Bedrohung durch Moskau?

Interessierte Kreise malen auf der Titelseite eine „Bedrohung durch die Moskauer Politik“ („Die Zeit“) an die Wand. Da sollten wir uns daran erinnern, dass selbst die demokratischste aller Demokratien, die Weimarer Republik, mit dem despotischsten aller Despoten, Josef Stalin, ihr Auskommen fand. Dieser war gewiss skrupellos, aber weder ein Deutschenhasser noch so einfach gestrickt, wie man ihn gerne darzustellen versucht. Das verdeutlicht das Gespräch, das der Schriftsteller Emil Ludwig am 13. Dezember 1931 mit Stalin führte. Es ist in Band 13 der „Werke“ Stalins abgedruckt.

Auf Ludwigs Feststellung, er beobachte „in der Sowjetunion eine außerordentliche Hochachtung für alles Amerikanische“, entgegnet Stalin: „Bei uns gibt es keinerlei besondere Hochachtung für alles Amerikanische. Aber wir achten die amerikanische Sachlichkeit in allem, in der Industrie, in der Technik, in der Literatur, im Leben …“

Stalin lenkt das Gespräch auf Deutschland: „Aber wenn schon von unseren Sympathien für irgendeine Nation, oder richtiger für die Mehrheit irgendeiner Nation, die Rede ist, so müssen wir natürlich über unsere Sympathien für die Deutschen sprechen. Zu diesen Sympathien stehen unsere Gefühle für die Amerikaner in keinem Vergleich!“

Ludwig fragt: „Warum gerade für die deutsche Nation?“

Stalin: „Allein schon deshalb, weil sie der Welt solche Männer wie Marx und Engels gegeben hat. Es genügt, dies als Tatsache zu konstatieren.“

Darauf Ludwig: „In letzter Zeit machen sich bei einigen deutschen Politikern ernste Befürchtungen bemerkbar, dass die Politik der traditionellen Freundschaft zwischen der UdSSR und Deutschland in den Hintergrund gedrängt werden könnte.“

Stalin zerstreut die Bedenken: „Was ist vom Standpunkt der Deutschen das Gefährlichste, was eintreten könnte? Eine Änderung in den Beziehungen zu den Deutschen, eine Verschlechterung der Beziehungen? Dafür liegt aber keinerlei Grund vor.“

Zehn Jahre später lagen beide Länder im fürchterlichsten Ringen. Statt der Dividenden deutsch-russischer Partnerschaft hielt der Tod reiche Ernte. Fast jede deutsche und fast jede russische Familie weiß ein Lied davon zu singen.

Gleichgültig, wer in Russland regiert, wir sollten uns nie wieder in Auseinandersetzungen mit ihm führen lassen. Schon gar nicht wegen des russisch-ukrainischen Gasstreits oder des Georgien-Konflikts, die beide von Marionetten Washingtons befeuert werden.

Dr. Gerhard Frey

21.08.2009: | | | |

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