Der Todeskampf des Euro

Mächtige in Angst und Schrecken

Das diesjährige geheime Treffen der Bilderberger, des verschwiegenen Clubs von Hunderten der mächtigsten globalen Strippenzieher aus Politik, Wirtschaft und Hochfinanz, fand Anfang Juni bei Barcelona statt. Doch so geheim wie sonst war die Zusammenkunft diesmal nicht. Denn peinlicherweise hatte die Londoner „Times“ die Agenda enthüllt. Und die hatte es in sich. Denn das große Thema dieses Mal lautete: Wird der Euro überleben? Eine Insiderquelle berichtete: „Sie haben Angst, dass die Staaten, die in Schwierigkeiten sind, aus der Europäischen Währungsunion ausscheiden und dass der Euro zerbricht.“ Der größte Alptraum der Globalisten sei es, wenn die EU-Staaten zu national orientierter Politik zurückkehren.

HELLE AUFREGUNG

An dem Treffen nahmen auch der spanische Premierminister Luis Rodriguez Zapatero, der die Eröffnungsrede hielt, sowie der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos und der frühere spanische Wirtschaftsminister Pedro Solbes teil. Und dies höchstwahrscheinlich nicht nur, weil das diesjährige geheime Treffen gerade bei Barcelona stattfand, sondern weil die Bilderberg-Eliten in heller Aufregung über die Möglichkeit sind, dass sich ihr Embryo der Weltwährung, der Euro, gerade auf dem Weg des vollständigen Zusammenbruchs befindet.

Mit Sicherheit werden Spaniens hochrangige politische Führer und Finanzpolitiker Rede und Antwort gestanden haben, ob Spanien denselben Weg wie Griechenland gehen wird. Denn das bedeutet vermutlich nicht nur den Todesstoß für die europäische Einheitswährung, sondern auch einen herben Rückschlag für die Langzeitpläne zur Einführung einer Weltwährung. Hatte doch nach verschiedenen Berichten erst vor kurzem das Bilderberg-Mitglied Dominique Strauss-Kahn, seines Zeichens Geschäftsführer des Internationalen Währungsfonds, gegenüber einer Gruppe von Mächtigen auf einem Treffen in Zürich erklärt, dass die Weltwährung eine der Trophäen sei, welche sich die Elite durch das Ausbeuten der Wirtschaftskrise erhoffe.

AUS DER TRAUM?

Dass durch einen Untergang Spaniens auch der Euro untergehen würde, ist mithin ein Szenario, das die Bilderberger in Angst und Schrecken versetzt, deren großer Traum der Eine-Welt-Währung auf einer Stärkung des Vertrauens in den Euro beruht. Das geht so weit, dass die Europäische Zentralbank jetzt wöchentlich die FOREX-Märkte manipuliert und interveniert um zu versuchen die kränkelnde Einheitswährung abzustützen. Einige Länder sind davon jedoch keineswegs überzeugt und stürmen bereits zum Notausgang, wie der Iran und einige Golfstaaten, die gerade ihre Euro-Bestände abstoßen und sich stattdessen in großem Stil Goldbarren kaufen.

Wie schlecht es um die Zukunft des Euro bestellt ist, zeigt sich beispielsweise schon an folgenden Politiker-Äußerungen zur Euro-Krise:

„Sie [die Euro-Krise] ist die größte Bewährungsprobe die Europa, seit 1990 wenn nicht sogar seit 53 Jahren, der Verabschiedung der Römischen Verträge, zu bestehen hat. Die Bewährungsprobe ist existenziell, sie muss bestanden werden, gelingt das nicht, dann sind die Folgen für Europa und darüber hinaus unabsehbar.“ – Bundeskanzlerin Angela Merkel, in ihrer Laudatio im Aachener Dom zur Karlspreisverleihung an Donald Tusk, Ministerpräsident von Polen, am 13.05. 2010.

„Man muss der Bevölkerung sagen: Europa stand finanz- und wirtschaftspolitisch am Abgrund.“ – Hans-Peter Friedrich, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, am 12.05.2010.

Das Wort „stand“ sollte im letzten Zitat jedoch ehrlicherweise durch das Wort „steht“ ersetzt werden. Denn die Fakten sprechen für sich. Aus der sogenannten Euro-Zone ist längst eine Euro-Schulden-Zone geworden. Dazu nur zwei Zahlen:

8 Billionen Euro – so hoch sind inzwischen die Staatsschulden der Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion

320 Milliarden Euro – so hoch sind die jährlichen Zinszahlungen ohne Tilgung (bei einem Zinssatz von 4 Prozent) der Mitgliedsländer der Europäischen Währungsunion für ihre Staatsschulden.

Wer soll das bezahlen? In einem Artikel vom 25. Mai 2010 in der englischen Zeitung „Telegraph“ zur aktuellen Situation der Eurozone schreibt der britische Journalist Simon Heffer, der Euro habe solange noch nicht ausgedient, wie „reiche“ Länder der EU Geld in die Länder mit einer zusammenbrechenden Wirtschaft wie Griechenland, Spanien, Italien und Portugal pumpen. Dies könne jedoch keinesfalls noch lange funktionieren. Natürlich müssten sich die Minister der bessergestellten Länder fragen, ob ihre Wähler diesen Umgang mit ihrem Geld akzeptieren.

