Die Rohstoff-Woche – Kalenderwoche 50/2009: Gold in Wolle gepackt

Als hätten wir es in der letzten Woche geahnt, gab der Goldpreis in dieser Woche wie irgendwann einmal zu erwarten war kräftig nach und verlor binnen weniger Stunden 7%. Vom zwischenzeitlichen Tief bei knapp 1.120 USD je Unze ging es erstmal wieder moderat nach oben. Die Frage ist nun, wohin kurzfristig die Reise gehen wird, ob bei den kurz- bis mittelfristigen Anlegern eher die Angst oder ungebremster Optimismus überwiegt. Wir erwarten weiterhin eine starke Korrektur in 2010, die durchaus nochmals die 900 USD-Marke oder darunter treffen könnte. Saisonal gesehen rechnen wir damit, dass Gold sein hohes (Zwischen-)Niveau noch in 2010 hinüberretten wird können, spätestens aber im Februar die aktuelle Hausse-Phase ein Ende finden wird.

Ob, wann und in welchem Ausmaße die Finanz- und Wirtschafts-Welt in 2010 nochmals analog zum Ende von 2008 und zum Beginn von 2009, untergehen wird und wie dementsprechend Gold darauf reagieren wird, steht aktuell noch in den Sternen. Viele Kurzarbeiterprogramme laufen in wenigen Monaten aus, erst dann wird sich zeigen, ob sich die noch immer angespannte wirtschaftliche Situation weiterhin mit Statistiktricks wird kaschieren lassen. So könnte es also sein, dass nach Island, Griechenland und Spanien vielleicht Deutschland, Österreich und die Schweiz die nächsten sein könnten, die auch auf Grund explodierender Sozialausgaben finanztechnisch kapitulieren werden müssen. Was das dann für Gold bedeutet wird sich zeigen.

Zurück zu angenehmeren Themen:

Beinahe täglich flattern einem neue Übernahme-Meldungen auf den Tisch. Neuestes Beispiel ist Pan Andean Resources plc, ein kleinerer Öl- und Gas-Produzent mit Projekten in den USA und Südamerika. Pan Andean erhielt in dieser Woche ein Übernahmeangebot der Petrominerales Ltd., einem Ölproduzenten, der sich vor allem auf Lateinamerika spezialisiert hat. Neben eines Kurs-Aufschlags von knapp 25% dürfen sich Pan Andean-Aktionäre auch über Gratisaktien einer bis dato ungelisteten Firma namens Hydrocarbon Exploration freuen, in die bestimmte Projekte von Pan Andean fließen sollen.

Hatten Sie schon einmal mit Baumwolle zu tun? – Sicher, da muss jeder Einzelne nur den Kleiderschrank öffnen und den Baumwollpullover hervorholen. Haben Sie aber – ausser in physische Baumwolle – auch schon einmal mittels Zertifikaten am Baumwollmarkt teilgenommen? Oder gehören Sie eher zu den Leuten, die Baumwolle für einen angestaubten Rohstoff aus den Zeiten der Sklaverei halten? Da kann ich Ihnen nur sagen: weit gefehlt!

Es gibt gleich mehrere Gründe, warum man sich einmal etwas näher mit dem Thema Baumwolle auseinandersetzen sollte.

Zum Einen konnte Baumwolle seit März diesen Jahres von 0,41 USD je Pfund auf zuletzt knapp 0,73 USD performen, zum zweiten hängt Baumwolle sowohl vom Wetter in den Hauptanbaugebieten als auch von der wachsenden Weltbevölkerung ab und erfreut sich darüber hinaus schon jetzt in vielen Teilen der Erde starker Beliebtheit. Der Erfolg der Baumwolle ist dabei eng an gewisse Qualitätsansprüche und somit an wachsenden Wohlstand geknüpft. Und wie wir mittlerweile wissen erfreut sich gerade das bevölkerungsstärkste Land der Erde an einem stetig steigendem Wohlstand.

