Müll bleibt Müll

Auch für Müll gilt der Massenerhaltungssatz

Müll bleibt Müll

Kehrt man nach einiger Zeit im (entfernteren) Ausland nach Deutschland zurück, merkt man sehr bald, dass man dort eines kaum sieht: Müll. Tatsächlich ist das Vorurteil, Deutschland sei ein sauberes Land, in seinem Wahrheitsgehalt nicht von der Hand zu weisen. Zumindest der physische Müll scheint aus dem öffentlichen Raum weitgehend verschwunden. Die kleinen Müllkippen, die es - wir erinnern uns durchaus noch - vor 20, 25 Jahren auch hierzulande an jeder Ecke und in jedem Park zu sehen gab, sind zum größten Teil nicht mehr sichtbar. Böse Zungen mögen einwenden, dass man dafür zur Entsorgung des Mülls im eigenen Haus ein Diplom benötigt - wie viele Tonnen haben Sie denn so vor der Tür?

Auch für Müll gilt der Massenerhaltungssatz

Nun ist es eine Binsenweisheit, dass nur weil man etwas nicht sieht - in diesem Fall den Müll, den der menschliche "Fortschritt" so mit sich bringt - dieses noch lange nicht "weg" ist. Insofern ist auch unser Planet ein (beinahe) geschlossenes System und in diesen gilt bekanntlich der Satz von der Erhaltung der Masse. Was das bedeutet, sieht man nicht nur in vielen Straßengräben, es gilt auch im größeren Maßstab. Denn blickt man genauer hin, so gilt in Fragen der Müllbeseitigung oftmals eben doch das Vogel-Strauß-Prinzip; "aus den Augen, aus dem Sinn". Angesichts der Mengen Raumfahrt-Müll, die unseren Planeten mittlerweile umkreisen, scheint es zum Beispiel nur eine Frage der Zeit, bis der erste Kommunikationssatellit von seiner eigenen Trägerrakete abgeschossen wird. Die tastenden Lösungsansätze umfassen übrigens den Plan, diesen irdischen Müll zu interplanetarischem umzuwandeln, sprich: ihn weiter ins All zu schießen.

Vergraben und vergessen

Zurück auf der Erde nähert sich der Gorleben-Untersuchungsausschuss nach zweieinhalb Jahren seinem Ende – auch ein schönes Müll-Lehrstück. Gleichzeitig ist klar, dass die weltweit noch immer ungeklärte Frage des Verbleibs von Atom-Müll natürlich nicht nur eine Frage der zivilen Nutzung der Kernspaltung ist. So lesen wir dieser Tage, dass im arktischen Meer, einem der wichtigsten Fischgründe der Erde, besonders unschöner Müll versenkt wurde und bereits zum handfesten Problem wird. Denn dort korrodieren drei atomwaffenstarrende, kernreaktorgetriebene russische U-Boote fröhlich vor sich hin. Es werden nicht die einzigen sein und was das Meer sonst noch alles an Müll verkraften muss, wissen wir zu genüge. Bleibt der Müll, den wir zwar in Massen erzeugen, aber qua Material nicht sehen: Kohlenstoff-Dioxid, kurz CO2.

Keramik vs. Atommüll

Gerade hat der Bundesrat einen Gesetzentwurf abgelehnt, der die Abscheidung und unterirdische Lagerung dieses Wohlstand-Rückstands vorsah. Mit dieser Entscheidung ist das sogenannte CCS-Verfahren ("Carbon Capture and Storage"= Abtrennen und Lagern von CO2) aber noch längst nicht vom Tisch, schon gar nicht weltweit. Und da sind wir wieder. Vergraben und Vergessen; diesem buchstäblich steinzeitlichen Grundsatz der Müllbeseitigung sind wir keineswegs entwachsen. Aber: Knochen verrotten, Keramik und Werkzeuge können ins archäologische Museum - für Atommüll und CO2 gilt dies nicht.

Andreas Kellner

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