Deutschland sehe sich laut Heffer noch immer in der Position, die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs wieder gutmachen zu müssen. Doch das hart verdiente Geld der Bürger an die Mittelmeerländer zu verteilen, tue dem System nichts Gutes. Was würde geschehen, fragt Heffer, wenn auch Deutschland zusammenbricht? Frankreich habe bereits gedroht, aus der Währungsunion auszuscheiden. Die Schlussfolgerung von Heffert lautet, die sogenannten reicheren Länder könnten es sich nicht leisten, mehrere andere Mitglieder „zu retten“, und nach Griechenland werde Spanien folgen. Aus diesem Grund müsse man sich auf eine beispiellose wirtschaftliche Katastrophe vorbereiten.

AUSUFERNDE STAATSSCHULDEN

Auch der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, warnt vor einem drohenden Zusammenbruch des Euro. Schon im Januar sagte er: „Die Situation ist ernster als jemals in den zehn Jahren nach Einführung des Euro.“ Den Grund sieht Mayer nicht nur in dem faktischen Staatsbankrott Griechenlands. Denn auch die anderen Länder hätten in der Vergangenheit enorme Defizite in ihren Leistungsbilanzen aufgetürmt, weil sie dank niedriger Zinsen jahrelang auf Pump gelebt hatten. Dazu gehören laut Thomas Mayer Spanien, Portugal und Irland, die ebenfalls ausufernde Staatsschulden haben. Das Haushaltsdefizit Portugals beispielsweise hat sich allein im vergangenen Jahr auf 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verdreifacht.

Noch deutlicher wurde der Chef-Stratege der französischen Großbank „Société Générale“, Albert Edwards. Für ihn ist der Zusammenbruch des Euro „nur eine Frage der Zeit“. Und der Mann weiß, wovon er spricht. Er wurde dadurch berühmt, dass er bereits früh vor der Asienkrise der neunziger Jahre und später dem Platzen der Internet-Blase gewarnt hatte. Mitte 2005 prognostizierte der Volkswirt eine durch eine Immobilienkrise ausgelöste schwere Rezession in den USA.

In einem Zeitungsinterview im März sagte er, die Rettungsmaßnahmen für Griechenland würden den Kollaps des Euro allenfalls verzögern, letztlich aber nicht verhindern. Das Grundproblem bleibe nämlich, dass das Zinsniveau innerhalb der Euro-Zone für alle Länder gleich sei. Das wiederum habe dazu geführt, dass mehrere Länder in der Währungsunion nicht mehr wettbewerbsfähig seien. Insbesondere Portugal, Irland, Griechenland und Spanien hätten nicht nur enorme Staatsschulden, sondern auch hohe Leistungsbilanzdefizite. Ihre Ökonomien hätten infolge der – für sie – zu niedrigen Zinssätze in der Euro-Zone einen ungesunden Boom hinter sich, der zu übermäßigen Lohnsteigerungen und hohen Inflationsraten geführt habe. Das habe ihrer Wettbewerbsfähigkeit geschadet.

GEWALTIGE KOSTEN

Auch würden es diese Länder, so Edwards, nicht schaffen, ihre riesigen Haushaltsdefizite auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken, wie es der Maastricht-Vertrag vorschreibt. Denn wer das versucht, muss in Kauf nehmen, dass auch die Wirtschaftsleistung um etwa denselben Betrag schrumpft. Die damit verbundenen sozialen Kosten wären jedoch gewaltig. Wenn ein Land so extrem sparen und Ausgaben kürzen muss, „dann tut das richtig weh. Durchziehen kann man das nur mit einer Bevölkerung, die das mitmacht, und dafür sehe ich in Südeuropa keine Anzeichen. (…) In Spanien sind 45 Prozent der Jugendlichen unter 25 Jahren arbeitslos. Das dürfte schon jetzt ein riesiges Problem sein und würde sich noch verschlimmern, wenn man auf einen drakonischen Konsolidierungskurs setzt.“ Die zu erwartende Massenarbeitslosigkeit dürfte zu drastischen politischen Verwerfungen und extremistischen Tendenzen führen.

Vor diesem Hintergrund sind die beschlossenen Sparmaßnahmen, die in vielen Ländern nicht durchsetzbar sein werden, eher als ein hilfloser bis verzweifelter Aktionismus zu sehen. Hinter vorgehaltener Hand wird immer lauter als einziger Ausweg eine stark steigende Inflation in der Eurozone angesehen. Die Europäische Zentralbank hat mir ihrem Aufkaufen von Schrottpapieren aus den Pleitestaaten jetzt genau diesen Weg eingeschlagen. Genauso gut könnte man auch die Geldschein-Druckerpresse anwerfen. Doch eine stark steigende Inflation lässt nicht nur die Staatsschulden geringer werden, sondern frisst auf der anderen Seite auch die Ersparnisse - und gerade die Altersrücklagen vieler hart arbeitender Menschen! – auf. Zugleich schmälert sie (ähnlich wie bei einer entsprechenden massiven Mehrwertsteuererhöhung) das verfügbare Kapital der Menschen, sodass von daher der Weg in eine neue, schwere Rezession vorgezeichnet wäre. Ein Patentrezept ist die Entschuldung des Staates durch Inflation also auch nicht.

Es kann auf die Dauer nicht gutgehen, Staaten mit völlig unterschiedlichen Volkswirtschaften über einen währungspolitischen Kamm zu scheren. Deutschland sollte schleunigst das Abenteuer Währungsunion beenden und so zu einer soliden, berechenbaren Währungspolitik zurückkehren, für die wir jahrzehntelang bewundert und geachtet worden sind.

Dr. Petersen


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