125 Jahre DZ-Bank: Für viele Anleger kein Grund zum Feiern

Frankfurt, 4.12.2008. Die DZ-Bank feiert: Das genossenschaftliche Spitzeninstitut blickt auf eine 125-jährige Geschichte zurück. Prominente Redner wie Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sollen der Veranstaltung einen würdigen Rahmen geben. Doch der Festakt findet hinter verschlossenen Türen statt. Aus gutem Grund, sind sich die Anlegerschützer sicher, die zahlreiche Geschädigte dieses Instituts vertreten: „Während da drin mit geladenen Gästen gefeiert und geschlemmt wird, stehen wir mit dem Totalverlust unserer Altersvorsorge wie ein Bettler vor der Tür“.

Die Situation ist für viele Anleger an Bitterkeit kaum zu übertreffen: Auf Anraten ihrer Volks- und Raiffeisenbanken haben rund 20.000 gutgläubige Bankmitglieder vor rund 15 Jahren in geschlossene Immobilienfonds der DG-Anlage investiert. Die DG-Anlage ist eine Tochtergesellschaft der heutigen DZ-Bank. Eine sichere, solide Geldanlage wurde versprochen – und weil die genossenschaftlichen Banken vor Ort zu dieser Zeit noch hohes Vertrauen genossen, haben zahlreiche Bürger diese vermeintlich sichere Investition als Altersvorsorge gewählt.
Die meisten dieser Immobilienfonds haben seit ihrer Auflegung vor 15 Jahren nie ausgeschüttet. Das eingezahlte Kapital ist in der Zwischenzeit „aufgefressen“ und die Fonds sind quasi pleite. Diese Situation sicherte schon rund ein Jahr vor der Finanzkrise durch, nachdem die Verantwortlichen mehrere Jahre mit versucht hatten, die tatsächlichen Fakten zu verschleiern.

Während die Vertreter der DZ-Bank und der lokalen Banken beim Verkauf der Anteile argumentiert hatten, ein Ausfall sei praktisch unmöglich, weil man sich im genossenschaftlichen Finanzverbund getreu dem genossenschaftlichen gegenseitig aushelfe, weist heute sowohl die DZ mit ihrer Tochter DG-Anlage als auch die regionalen Banken jede Verantwortung von sich.

„Das ist ein klassischer Fall von Missmanagement, bei dem keiner der Verantwortlichen bereit ist, für die von ihm verursachte Misere gerade zu stehen“, beklagen die Geschädigten-Vereinigungen.
Während das Fondsmanagement das Marktumfeld als Grund für das Scheitern der Fonds sieht, bescheinigen die von Geschädigten-anwälten in Auftrag gegebenen Gutachten, dass „das Fondskonzept in sich nicht stimmig war und die prognostizierten Erträge auch bei eintreten aller unterstellten Annahmen nicht zu erwirtschaften gewesen wären“. Ferner seien die Fonds-Immobilien größtenteils zu völlig überhöhten Preisen eingekauft worden - pikanterweise von anderen Firmen des genossenschaftlichen Verbundes.

„Anstatt das eigene Versagen einzusehen und nach einer Entschädigungslösung zu suchen, gibt die DZ-Bank lieber immense Summen für die teuersten Anwälte aus, um gegen die Anleger zu kämpfen, die diesem Haus ihr Erspartes anvertraut haben“, sagt ein Geschädigter. „Das DZ-Bank-Management hat den Bezug zur Basis völlig verloren und offensichtlich vergessen, dass ihr Haus von den einzelnen genossenschaftlichen Banken getragen wird – und diese wiederum von ihren Mitgliedern. Ich bin eines davon und muss zusehen, wie da drin mein Vermögen vervespert wird, während ich mit Altersarmut zu kämpfen habe.“

Der Empfang für geladene Gäste findet um 17.00 Uhr in der alten Oper in Frankfurt statt. Vor den Türen wollen die verzweifelten Anleger demonstrieren und hoffen auf Gehör.