Armut und kein Ende: Geschätzte 250.000 Obdachlose leben in Deutschland

18 Monate lebte der Obdachlose Max Bryan an den Hamburger Landungsbrücken und kaum jemanden hatte es interessiert. Wie andere Wohnungslose in Hamburg suchte er vergeblich nach einer bezahlbaren Wohnung, bevor er dann Mitte November die Hansestadt verließ, um mit dem Rad Richtung Süden zu fahren. Im Gepäck nur ein paar Habseligkeiten, ein Handy und sein Laptop.

Auf seinem Weg von Hamburg in den Hessischen Taunus wirbt der 36-Jährige für sein Onlineprojekt "Wohnungsmelder.org", eine Initiative, die wohnungslosen Menschen direkten Zugang zu Wohnraum ermöglichen soll. Wer Bryan oder anderen Nichtsesshaften günstigen Wohnraum vermieten will, kann sich dort auf der Internetseite eintragen.

Sozialwohnungen fehlen in Hamburg

Der Wohnungsmarkt sei für Menschen, die von Sozialhilfe leben oder nur ein niedriges Einkommen hätten, in vielen deutschen Großstädten und Kommunen wie "leer gefegt", beklagt Werena Rosenke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) mit Sitz in Bielefeld. Kleine, preisgünstige Wohnungen für ein oder zwei Personen gebe es kaum noch - und wenn, nur auf dem Land. Mietervereine schätzen, dass allein in Hamburg 5.000 bis 8.000 Sozialwohnungen fehlen.

Der negative Trend wird sich nach Ansicht von Rosenke weiter fortsetzen. Schuld sei der Verkauf von staatlichen Sozialwohnungen an private Investoren seit Ende der 90er Jahre, mit dem Kommunen "kurzfristig ihre Stadtkassen füllten", kritisierte Rosenke.

Mehr Wohnungslose auch bundesweit

Bundesweit ist nach BAGW-Angaben die Zahl der Wohnungslosen seit 2008 um mehr als zehn Prozent auf aktuell 248.000 gestiegen. Auch die Anzahl derer, die ausschließlich auf der Straße lebten, habe sich in den vergangenen Jahren auf 22.000 erhöht, berichtet der evangelische Pressedienst „epd“.

http://nordelbien.de/nachrichten/newsnek/one.news/index.html?entry=page....

Nachdem Max Bryan als Betreiber eines eigenen Reisebüros Schiffbruch erlitten hatte, versuchte er nicht mehr, in seinem Beruf Fuß zu fassen. Stattdessen packte ihn die Philosophie, und er schrieb Tausende Seiten zur Metaphysik. Als sein Vermieter ihm nach 15 Jahren wegen Eigenbedarfs kündigte, lagerte er seine unveröffentlichte wissenschaftliche Arbeit in einem angemieteten Container in Hamburg ein. Seitdem sucht er bislang vergeblich nach einer Zwei-Zimmer-Wohnung für sich allein. Bryan, der nicht trinkt oder raucht, vermutet, dass viele Vermieter Obdachlosen schlichtweg nicht zutrauen, eine Wohnung in Ordnung zu halten.

Auf seiner Radtour machte der in Hamburg gemeldete Wohnungslose bisher Station in Buchholz, Bad Fallingbostel, Verden, Minden, Hameln und Paderborn. Gestern gastierte der Wohnungssuchende in Köln.

(VL) fernsehforum.com

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