Ernährungslösungen für eine satte Gesellschaft

Auf dem Speisesektor hat sich vieles geändert. Vor vierzig Jahren wusste in Neustadt am Rübenberg niemand, was Farfalle oder Orecchiette sind, heute gibt es in jeder deutschen Kleinstadt mehrere italienische Restaurants und auf http://www.gerardo.de sind ständig über fünf Dutzend italienische Nudelsorten zu haben. Es wird offensichtlich viel gekocht in den deutschen Gauen, zumindest im Fernsehen. Kein Kanal, der nicht seine Kochsendung hat, ob nun mit einem abgehalfterten TV-Moderator, einer in die Jahre gekommenen Schauspielerin oder einem bekifften Provinzprotz. Und da der moderne Mensch nichts mehr zu sagen hat, wird stattdessen unheimlich viel übers Essen geredet. Zwar kann sich niemand die inszenierten Rezepte behalten, aber dafür wurden die www Adressen eingerichtet, Kochkünste und Internetkenntnisse gehören einfach zusammen! Und im Bayerischen Wald verlangt die Oma jetzt ihre Semmelnknödeln zum Sonntagsbraten al dente.

Buono, pulite e giusto - Gut, sauber und gerecht
Im wirklichen Leben sieht es anders aus, da wird immer weniger gekocht. Selbst der Morgenkaffee wird inzwischen beim Warten auf den Frühbus aus Pappbechern geschlürft und jeder Zeitungskiosk bietet Schokoladencroissants an, auf Wunsch mit gekochtem Parmaschinken belegt. Die Burgerbuden haben Konkurrenz bekommen, die Standardisierung greift weiter um sich. Ein Koch in einer neuen Abfütterungskette, der für Pasta salsiccia calabrese zuständig ist, schafft nach einem Zeitschriftenbericht bis zu 150 Portionen am Tag. Die Nudeln stellt ein Kollege ständig frisch her, so dass sie in 90 Sekunden al dente sind. Bedienung gibt es natürlich nicht, was sich der Konsument zusammensucht, wird auf einer Chipkarte registriert und am Ausgang bezahlt. Keine Chance also für individuelle Esskultur. Ein großstädtischer Besucher, so eine Studie, bleibt kaum länger als eine halbe Stunde beim Mittagessen und zahlt im Schnitt zehn Euro. Die Restaurantplätze können jeden Tag bis zu zehnmal neu besetzt werden. Ein Pizzabäcker kann damit nicht konkurrieren, umso wichtiger ist daher seine traditionelle Arbeit.

Fleisch von Schlangen, Krokodilen und unbekannten Beuteltieren sind nichts wirklich Besonderes mehr, in einem New Yorker Hotel der Spitzenklasse werden inzwischen Ekel-Menüs serviert, extreme food wie Larven, panierte Motten und knackige Grillen - alles sehr proteinreich und garantiert cholesterinfrei. Unsere Gesellschaft lechzt ständig nach Neuem, auf der Suche nach unbekanntem Ungeziefer und fremdartigen Gewürzmischungen streifen langnasige Geschmackstester durch Straßenrestaurants und Bazare in Fernost. Bei Gerardo sucht man deren Beute vergeblich, kein Nudelteig ist mit klein gehackten Ameisen oder Spinnen durchsetzt.

Natürlich wollen unsere Supermarktketten ständig von neuen Trends profitieren. Exotische Früchte sind im Angebot, heimische Produkte werden mit dem Hinweis auf die Biowelle ausgestellt und auf den Regalen steht italienisches Öl extra vergine, das von einem Testinstitut ausgezeichnet wurde, bis sich dann herausstellte, dass die entsprechenden Aufkleber auch auf Flaschen mit weniger gutem Inhalt passen. Irgendwo müssen ja die europäischen Ölüberschüsse unterkommen! Wer bei Gerardo einkauft, braucht sich da allerdings keine Sorgen zu machen, der Inhalt der Flaschen stimmt ganz altmodisch mit der Bezeichnung auf den Etiketten überein.

Als Protest gegen den Irrsinn der modernen Essgewohnheiten wie fast food hat sich in Italien seit Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts (Ich kann mich noch immer nicht an diese Ausdrucksweise gewöhnen) slow food entwickelt, eine neue Bewegung, die inzwischen weltweite Verbreitung gefunden hat und wesentlich mehr ist als ein Club von Genießern. Buono, pulite e giusto, gut, sauber und gerecht heißt deren Anliegen. Unsere Nahrung soll gut schmecken, umweltschonend auf saubere Weise und möglichst regional hergestellt sein und mit einem gerechten Lohn für die Arbeit, die in ihr steckt.

Hans-Peter A. (pap)