Aufruf für ein globales Trennbankensystem

Von Helga Zepp-LaRouche

Es wäre besser, wenn die Regierenden den Mut fänden, offen zuzugeben, was inzwischen offensichtlich ist: Die Zusammenbruchskrise des Finanzsystems ist außer Kontrolle; sie ist global; es droht die Gefahr einer Kernschmelze des Finanzsystems und der Realwirtschaft, die den Crash von 1929 und die folgende Große Depression bei weitem in den Schatten zu stellen droht - und die Regierungen haben keine Ahnung, was zu tun ist. Und die meisten ahnen mit Grauen, daß auch die von London diktierte europäische Fiskalunion und die damit verbundene drakonische Sparpolitik das Problem nicht löst, sondern in ganz Europa Verhältnisse erzeugen wird, wie sie eben mit den Krawallen in Großbritannien zu beobachten waren.

Es wundert nicht, daß wir es auch mit einer beispiellosen Glaubwürdigkeitskrise der Regierungen zu tun haben. Wie Spielbälle haben sie sich in den vergangenen vier Jahren seit dem Ausbruch der Krise im Juli 2007 von „den Märkten“ vor sich hertreiben lassen. Und anstatt diese Märkte durch eine Reregulierung zu bändigen, haben sie sich durch eine „Notsituation“ nach der anderen zu immer weiteren Zugeständnissen an die Macht der Finanzinstitute breitschlagen lassen und dabei Hunderte von Milliarden an privaten Schulden von Spekulanten in Staatsschulden verwandelt, für die die Bevölkerung jetzt mit enormen Sparprogrammen in den öffentlichen Haushalten bestraft wird.

Der Finanzsektor, mit immer neuen „Rettungspaketen“ ausgestattet, bedankt sich dafür mit immer neuen spekulativen Attacken, erst gegen Griechenland und andere EU-Randstaaten, und jüngst gegen Frankreich und Deutschland, und wettet mit Kreditausfallversicherungen (CDS) gegen diese Länder „gleichsam auf den Weltuntergang“ (Handelsblatt). Gleichzeitig haben die Herunterstufungen der Bonität verschiedener Staaten durch die Ratingagenturen einen Schrumpfungsprozeß im Bereich der völlig unkontrollierten sogenannten Schattenbanken hervorgerufen, der wegen der Hebelwirkung der Derivatkredite zu einem geometrisch zunehmenden Kollaps führt. Ironischerweise erweist sich damit ausgerechnet der „profitabelste“ - und eben auch risikoreichste - Bereich der Kasino-Wirtschaft als die Achillesferse des Systems.

In dieser dramatischen Situation behaupten die Vertreter des Britischen Empire - sei es die Financial Times, sei es EZB-Chef Trichet oder EU-Kommissionspräsident Barroso, der mit seiner Forderung nach einer Aufstockung der EFSF nur zwei Wochen nach den Beschlüssen des EU-Gipfels vom 21. Juli eine neue „Notsituation“ heraufbeschworen hatte -, nur die sofortige Errichtung einer Europäischen Wirtschaftsregierung könne den endgültigen Kollaps der Eurozone aufhalten. Nur eine europäische Fiskalunion sei größer und mächtiger als die Märkte, lautet das sophistische Argument.

Natürlich würde eine solche Europäische Wirtschaftsregierung - wie es im übrigen von vornherein von den Architekten der Europäischen Währungsunion geplant war - vermeintlich effektiver genau das durchsetzen, was „die Märkte“ ohnehin wollen, nämlich brutalste Kürzungen von der Art, wie sie jetzt Griechenland, Portugal, Italien, Spanien und Frankreich aufgezwungen werden - nur daß die betroffenen Staaten dann überhaupt kein Vetorecht zum Schutze des Gemeinwohls mehr hätten, mit den schon erwähnten sozialen Folgen à la britische Krawalle. Eine solche Ausschaltung des letzten Restes nationaler Souveränität wäre der letzte Schritt in einer ganzen Reihe von Verletzungen der nationalen Verfassungen Europas, wie es noch einmal im „Lissabon-Urteil“ des Karlsruher Verfassungsgerichtes von 2009 bestätigt wurde, ebenso wie sogar auch der EU-Verträge von Maastricht und Lissabon. Die EZB, die seit geraumer Zeit gegen ihre eigenen Statuten verstößt, indem sie Ramschanleihen bankrotter Staaten sogar auf dem sekundären Markt aufkauft - und damit, statt die Stabilität des Euro zu garantieren, eine Hyperinflation herbeiführt -, handelt damit eindeutig gegen die Interessen der Staaten Europas und das Gemeinwohl der Bürger.

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