Der kommende Ernteertrag wird auf etwa 103 Mio. Ballen zu je 480 amerikanischen Pfund geschätzt, wovon China etwa 30%, Indien etwa 23% und die USA etwa 12% beitragen dürften. Wobei gerade die USA Befürchtungen hegen, dass die kommende Ernte buchstäblich ins Wasser fallen könnte. Starke Regenfälle in den Hauptanbaugebieten in Texas, North-Carolina und dem Mississippi-Delta lassen zum Einen vermuten, dass die Ernte weitaus geringere Erträge als in den letzten Jahren einbringen könnte und veranlasste zum Anderen ohnehin schon viele Bauern, lieber Weizen, Mais und Soja anzubauen, vor allem wegen deren besserer Markt-Preise.

Diesen etwa 103 Mio. Ballen an geschätzter Produktion wird ein Verbrauch von geschätzten 113 Mio. Ballen entgegenstehen, weshalb sich die weltweiten Lagerbestände um etwa 20% reduzieren dürften. Eine regelrechte Baumwollknappheit scheint nur eine Frage der Zeit, zumal die jährliche Bedarfssteigerung auf 3 bis 4% geschätzt wird. Dies würde eine Verdrei- bis Vervierfachung der Baumwollnachfrage vom Jahr 2000 an gerechnet bis zum Jahr 2050 bedeuten.

Der Baumwollmarkt an sich ist vergleichsweise klein. Bei einer erwarteten Ernte von 103 Mio. Ballen ergäbe sich ein saisonaler Gegenwert von knapp 25 Mrd. USD, was in etwa der Marktkapitalisierung eines einzelnen DAX-Wertes entspricht. Das wiederum führte und führt dazu, dass der Baumwollmarkt mit relativ geringem Kapitaleinsatz beeinflusst werden kann. Ein Investment in Baumwolle sollten deshalb auch nur nervenstarke und risikofreudige Anleger wagen.

Aktuell erscheint ein Einstieg in den Baumwollmarkt ohnehin wenig sinnvoll, da eine Performance von zuletzt 70% nicht endlos fortgeführt werden wird. Interessierte Anleger sollten sich Baumwolle jedoch auf die Watchlist setzen und bei wieder fallenden Preisen den Schritt an den Zertifikatemarkt wagen. Denn auch bei der Baumwolle gilt: kommt Zeit, kommt Rat! – Der kommt aber auch nur, wenn man überhaupt einmal von dieser Investmentmöglichkeit etwas detaillierter erfahren hat – was Sie hiermit haben.

Hätten Sie’s gewusst?:

Die Baumwollpflanze oder schlicht Baumwolle ist eine Gattung aus der Familie der Malvengewächse. Aus den Samenhaaren der Sträucher wird die Naturfaser Baumwolle gewonnen.
Die Ägypter waren vor etwa 14.000 Jahren die ersten, die mit Baumwolle gearbeitet haben.
Die Baumwollproduktion in den Südstaaten der USA, wie wir Westeuropäer sie vor allem aus Verfilmungen wie „Vom Winde verweht“ kennen, schaffte erst um 1790 den Durchbruch. Diese profitierte dabei von der Erfindung der Egreniermaschine („Cotton Gin“) im Jahr 1793. Die Cotton Gin ist eine Maschine zur Entkörnung von Baumwolle, die die Baumwollfasern von den Samenkapseln und den manchmal klebrigen Samen trennt. Erst die Erfindung der Cotton Gin ermöglichte in den Südstaaten der USA den Baumwollanbau im großen Stil.
Die Bedeutung dieser Erfindung wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass allein von 1790 bis 1800 der jährliche Baumwollexport aus South Carolina von weniger als 10.000 auf mehr als 6 Mio. Pfund anwuchs.

Der Spruch der Woche:

„Der Himmel ist dort, wo die Polizisten Briten sind, die Köche Franzosen, die Mechaniker Deutsche, die Liebhaber Italiener und alles von den Schweizern organisiert wird. Die Hölle ist dort, wo die Köche Briten, die Mechaniker Franzosen, die Liebhaber Schweizer und die Polizisten Deutsche sind und alles von den Italienern organisiert wird.” – unbekannter Verfasser
Ein wohl eher ironisch gemeinter Ausspruch zum bunten Völkergemisch in Europa und der klischeehaften Eigenschaften der verschiedenen Nationen.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten spätestens am Samstag, den 19. Dezember 2009.

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© Tim Roedel
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