Das Tor zur Ewigkeit - Roman

Das Buch “Das Tor zur Ewigkeit” beschreibt die Erfahrungen der Autorin als freiberufliche Journalistin in der Türkei und das Empfinden der “Islamischen Welt” gegenüber der “Industralisierten Welt”. Jahrtausendalte Zivilisation und Kultur werden in der westlichen Berichterstattung in den Hintergrund gedrängt und die bedingungslose Übernahme des eigenen Lebenssystems als richtig empfunden und diktiert. Doch die schmerzhafte Erfahrung aus der Vergangenheit, dem Aufprall von “technisiertem Know How” und “traditionellem Denken und Empfinden”, lassen eine nahtlose Adaption der Muslime an das Gegenwärtig Seiende noch nicht zu. Nicht bevor die Politiker und Medien in der “westlichen Hemisphäre” von “Senden einer Nachricht” auch auf “Empfangen einer Nachricht” umschalten und den Muslimen und Gläubigen einer anderen Religion zugestehen, für sich selbst sprechen zu dürfen und ihre eigene Sichtweise der Dinge mitzuteilen.

Auszug aus Das Tor zur Ewigkeit von Cornelia Arbaoui

Die Party bei den Avcars zählte wohl zu den Schönsten, die ich in meinem Leben gesehen und kennengelernt habe. Ein ausgewähltes Publikum fuhr in schicken Wagen vor und wurde von livrierten Dienern empfangen. Die Gastgeber empfingen ihre Freunde und Verwandten herzlich und luden dazu ein am Swimmingpool zu verweilen oder sich am Gartenbüfe zu erfreuen, das ausgreicht hätte, um eine ganze Armee zu versorgen. Champagner und Cocktails flossen in Strömen, trotzdem artete die Gesellschaft nicht in Trunkenheit aus und bewahrte sich ihren Stil. Frauen traten in kostbaren Abendkleidern auf und Männer unterhielten sich im guten Umgangston über die Poltik, das Pferdewettrennen oder über das Wetter. "Es soll wieder etwas kühler werden, sagen die Wetterpropheten." "Gut, dann muß ich meine Radieschensamen eben im Wintergarten säen," antwortete von irgendwo eine Stimme her. Camille trat in ihrem legendären Schwarz auf, daß in seiner Schlichtheit ergreifend wirkte. Auch die Verneinung von allem Edlen und Schmückenden kann die Vorzüge einer schönen Frau zur Geltung bringen. Die junge Frau wirkte geheimnisvoll und zog die Aufmerksamkeiten der Männerwelt in ihren Bann. Im Hintergrund spielte ein kleines Orchester klassische Musik und überall waren Lampions aufgehängt, die ihre bunten Lichter auf den Gehweg oder den gut gepflegten Rasen warfen. Mehmet bemühte sich, ganz Sohn aus gutem Haus, die Gäste zu unterhalten und wanderte von Grüppchen zu Grüppchen, um sich im Smal-Talk zu üben und schmeichelnde Aufmerksamkeiten nach rechts und links hin zu verteilen. "Also dieser Schnitt ganz raffiniert. Wie Dior und in Paris erstanden? Ach, und den Eifelturm gleich mit, als Geschenk für den Garten? Wie? Der Nachbar hat sich beschwert? Na, dann doch lieber wieder zurück zum guten alten Zwerg." "Was die Jacht hat einen Schaden erlitten? Ach so, nur der Lack, na dann wird das gute Stück ja bald wieder seetüchtig sein, ihr Piraten." Mehmet, dem ein anthrazitfarbener Anzug mit altrosfarbenen Hemd ganz hervorragend stand, war auf Schritt und Tritt von schönen Frauen umgeben und es war leicht auszumachen, daß einige der hochbeinigen Giraffen zu seinen ehemaligen Bettgenossinnen zählten. Man konnte die Intimität im Umgangston geradezu körperlich verspüren. Mehmet strahlte die nötige Distanz aus, um sich zu verwahren und stellte anderseits die Nähe her, die es brauchte, um das weibliche Geschlecht nicht zu verstören. Ein junges Blondchen, wie ich später erfuhr Photomodell aus einem Hochglanzmagazin, mißachtete die so wohl einstudierte Etikette und hängte sich kumpanenhaft bei dem schönen Mann ein. Triumphierend blickte sie sich in der Runde um und demonstrierte ganz offensichtlich, "Seht her, er ist mein." Camille, die sich urplötzlich am Ort des Geschehens befand, noch ehe Mehmet den Vorfall klären konnte, stand im Rücken der jungen Dame und drohte auf türkisch das Messer zu zücken, wenn Madame Schlampe nicht sofort das Feld verläßt. Die andere sah es überhaupt nicht ein, von ihrer Eroberung loszulassen und klammerte sich nur noch mehr an dem Mann fest. Mit groß aufgerissenen Augen schrie sie laut vor sich hin, "Mein Gott ruft die Polizei, da rückt mir eine Kranke auf den Leib." Der Auftritt war perfekt und Mehmet blitzte Camille mit wütenden Augen an. Gut er hatte es verpaßt, sie bei den meisten seiner Freunden vorzustellen, aber es war ja noch früh am Abend und alles sollte sich harmonisch in das Gesamtbild fügen, ein permanentes, "darf ich Camille vorstellen, bla bla bla," wirkte einfach nur lächerlich und gestellt. Warum hatte sie den seinem männlichen Abwehrvermögen nicht genügend vertraut? Was hätte er denn davon gehabt ihre Liebe mit einem solchen blöden Weibsbild am Arm bloßzustellen? Das hieße ja, ihn zu einem Unmenschen zu entstellen.
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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.