Oberbürgermeister-Wahl in Wilhelmshaven: Kein Abriss der Südzentrale in der Birne

26. Februar 2011

Fax an die Kunsthalle Wilhelmshaven

Betr. Podiumsdiskussion am 4. April, 19 Uhr, mit allen Oberbürgermeister-Kandidaten

Sehr geehrter Herr Dr. Keller,
sehr geehrte Frau Dr. Weigel,

vielen Dank für die Einladung. Ich komme gern.

"In der Bevölkerung hat es immer wieder Aufrufe gegeben, alles Erdenkliche für den Erhalt der Südzentrale zu tun. Es bildete sich eine Initiative, die selbst Ideen entwickelte und in einer Broschüre darstellte. Für das Mitglied der Initiative, den Diplom-Ingenieur André Winter, ist die jetzige Entwicklung mehr als enttäuschend. ´Es wurde die Chance vertan, einen Bezugspunkt zur Historie der Stadt zu erhalten – gerade auch im Hinblick auf das Ensemble Südzentrale zur nahe gelegenen Kaiser-Wilhelm-Brücke.´"

Hat gestern in der "Nordwest-Zeitung" gestanden. Der Abriss dieses Jugendstil-Gebäudes ist für mich Alarmzeichen einer falschen Kommunalpolitik. Viele überregionale Medien berichteten, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" erklärte Erhalt oder Abriss der Südzentrale am 18. Oktober 2002 zur Nagelprobe für die Zukunftsfähigkeit von Wilhelmshaven. Diese Nagelprobe hat die Stadt nun nicht bestanden? Sie sollte auch nicht bestanden werden?

Bei der von Ihnen geplanten Podiumsdiskussion möchten Sie auch von mir erfahren, "welche Rolle Kunst und Kultur in Zukunft spielen" sollen. Fest steht: Den Abriss eines Zeugen der Stadtgeschichte habe ich nicht in der Birne.

Sie werden von mir auch keine Floskeln hören, wie "Kunst und Kultur sind wichtig" etc. Denn: Bei der Gründung eines Kulturzentrums in Hannover-Bothfeld habe ich als Mitglied einer Initiative erfahren, für wie wichtig Politikerinnen und Politiker Kunst und Kultur halten, wenn es zur - genau: Nagelprobe kommt. Wir haben es trotzdem geschafft: Das Kulturzentrum steht seit vielen, vielen Jahren. Der Stadtteil hat sich inzwischen das Motto "Bothfeld hat alles" gegeben.

Eines Tages gab es bei mir auch einen Anruf der Leiterin des Freizeitheimes in Vahrenwald. Sie beklagte sich über sinkende Besucherzahlen, ob ich eine Idee hätte. Die entwickelten wir. Da die Leute nicht ins Freizeitheim gingen, ging das Freizeitheim zu den Leuten. Wir gründeten die "Vahrenwalder Erzählstube", baten um Geschichten aus dem Stadtteil, auf dem Rahmenprogramm standen Auftritte von Bands. Als wir die Erzählstube wieder schließen wollten, protestierten Schülerinnen und Schüler. Sie hatten Interviews gemacht, nun wollten sie auch noch ein Musical schreiben und aufführen. Vorgeschlagen, getan...Schließlich leierten wir dem Kulturdezernenten sogar noch ein paar Mark für eine Broschüre aus den Rippen.

In den Jahren 2000 bis 2003 organisierten wir als Privatinitiative in Burgdorf bei Hannover sieben Kinderfeste mit Zauberern, Musikanten, Clowns und vielen Mitmachaktionen, mit Laiendarstellerinnen und Laiendarstellern im Alter von 15 bis 73 Jahren drehten wir einen Spielfilm mit meiner Sektenerzählung "Insel des Zweifels" als Vorlage.

Kindheit und Jugend habe ich in Wilhelmshaven verbracht. Als wir in dieser Stadt einen Kinderladen gründen wollten, fragte uns ein Ratsherr: "Wollt Ihr Kinder verkaufen?" Diese Frage fand der originell. Wir nicht. Wir gründeten den Kinderladen.

Kunst- und Kulturarbeiter müssen dicke Bretter bohren. Als Oberbürgermeister würde ich mitbohren. Versprochen.

Ich hoffe, dass ich am 4. April in der Kunsthalle um weitere Unterstützerunterschriften für meine Kandidatur bitten darf. Davon brauche ich 220. Das Formular habe ich auch ins Netz gestellt.

Hier ist das Formular
http://obkandidattjaden.blogspot.com


Über Heinz-Peter Tjaden