Rhein-Wied-News: Schweinegrippe-Anstieg in RLP: Grund zur Panik oder Chance zur Geschäftemacherei?

Seit Mitte November ist Rheinland-Pfalz das Bundesland mit der höchsten Anzahl von Neuinfektionen: Zur Zeit erkranken rund 2.500 Personen pro Woche am H1N1-Virus. Das sind gut 60 Neuerkrankte pro 100.000 Einwohner - oder anders ausgedrückt: Die Wahrscheinlichlichkeit einer Infektion liegt bei etwa 0,06 Prozent. Und diese Zahl beantwortet die Frage im Titel: Nein, Grund zur Panik besteht, jedenfalls zum heutigen Zeitpunkt, nicht! Nur als Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, an einer "normalen" Virusgrippe zu erkranken, liegt bei fast 0,5 Prozent, also rund 12 mal höher! Hinzu kommt, dass die Schweinegrippe eher ein perfektes "Geschäftsmodell" als eine lebensgefährliche Krankheit ist ...

Die "normale" Influenza (also Grippe) bringt meist einen schwereren Krankheitsverlauf mit sich, als die bisher weitgehend mild verlaufende Schweinegrippe. Woher stammt also die Angst vor dieser Erkrankung, während andere Krankheiten, die weitaus bedrohlicher sind (Herz-Kreislauf, Krebs, Aids, ...) völlig aus den Schlagzeilen verschwunden sind?

Am 11. Juni 2009 dürfte in manchen Vorstandsetagen gejubelt worden sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte mit Phase 6 die höchste Warnstufe ausgerufen, die Schweinegrippe war offiziell eine Pandemie. Was für viele Menschen vor allem ein Horrorszenario ist, war für einige Pharmaunternehmen ein Glücksfall. Sie hatten viel Geld dafür ausgegeben, sich auf genau diese Situation vorzubereiten. Nun stand ihnen ein Milliardengeschäft bevor:

Der Pharmariese Glaxo-Smith-Kline, der gleich zwei verschiedene Musterimpfstoffe für den Fall einer Pandemie vorbereitet hat, kommt bei den Bestellungen kaum hinterher. Allein die deutsche Regierung hat 50 Millionen Dosen "Pandemrix" geordert. Insgesamt 291 Millionen Dosen seien aus über 50 Ländern bestellt worden, sagt eine Sprecherin. Tendenz steigend. Das Unternehmen mit mehr als 100.000 Arbeitnehmern hat 2008 24 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht. Die Pandemie dürfte das deutlich erhöhen.

Ob das Schreckenszenario eines mutierten Virus, das gefährlicher ist als die saisonale Grippe, tatsächlich wahr wird, ist dabei gar nicht wichtig. Was zählt, ist die Angst davor. Ist die Maschinerie einmal im Gang, werden die Impfdosen hergestellt und an die Regierungen ausgeliefert. Sollte die Grippe am Ende doch harmloser verlaufen als erwartet und sollten sich viele Menschen gegen eine Impfung entscheiden, ist das nicht das Problem der Pharmafirmen. Sie werden dafür bezahlt, die Länder für die Eventualität zu rüsten.

Wie viel die Bundesländer pro Impfstoffdosis zahlen, ist offiziell zwar nicht zu erfahren, denn die deutschen Verträge enthalten eine Geheimhaltungsklausel! Dies an sich ist eigentlich bereits ein Skandal, denn bezahlt wird natürlich mit Steuergeldern! Aus Unternehmenskreisen heißt es, es sei nicht viel mehr als der saisonale Impfstoff, der jedes Jahr für knapp acht Euro verkauft wird. Einzelne Politiker sprechen von 10 bis 15 Euro. Das ist nicht viel, aber bei hunderten Millionen Dosen dürfte Glaxo-Smith-Kline dennoch einige Milliarden Euro an der Schweinegrippe verdienen.

Bei diesen immensen Summen ist es kein Wunder, wenn Kritiker auf den Plan treten. Der Bundestagsabgeordnete und Lungenarzt Wolfgang Wodarg (SPD) etwa spricht von einem Geschäft mit der Angst. ...

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Es gehe allein darum, Milliarden an Steuergeldern locker zu machen.

Kritik gibt es auch von höchst kompetenter Stelle: "Man hätte früher und intensiver nach einem universellen Impfstoff gegen Grippeviren suchen können", sagt etwa Stefan Kaufmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin. "Aber für Pharmafirmen ist es natürlich attraktiver, jedes Jahr einen neuen Impfstoff zu verkaufen." Im Gegensatz zu HIV wisse man über die Abwehrmechanismen gegen Influenzaviren enorm viel. "Da sind die Dinge eigentlich auf dem Tisch. Rein technisch dürfte ein universeller Grippeimpfstoff deswegen machbar sein." Sollten Forscher, Politiker und Pharmaunternehmer die Schweinegrippe zum Anlass nehmen, sich für einen solchen Impfstoff der gegen verschiedenste Influenzaviren schützt, einzusetzen, dann hätten am Ende vielleicht alle etwas zu Jubeln. Nicht nur die Vorstände einiger Pharmaunternehmen.

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