesetzt, er lässt sich nicht „umoperieren“. Er sieht doch mit 60 zwischen den Beinen ungefähr noch so aus wie mit 6 und mit 16. Und auch sein Vorname ändert sich nicht – selbst wenn aus dem Tobi im Laufe der Zeit ein Tobias wird. Also: Was soll’s?

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Ja, genau: Was soll’s? Unsere Frage soll natürlich auf was anderes zielen. Nicht so sehr auf die primären Geschlechtsmerkmale des homo sapiens maskulinus, sondern darauf, wie männliche Menschen es schaffen, als männliche Menschen anerkannt zu werden. „Ach so!“, sagen die Kritiker unserer „blöden“ Fragestellung von oben – und gucken dennoch etwas sparsam aus der Wäsche.
Nix kapiert? Na gut, dann versuchen wir mal, uns verständlicher zu machen. Also: Männlichkeit ist bekanntlich etwas, was einem in erster Linie aufgrund der biologischen Ausstattung des Körpers zugeschrieben wird – oder eben nicht, wenn definitionsgemäße Körpermerkmale fehlen. Wird einem aber Maskulinität zugeschrieben, steht also etwa in der Rubrik „Geschlecht“ im Kinderausweis oder später dann im Perso „männlich“, dann hat dies ja nicht automatisch zur Folge, dass einem in jeder Lebensphase und in jeder Situation auch garantiert wird, als männlich „rüberzukommen“. Anders ausgedrückt: Männlichkeit besitzt man als Kerl in den Augen der anderen nicht ein für allemal. „Heulsuse!“, „Du Baby!“, „Memme!“ – jeder Junge und jeder Mann kennt Situationen, in denen einem in solcher oder ähnlicher Weise das Männlichsein abgesprochen wird. Will man Männlichkeit gleichwohl für sich reklamieren – und welcher kleine oder große Bursche will das nicht? –, muss sie immer wieder unter Beweis gestellt werden. Im Soziologenchinesisch: Männlichkeit muss (re)produziert, also immer neu hergestellt und wiederhergestellt werden.
ISBN: 9783943612370
Verlag: Archiv der Jugendkulturen Verlag

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Dresden


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