Kaupthing - Krise: Widerstand gegen die Tatenlosigkeit bündelt sich

Nachdem vorgestern beim deutschen Ableger der isländischen Bank in Frankfurt die Lichter ausgingen, versuchten die Betroffenen der Kaupthing-Krise verzweifelt Stellungnahmen zur Einschätzung der Situation zu erhalten. Nach Berichten der Betroffenen wurden dabei unter anderem die Bank selbst, jedoch insbesondere nach Verhängung eines Moratoriums durch die BAfin auch staatliche Stellen kontaktiert, darunter unter anderem das Bundesministerium der Finanzen, die Bundeskanzlerin, der Bundesfinanzminister, das Bundeskanzleramt und selbstverständlich die BAfin. Die verständliche Suche der Betroffenen traf jedoch auf kein Gehör und wurde vielfach damit abgetan, dass man abzuwarten hätte.

Dieses Abwarten erscheint jedoch vor dem Hintergrund des beherzten Einschreitens anderer EU-Regierungen dessen Bürger von der Kaupthing-Krise betroffen sind (so unter anderem Schweden, Niederlande und England) für die Betroffenen in Deutschland kaum vertretbar und schier unglaublich. Erst vor kurzer Zeit ließen sich die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister mit den Worten zitieren, dass sie den deutschen Sparern helfen werden und ihre Interessen konsequent wahrnehmen würden. Berechtigt erscheint daher die Frage eines Betroffenen: "Wo bleibt das angekündigte, entschlossene Handeln der Bundesregierung?" Er fügt hinzu: "Ich möchte klarstellen, dass wir nicht in Aktien, Zertifikate oder ähnliches investiert haben. Wie viele andere Bürger auch, haben wir lediglich ein, wie alle Bundesbürger glaubten, fast risikoloses Tagesgeldkonto oder ein Festgeldkonto bei der Kaupthing geführt."

Die Kaupthing Bank gehört zwar nicht dem deutschen, wohl aber dem isländischen Einlagensicherungsfonds an. Beide, sowohl der deutsche als auch der isländische, Fonds sind Ausfluss einer EWR-Richtlinie, die die EU zum Schutze der Bürger erlassen hat und basieren daher auf den gleichen Prinzipien. Es sollte daher auch keine Veranlassung bestehen, dass das Vertrauen der Bürger in die Kaupthing Bank unberechtigt gewesen sei, so ein Finanzmarkt-Experte. Zudem, so der Experte weiter, ist es doch keineswegs in der jetzigen Situation zielführend und konstruktiv, auf die Betroffenen mit dem Finger zu zeigen und aus Rechthaberei und Besserwisserei, den Betroffenen Gier bei der Wahl der Bank zu unterstellen. Die von der Bank angebotenen 5,65 % auf ein Tagesgeldkonto stellen bei Weitem nicht die Spitze der Renditen dar. So werden von anderen Banken 7 % und mehr angeboten.

Die derzeitige unklare rechtliche Situation der Betroffenen (wir berichteten bereits heute morgen, siehe http://pressemitteilung.ws/node/137892) und die Tatenlosigkeit des deutschen Staates führte nun jüngst zur Etablierung eines Forums der Betroffenen: http://kaupthingedge.foren-city.de/ bzw. http://www.kaupthing-krise.de . Nach Aussage der dort agierenden Betroffenen findet dort ein reger Austausch statt. Es werden Aktionen geplant, Informationen gebündelt und Tipps gegeben.

Im Interesse aller Anleger und Sparer in Deutschland gilt es, die Öffentlichkeit für diesen Fall zu sensibilisieren und ein rasches und entschlossenes Handeln der Regierung zu erreichen. Schließlich steht das Vertrauen der Bürger derzeit auf relativ wackeligen Füßen.