Ein Kandidat des Westens weniger

Garri Kasparow verzichtet auf Kandidatur bei den russischen Präsidentschaftswahlen

Von Hans-Werner Klausen

Der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow, der im Sommer 2006 das Anti-Putin-Bündnis "Drugaja Rossija" gegründet hatte und die Absicht hatte, im März 2008 für das Amt des Präsidenten der Russischen Föderation zu kandidieren, gab am 12. Dezember 2007 seinen Vezicht auf die Kanidatur bekannt. Als Grund gab Kasparow formale Probleme an.

Die Zeitung "DIE WELT" berichtete: "Die Behörden hätten seinem Bündnis Anderes Russland mehrfach Steine in den Weg gelegt, sagte Kasparows Sprecherin Marina Litwinowitsch. So sei es nicht möglich gewesen, eine Halle für das erforderliche Nominierungsverfahren anzumieten. Donnerstag war der letztmögliche Tag für eine solche Nominierungskonferenz. Kasparow ist einer der prominentesten Kritiker von Präsident Wladimir Putin.

Die Regierung habe Druck auf potentielle Vermieter in Moskau ausgeübt, erklärte Litwinowitsch. „Die Behörden haben so viele Hürden wie möglich errichtet, um uns zu stoppen“, sagte sie."

Für die russischen Präsidentenwahlen bedeutet Kasparows Verzicht zunächst einmal, dass es aus den Reihen des prowestlichen Teils der russischen Opposition einen potentiellen Kanidaten weniger gibt. Zu den Persönlichkeiten, die bisher ihr Interesse an einer Kanidatur erklärt haben, gehören neben Kasparow der Ex-Dissident Wladimir Bukowski, der ehemalige Zentralbank-Chef Viktor Geraschtschenko, der ehemalige Regierungschef Michail Kassjanow, Boris Nemzow von der "Union der Rechten Kräfte" und Grigori Jawlinski von der Partei Jabloko. Zu Dmitri Medwedjew, dem Kanidaten der Partei "Einiges Russland" gibt es noch weitere Alternativkanidaten, doch das vermeintliche Gütesiegel "Demokrat" (ein Gütesiegel für den westlichen Medienkonsumenten; für die meisten Russen ist "Demokrat" seit der Jelzin-Ära ein Schimpfwort) wurde Gennadi Sjuganow von der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation oder Wladimir Schirinowski von der Liberaldemokratischen Partei Russlands von der veröffentlichten Meinung des Westens bisher verweigert.

Wie viele prowestliche Kanidaten bei der Präsidentenwahl tatsächlich antreten werden, wird sich noch zeigen. Die prowestlichen liberalen Politiker dürften in westlichen Redaktionsstuben, Think Tanks, Abgeordnetenbüros, Stiftungen, "Nichtregierungsorganisationen" und staatlichen Dienststellen mehr Anhänger haben als in Russland. Die ausländischen Gönner der russischen "Demokraten", (zu diesen Gönnern könnte sich vielleicht noch der nicht unbekannte Boris Beresowski, dem das Vereinigte Königreich Unterschlupf gewährt, gesellen), werden kaum Neigungen verspüren, in mehrere chancenlose Kanidaten gleichzeitig zu investieren.

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14.12.2007: | | | | | |