Die Wilhelmshavener Zeitung und die Oberbürgermeister-Wahl: Schon jetzt ein "politischer Akteur"

"Als OB-Kandidat werden sie zum politischen Akteur, der Presseerklärungen abgeben kann, die wir - je nach Relevanz des Themas - in von uns in Abhängigkeit von der redaktionellen Bewertung veröffentlicht werden - oder auch nicht", haben Sie mir, sehr geehrter Herr Abeldt, als Chefredakteur der "Wilhelmshavener Zeitung" mitgeteilt. Die Schreibfehler sind von Ihnen. Die können Sie behalten.

Ihre Meinung nehme ich zur Kenntnis - mehr aber auch nicht, denn ich werde keinesfalls erst als Oberbürgermeister-Kandidat ein "politischer Akteur". Das bin ich täglich. Und täglich begegnen mir viele "politische Akteure". Im Supermarkt, bei einer Radtour, im Theater, im Bus, in Kindergärten, in der Schule, in Krankenhäusern und in Altenpflegeheimen. Überall.

Darf ich Sie daran erinnern, dass wir nicht nur in einer Demokratie, sondern auch noch im 21. Jahrhundert leben? Darf ich Sie zudem daran erinnern, dass Stuttgart 21 in diesem Jahr ein wichtiges Thema gewesen ist, und zwar vornehmlich wegen der Fehler, die gemacht worden sind? Ob alle Politiker langfristig erkannt haben, dass sie mit Geheimniskrämerei, Mauscheleien und Weghören nicht mehr sehr weit kommen, wage ich zu bezweifeln.

Sobald sich die Aufregung wieder gelegt hat, werden viele weitermachen wie bisher. Gerade deshalb muss man jeden "politischen Akteur" auffordern: Lasst nicht locker! Die Demokratie braucht mehr als nur einen neuen Anstrich von Schlichtern, die erklären, dass man demnächst auch ein paar andere Farben verwenden werde.

Auch Kommunalpolitik muss endlich moderner werden. Dazu gehört nicht nur, dass sich Gewählte immer wieder klar machen, von wem sie gewählt worden sind, dazu gehört auch, dass sie Ideen, Anregungen und Kritik ernst nehmen und in ihre Arbeit einfließen lassen. Das klingt mühsam, ist es aber nicht.

Warum darf Politik eigentlich keinen Spaß machen, warum darf man sich in Diskussionsrunden nicht den Mund fusselig reden, bis ein roter Faden entsteht? Schauen Sie sich doch einmal in Wilhelmshaven um! Überall Baustellen. Südzentrale. Längst wieder vergessen. Entwicklung der Innenstadt. Kein Konzept. Kurpark und Gökerstraße. Schweigen im Walde. Heuschrecken, die sich durch den Häuserbestand fressen. Kein Thema. Energiepreispolitik. Sollen sich doch Gerichte damit beschäftigen. Gebäude, die verkommen. Ideen von Architekten, die sich in Frankfurt treffen, ignorieren. Raffinerie. Schaun mer mal.

Keine Antwort auf nichts? Und dann auch noch jammern, wenn Großprojekte platzen? Was ist das denn für eine Kommunalpolitik, die in einer lebendigen Stadt gar nicht möglich wäre!

Auch als Oberbürgermeister würde ich kein anderer Mensch werden, ein besserer auch nicht. Wie "politische Akteure" in Wilhelmshaven behandelt werden, habe ich erfahren, als wir uns für den Bau des Freizeitheimes in Fedderwardergroden oder für einen Kinderladen eingesetzt haben. Ignoranz hoch siebzehn.

Und nun gibt es Ignoranz hoch 24? Und das soll ein Fortschritt sein? Mit der Sammlung von Unterstützerunterschriften werde ich mich keinesfalls beeilen, nur weil mich die "Wilhelmshavener Zeitung" erst mit Foto und Text vorstellt, wenn ich die geforderte Zahl an Unterschriften zusammen habe. Dafür habe ich bis Juli 2011 Zeit! Müssten Sie als Chefredakteur der "Wilhelmshavener Zeitung" eigentlich wissen.

Ihre Argumente sind gar keine. Aber vergessen Sie eins nicht: Im Internet-Zeitalter verbreiten sich Neuigkeiten viel schneller als früher und das Interesse an meinen Seiten steigt täglich. Ich habe mich bis heute nicht beim Wahlamt erkundigt, ob jemand das Formular, das ich ins Netz gestellt habe, ausgefüllt und unterschrieben hat.

Vor einiger Zeit habe ich die Versprechen gesammelt, die Eberhard Menzel vor seiner Wahl zum Oberbürgermeister gegeben hat. Der muss sich ganz schön oft versprochen haben. Darunter leidet inzwischen die Wahlbeteiligung in Wilhelmshaven. Die Stadt ist ein Kummerkasten. Das hat sie nicht verdient.

Ein Beitrag von http://obkandidattjaden.blogspot.com


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