Hartz IV und Armut: Grundrecht auf ein würdiges Leben wird verletzt

Eine Studie der evangelichen Akademie Bad Boll zeigt, dass fast alle Empfänger von Hartz IV-Leistungen in Baden-Württemberg finanzielle Not empfinden und sich zwei Drittel gesellschaftlich ausgegrenzt fühlen.

Die Studie belege, so die Auftraggeber der Hans-Böckler-Stiftung, dass die beabsichtigte Wirkung der Hartz IV Gesetze »politisches Wunschdenken« sei und Erwerbslose ihre Situation als »zunehmend perspektivlos« empfänden. Ziel der Untersuchung war, »die große Zahl erwerbsloser Menschen zu Wort kommen zu lassen und die Aufmerksamkeit auf ihre Lebenslage zu lenken.«

Tatsächlich bringt die Studie zu Tage, dass sich 90 Prozent der Befragten in einer finanziellen Notlage sehen. Dies wirkt sich auch belastend auf familiäre und soziale Beziehungen aus. So gaben 67 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass ihre Partnerschaft durch die Arbeitslosigkeit »ziemlich oder stark belastet« werde, über die Hälfte klagte über den Verlust der Lebensfreude.

Die Auftraggeber der Studie ziehen daraus den Schluss, dass »das Grundrecht auf ein würdiges Leben (Grundrechte §1.1), in dem die physische und psychische Existenz materiell gesichert ist«, verletzt wird.

Zudem bestätigt selbst die Bundesregierung in Ihrem 3. Armuts- und Reichtumsbericht 2008, den Zusammenhang zwischen Armut und erhöhten Krankheitsraten. Leider erwähnt die Bundesregierung die folgenden Zusammenhänge in Ihrem Armutsbericht nicht:

Bei armen Menschen nimmt die Sterblichkeit deutlich zu. Demnach erreichen 31 % der von Einkommensarmut betroffenen Männern das 65. Lebensjahr nicht.

Durch den psychosozialen Stress und Ausgrenzung nehmen psychische Erkrankungen wie z,B. Angstzustände, Depressionen und Psychosen durch Armut und Arbeitslosigkeit deutlich zu (ASG-Studie 2008 der Mainzer Universität)

Im Vergleich zu Erwerbstätigen ist die Suizidquote bei Arbeitslosen 20-fach höher!

Es ist mittlerweile eindeutig belegt (Kassenärtzliche Bundesvereinigung), das arme Menschen, allein weil Sie sich die Praxisgebühr nicht leisten können, deutlich weniger zum Arzt gehen. Krankheiten bleiben somit immer länger unbehandelt!

Heranwachsende aus armen Familien weisen in allen Bereichen von Gesundheit und Lebensqualität die schlechtesten Ergebnisse vor. Und trotzdem ist der Arztbesuch auch für Kinder nicht kostenlos!

Eine ausgewogene Ernährung ist mit Arbeitslosengeld II schlichtweg nicht möglich!

Neben den Langzeitarbeitslosen sind auch immer mehr alte Menschen derart von Armut betroffen, dass sie Ihre Strom- und Heizkosten nicht mehr bezahlen können und somit beispielsweise im Winter in kalten Zimmern sitzen müssen!

Neben diesen Punkten und dem Armutsbericht 2008 der Bundesregierung, zeigt vorallem die Umfrage bei Hartz IV - Empfängern, dass der Regelsatz der Grundsicherung deutlich erhöht werden muss!

Ich denke, es liegt in der Verantwortung von uns allen, das eine menschenwürdige Existenzsicherung möglich wird.

Zudem sollte doch eine respektvolle Diskussion zum Thema Hartz IV und Armut möglich sein. Leider sind es immerwieder führende Politiker, die falsche, stigmatisierende und diskriminierende Statements abgeben. Daran sollten wir bei der nächsten Wahl denken!

Arbeitslosigkeit ist ein gesamtgesellschaftlichtes Problem und darf nicht als Folge individuellen Fehlverhaltens gedeutet werden! Es kann jeden treffen, auch Sie und Sie und Sie… dann benötigen auch Sie die Solidarität aller Bürger und nicht nur die, der so wichtigen sozialen Einrichtungen!

Studie der ev. Akademie Bad Boll
http://www.ev-akademie-boll.de/fileadmin/res/otg/08-11-Ames.pdf

QuerKopf - http://sbubele.wordpress.com